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THE VELVET UNDERGROUND – Loaded

~ 1970/2024 (Analogue Productions/Atlantic 75 Series) – Stil: Rock ~


THE VELVET UNDERGROUND hatten bis in das Jahr 1969 drei Studioalben veröffentlicht, ´The Velvet Underground & Nico´ (1967), ´White Light/White Heat´ (1968) sowie ´The Velvet Underground´ (1969), und warteten weiterhin auf den großen kommerziellen Durchbruch. Unterdessen widmeten sie sich mit Tourneen in den USA und Kanada ausgiebig ihren Live-Shows.

Zur gleichen Zeit begann ihr Plattenlabel “MGM”, sich von verlustreichen Formationen zu trennen. THE VELVET UNDERGROUND unterschrieben daher kurzerhand bei “Cotillion Records”, einem Unterlabel von “Atlantic Records”, und begannen mit den Studioaufnahmen ihres kommenden Werkes. Labelchef Ahmet Ertegün soll sie sogar gebeten haben, ein Album voller Hits zu kreieren, daher der Titel ´Loaded´.

Während sie in den “Atlantic Studios” von New York City aufnahmen, erhielten sie ein neunwöchiges und denkwürdiges Engagement im New Yorker Nachtclub “Max’s Kansas City”, in dem sie pro Abend zwei Sets spielten. Maureen Tucker stand allerdings als Schlagzeugerin nicht zur Verfügung, da sie ein Baby erwartete. Auch Sterling Morrison widmete sich derweil mehr seinem Studium als den Gitarrenparts im Studio. Daher übernahm Bassist Doug Yule, der erst seit dem Vorgänger zur Gruppe gehörte, viele ihrer Aufgaben. Lou Reed ermutigte ihn sogar im Studio zum Singen, so dass er sich bei vier Stücken auch noch die Lead-Stimme aufbürdete.

Als das Album bereits gemischt war, verließ Hauptkomponist/Sänger Lou Reed aufgrund einiger Unstimmigkeiten mit Manager Steve Sesnick die Gruppe. Die Anhängerschaft wurde allerdings nicht enttäuscht, denn ´Loaded´ erschien letztlich noch im November 1970 und Lieder wie ´New Age´, ´Rock And Roll´ und ´Sweet Jane´ kannten sie von den Live-Auftritten. Denn obwohl bereits der Vorgänger zugänglicher ausgefallen war, wandte sich die vierte Scheibe von THE VELVET UNDERGROUND mehr dem Poprock zu.

´Loaded´ erscheint derzeit zum 75-jährigen Jubiläum von „Atlantic Records“ im echten Goldstandard auf Vinyl.

Denn „Analogue Productions“ haben sich dem Jubiläum angeschlossen und veröffentlichen die Scheibe ihrerseits auf einem 180g schweren Doppel-Vinyl mit 45 rpm, natürlich gepresst bei „Quality Record Pressings“, vom analogen Original-Masterband von Ryan K. Smith gemastert, in einem aufklappbaren, massiven und glänzenden Gatefold Pocket Jacket.

Die bekannte Zusammenarbeit von „Acoustic Sounds“, „Analogue Productions“ und „Quality Record Pressings“ führt zu diesem fantastischen Sound, der diese Pressung gegenüber den bislang bekannten zweifellos herausragend tönen lässt. ´Loaded´ klang noch nie so NYC lebensecht. 

Klassisch konzipiert, fünf Songs pro Seite, 40 Minuten lang, tönen THE VELVET UNDERGROUND fast wie die berühmten Rock and Roll-Alben der Sechzigerjahre. Die dunkle Seite der Gruppe scheint vergangen, scheint mit jeglichem Dröhnen verschwunden.

Doch allein die sich längst in Auflösung befindliche Formation darf dem Anhänger der frühen VELVET UNDERGROUND sauer aufstoßen, musikalisch öffnen sie mit ´Loaded´ schlichtweg ein weiteres, abermals herausragendes Kapitel ihrer Geschichte.

´Who Loves The Sun´ schaut mit Doug Yules Gesang und viel “Bapapapaaa” als Anti-Beatles-Lied zu ´Here Comes The Sun´ zuerst aus dem Studio heraus. Das unsterbliche ´Sweet Jane´ wird hingegen noch in hundert Jahren aus der Dunkelheit herausstrahlen, angesichts seines unausrottbaren Riffs und trotz seiner Eingängigkeit; im gleichen Maße natürlich auch das herrlich unkomplizierte ´Rock & Roll´ über ein Mädchen namens Jennie, das im Alter von fünf Jahren den Rock and Roll entdeckt.

Dies sind bereits alles Lieder, die bis in alle Ewigkeit gespielt werden. Doch auch ´Cool It Down´ ist ein weiterer äußerst cooler Song von THE VELVET UNDERGROUND, so wie das von Doug Yule gesungene ´New Age´ eine neue Epoche beginnen mag. Einzig ´Head Held High´ besitzt jedoch nochmals die gewisse und erwartete Wildheit.

Der Anti-Country-Rock ´Lonesome Cowboy Bill´ punktet in der Folge zumindest mit entsprechendem Jodeln (yodel “ay-hee-ho”) und ´I Found A Reason´ mit gewichtigem Chorgesang (“Bah bah bah bah, bah bah bah bah”).

Als Antidote zu ´Up Around The Bend´ von Creedence Clearwater Revival schaut noch ´Train Round The Bend´ aus dem Studio, bevor die mächtige Drei-Akkorde-Hymne ´Oh! Sweet Nuthin’´ die Legende der Avant-Rocker und Proto-Punker THE VELVET UNDERGROUND manifestiert.

(Klassiker)

 

 

https://www.facebook.com/TheVelvetUnderground

 

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