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SKIP JAMES – Today!

~ 1966/2024 (Concord/Craft Recordings) – Stil: Blues ~


Der US-amerikanische Blues-Musiker Nehemiah Curtis „Skip“ James arbeitete in den frühen 1920er Jahren bei Straßenbautrupps, ehe er sich mit illegalen Jobs in den umliegenden Staaten von Mississippi durchs Leben schlug. Obwohl immer wieder Berichte über seinen Tod bis in die Heimat durchsickerten, kam er jedes Mal gesund und munter nach Mississippi zurück.

Skip James arbeitete aber auch als Straßenmusiker und gab Musikunterricht. Der Sänger und Gitarrist wurde für seine Falsettstimme sowie seine Fingerpicking-Technik geschätzt. Ein Talentscout vermittelte ihn daher Anfang der 1930er Jahre an „Paramount Records“, so dass er ab 1931 mit seinen ersten Aufnahmen Geschichte schreiben konnte. Da sich jedoch die Folgen der großen Wirtschaftskrise auch auf den Musikmarkt auswirkten, zog sich Skip James aus diesem zurück.

Die „Wiederentdeckung“ von Blues-Musikern wie Son House und Skip James fiel in die Zeit des Blues-Revivals der Vereinigten Staaten. Daher spürten Skip James in den 1960er Jahren einige Musikenthusiasten auf und überredeten ihn, im Juli 1964 beim „Newport Folk Festival“ aufzutreten. Ehe er 1969 im Alter von 67 Jahren starb, nahm er noch Studioalben für „Takoma Records“, „Melodeon Records“ und „Vanguard Records“ auf, obwohl er schon an den Folgen seines unbehandelten Krebses litt.

Zu den Höhepunkten dieser Ära und somit seiner Lebensgeschichte gehörte das Studioalbum ´Today!´ aus dem Jahre 1966. Denn nur sehr wenige Originalkopien seiner 78 rpm-Schallplatten aus den 1930er Jahren waren erhalten geblieben, so dass die Entscheidung von Skip James nicht verkehrt war, fünf Lieder seiner 78 rpm-Schallplatten auf ´Today!´ zu verewigen (´Hard Time Killin’ Floor Blues´, ´Special Rider Blues´, ´Drunken Spree´, ´Cypress Grove´ und ´I’m So Glad´).

Aktuell wird ´Today!´ in der neuen, von „Craft Recordings“ und „Acoustic Sounds“ aus der Taufe gehobenen „Bluesville Acoustic Sounds Series“ wiederveröffentlicht. Das bei „Quality Record Pressings“ auf 180g gepresste Vinyl, im komplett analogen AAA-Mastering durch Matthew Lutthans, erscheint samt Obi-Streifen für den Sammler in einer totenstillen, raumergreifenden Pressung.

Skip James zieht den Hörer umgehend in seinen Bann. Seine offene d-Moll-Stimmung ist für die Deltaregion recht ungewöhnlich, verleiht den Kompositionen allerdings eine gewisse Bedrohlichkeit, und seine untypische Blues-Stimme, seine fast ausschließlich verwandte Falsettstimme muss als Vollendung seines einmaligen Stils angesehen werden.

Alte Klassiker wie ´Hard Time Killin’ Floor Blues´ stehen neben frischen, autobiografischen und himmelhochflehenden wie ´Washington D.C. Hospital Center Blues´. Seine akustischen Spielereien sind dabei mehr als achtbar, entpuppt sich Skip James doch als unglaublich begabter Gitarrist und Sänger, der auch die schwarzen und weißen Tasten handhaben kann und sich bei ´How Long´ und ´All Night Long´ kurzerhand an das Piano setzt.

Ein Song ist dabei besser als der andere. Denn neben alten Klassikern wie ´Drunken Spree´ können auch neue wie ´Cherryball´ bestehen. Ein wahrer Klassikerreigen prasselt auf den Hörer ein, mit umgehend heranwachsenden wie ´My Gal´ oder zu diesem Zeitpunkt bereits unverwüstlichen wie ´Cypress Grove´ sowie Klassikern wie ´I’m So Glad´, die in der Folge sogar CREAM und DEEP PURPLE für ihre Debütalben aufnehmen.

(Klassiker)

 

 

Skip James – Gesang, Gitarre, Piano

 

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