ENTERING POLARIS – Myths In Motion / Songs Of Ivory And Obsidian
2024 (Freya Records) - Stil: Progressive Metal (Myths In Motion) / Progressive Acoustic Rock (Songs Of Ivory And Obsidian)
Nach 2023 gibt es abermals einen Doppelpack von ENTERING POLARIS. Die beiden Alben werden zusammen veröffentlicht, sind aber musikalisch wiederum sehr unterschiedlich ausgerichtet.
Der erste Teil ´Myths In Motion´ ist am Metal angelehnt, bringt aber alle möglichen Einflüsse mit in die Musik. ´To Quarters Vast And Furious´ beginnt kurz klassisch, dann wird nach einem Break in hoher Geschwindigkeit gitarristisch gedudelt, wie einst bei Yngwie Malmsteen. Tom “Tee” Tas heißt der Verantwortliche an der Gitarre. Der belgische Gitarrist ist Kopf von THORIUM, war aber auch mal bei OSTROGOTH. Hier hat er wieder eine ganze Reihe von Sängern eingeladen, die ihn bei seinem progressiven Konzept unterstützen. Das schnell beginnende ´Heresy´ folgt bombastisch über neun Minuten mit Gesangseinlagen zwischen gegrowlt und geshouted. Tim ‘Ripper’ Owens (JUDAS PRIEST, WINTER’S BANE) und Sindre Nedland (IN VAIN) teilen sich den Gesang.
Mit Damian Wilson (THRESHHOLD), Tom Englund (EVERGREY) und Roy Khan (KAMELOT, CONCEPTION) sind viele Sänger an Bord. Auch eine lange Liste an weiteren Musikern. Das schöne ´The Vitruvian Man, pt. 1´ mit Sängerin ist etwas geradliniger als die anderen, oft ausufernden Titel. Zwischen bombastischen Chören und technisch komplexem Metal bewegt sich ´Building Rome In A Day´ (das auch eingängige Parts á la THRESHOLD oder FATES WARNING bietet), ´Reign In Hell´ und ´A Friend In Time´ sind härter und auch etwas straighter ausgelegt.
´Clockwork´ bringt es dann auf über 20 Minuten und wird zu einer kleinen Geduldsprobe, weil sehr viel Unterschiedliches in den Song gepackt wird. Insgesamt kein einfach konsumierbares Werk über die 60 Minuten, aber für Progressive Metaller lohnt sich die Auseinandersetzung auf jeden Fall. Denn Tom Tee und seine vielen Mitstreiterinnen und Mitstreiter musizieren auf jeden Fall auf hohem Niveau. Der erste Teil ´Myths In Motion´ erfordert aber ein gehöriges Maß an intensivem Zuhören, auch wegen der Vielzahl unterschiedlicher musikalischer und gesanglicher Ansätze.
Teil 2, ´Songs Of Ivory And Obsidian´, ist dann ganz anders musikalisch strukturiert. Es gibt vor allem Songs des vorherigen Doppelschlags ´Atlantean Shores / And Silently The Age Did Pass´ hier im akustischen Gewand. Franky De Mangelaere, auch aus Belgien, der so gut wie alle Musikrichtungen schon eingespielt hat, ist hier mit seinem Piano und seinen Arrangements neben Tom Tee und den Sängerinnen und Sängern im Mittelpunkt. Der sanfte Ansatz wird von Streichern unterstützt.
Tom Englund darf den schönen Opener ´Ere We Sleep Under the Soil´ gesanglich begleiten. Der akustische Ansatz ist auf jeden Fall schneller zugänglich als das harte erste Album, allerdings wo bei ´Myths In Motion´ zu viel reingepackt wurde, ist hier auf Dauer die Abwechslung etwas zu überschaubar. Höhepunkte sind sicher ´Glacier´, gesungen von John Yelland von der Power Metal Band JUDICATOR und Goldkehlchen Roy Khan, begleitet von der voluminösen Audrey Dandeville, mit ´Do Raindrops Aspire To Be Oceans´, ursprünglich von ´Atlantean Shores´.
Insgesamt eine interessante Doppelpackung. Wo ´Myths In Motion´ manchmal zu gewollt komplex ist, kann ´Songs Of Ivory And Obsidian´ gut ergänzen. Allerdings ist der zweite Durchgang manches Mal zu durchschaubar.
(7,75 Punkte)