~ 1967/2024 (Verve/Acoustic Sounds) – Stil: Jazz ~


Der Jazz-Saxophonist Stan Getz führte in den Sechzigerjahren das US-amerikanische Publikum an den Bossa Nova heran und feierte besonders mit ´Jazz Samba´ (1962), ´Jazz Samba Encore!´ (1963) und dem Kassenschlager ´Getz/Gilberto´ (1964) riesige Erfolge.

Da sein Plattenlabel „Verve Records“ weitere kommerzielle Erfolgsmeldungen erwartete, hoffte es demzufolge auf weitere Bossa Nova-Scheiben und veröffentlichte erst gar nicht sein reines Jazz-Album ´Nobody Else But Me´ (1964).

Erfreulicherweise durften einige Jahre später das experimentellere ´Voices´ (1967) und der künftige Jazz-Klassiker ´Sweet Rain´ (1967) das Licht der Öffentlichkeit erblicken.

Aufgenommen am 21. und 30. März 1967 mit Produzent Creed Taylor in den „Van Gelder Studios“, Englewood Cliffs, New Jersey, stand nämlich letzteres Werk zwar anfangs auch noch im Schatten der vorhergehenden großen Verkaufserfolge, doch solch ein perfektes Werk konnte nicht unbeachtet existieren.

Tenorlegende Stan Getz tat sich für dieses mit drei jungen Jazz-Schrittmachern zusammen, mit Pianist Chick Corea, Bassist Ron Carter und Schlagzeuger Grady Tate.

Diese bemerkenswerte und experimentierfreudige Besetzung aus jungen Männern sorgte für ein anfeuerndes Miteinander über schlicht fünf, meist überlange Kompositionen, denn weitere drei Kompositionen (´Mike’s Blues´, ´Nightingales Sang In Berkley Square´ und ´When The World Was Young´) werden seit der ersten Session unter Verschluss gehalten.

´Sweet Rain´ begeistert aktuell in einer Wiederveröffentlichung aus der „Acoustic Sounds Series“. In der beliebten Reihe aus dem selben Hause wie „Analogue Productions“ ist ´Sweet Rain´ durch Ryan K. Smith von den analogen Originalmasterbändern gemastert worden und wird auf einem durch „Quality Record Pressings“ gepressten 180g Vinyl, 33 ⅓ RPM, in einem wundervoll glänzenden und stabilen Tip-On-Gatefold mit wattierter Innenhülle frisch aufgelegt.

Mit ´Litha´ von Chick Corea legt das Quartett auf der A-Seite los. Die achtminütige Komposition soll die Freuden eines langen Sommers formulieren. Die von Stan Getz angeführte Melodie wechselt hierbei unentwegt zwischen Gemächlichkeit und Ruhelosigkeit. Chick Corea kann sich derweil wie einst Bill Evans beachtlich in Szene setzen, während sich der einmalige Ton des Tenorsaxophonisten Stan Getz auf seine schönste Weise präsentiert.

Noch sanfter, lyrisch erlesener spielt das Quartett die Bossa Nova-Ballade ´O Grande Amor´ von Antônio Carlos Jobim. Doch bereits der Klang von Stan Getz‘ Tönen führt wieder einmal zu großem Erstaunen. Die sinnliche Ballade ´Sweet Rain´ von Mike Gibbs fällt im Anschluss über ihre sieben Minuten keineswegs zurück. Sie leuchtet geradezu unter der Bearbeitung durch die sagenhaften Herren. Selbst Grady Tate mit seinen Pinselstrichen und Ron Carter mit seinen Saitenanschlägen sind unentbehrlich.

Mit dem Achtminüter ´Con Alma´ von Dizzy Gillespie beginnt das Quartett die B-Seite und haucht dem Song sogar bisweilen ein lateinamerikanisches Gefühl ein. Stan Getz übernimmt natürlich die Melodieführung, übergibt zwischendurch nochmal an Chick Corea und Ron Carter, ehe er selbst den großen Schlussteil des Songs bestreitet. Die neunminütige Komposition ´Windows´ von Chick Corea beendet letztlich das Werk in aller Komplexität, die jedoch zu keiner Sekunde vermittelt wird. Erstaunlich gefühlvoll und fingerfertig strebt das Quartett zu neuen Höhen seiner Ausdruckskraft.

Obwohl Stan Getz sechs Jahrzehnte lang zahlreiche brillante Alben aufgenommen hat, zählt ´Sweet Rain´ zu seinen großen Klassikern.

 

 

Stan Getz – Tenorsaxophon
Chick Corea – Klavier
Ron Carter – Bass
Grady Tate – Schlagzeug

 

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