CURSE THE SON – Delirium
~ 2024 (Ripple Music) – Stil: Stoner/Doom Metal ~
Ach, wie geil ich das doch finde, da bekomme ich einen Haufen MP3s hingeklatscht, wo gerade mal so die Titel erkennbar sind. Nichts ist in Reihenfolge und eine offizielle Song Reihenfolge steht auch nirgendwo geschrieben. Vielleicht muss ich noch etwas tiefer graben und weitergehend recherchieren, aber irgendwo reicht dann die Lebenszeit auch nicht mehr für solche Kleinlichkeiten aus. Ja, ihr mögt jetzt eventuell an meinen journalistischen Fähigkeiten zweifeln, an meinen Ambitionen, das mag auch alles richtig sein. Entweder man ist mit Herz und Seele Journalist und dann guckt man, dass man zumindest ein wenig davon auch professionell betreibt und erlernt oder man ist schlichtweg ein Schreiberwicht für ein Fanzine. Ein Musikliebhaber, der von seiner Leidenschaft getrieben wird und entsprechend Schallplatten anhört, sie bespricht und das Ganze wird dann irgendwo entweder auf Papier gedruckt oder im Internet hochgeladen. So wie in meinem Fall hier. Deswegen recherchiere ich nur grob, kann sagen, dass diese Band aus den USA ist, New Haven in Connecticut, offiziell seit 2007 besteht, aber 2001 schon eine eigenproduzierte CD auf den Markt geworfen hat, die ist natürlich nach über 20 Jahren nirgendwo mehr zu kaufen gibt. Seit 2017 veröffentlichen sie bei “Ripple Music” und das hier wird das dritte Album dort sein. Die Alben davor waren bei ganz kleinen Labels als Vinyl Editionen zu haben und sind entsprechend weg vom Fenster und das Machwerk von 2011 war irgendwie nur digital erwerbbar. Jetzt bin ich aus reiner Neugierde als allererstes bei einem Stück namens “R.I.P.” gelandet und klar, das kenn ich, WITCHFINDER GENERAL, 1982, auf ´Death Penalty´ das letzte Stück und als Live-Version auf der ´Soviet Invasion´-Maxi. Wenn das natürlich die Richtung vorgibt, dann bin ich höchst interessiert, denn dann habe ich es hier mit schmutzig düsterem 80er Jahre Doom zu tun, wie ihn einige meiner liebsten amerikanischen Bands damals produziert haben. PENTAGRAM, SAINT VITUS, TROUBLE, wir verstehen uns. Beim Weiterklicken treffe ich auf das instrumentale ´Riff Forest´ und werde ganz schön in Grund und Boden gebügelt. Der Song ist langsam und natürlich sehr urdoomig, zäh und brodelt, aber auch sehr reduziert und nackt. Natürlich heavy ohnegleichen. Ab und zu wird den nackten Riffs noch ein wenig höchst intensive Leadgitarre hinzugefügt, damit diese überwältigende Schwere und Reduziertheit komplett die Sinne rauben. Man muss sich auf sowas einlassen, wenn auch einige höchst demente und gestörte Gitarrenläufe auftauchen. Irgendwo hat diese hypnotische Nummer durchaus ihre Reize. Aber das Gemüt muss drauf geeicht sein. Zwei Songs ausprobiert und zweimal denke ich, dass diese Nummern die Kapelle doch gar nicht repräsentieren können. Ich will mal hören, was die Burschen auf ihrem soundsovielten Album denn nun wirklich zaubern. Die Coverversion ist tatsächlich mehr als gelungen und macht Freude, aber es ist halt keine Eigenkomposition und das Instrumentalstück ist ein zähes Biest. Ich schaue weiter und Lande bei der Nummer ´Brain Paint´, knapp über zweieinhalb Minuten lang rein instrumental und irgendwie ganz heavy mit schön verzerrtem Bass gespielt, allerdings auch mit gewaltiges Psychedelics-Schlagseite. Okay, ich kann damit um, gerade wenn man dieses Lied als kleines Zwischenspiel betrachtet, es ist ja nur nicht wirklich ewig lang. Der leicht angedoomte Space Rock hier ist echt auch keine neue Sache, aber gut gemacht und unterhaltsam ist es immer. Endlich ein eigener Song mit Gesang und genau auf dieses Stück habe ich dann auch gewartet. Können Sie also mit ihren eigenen Kompositionen einen alten Doomfreak erfreuen, der mit der Musik der 80er und frühen 90er sozialisiert worden ist? Die heimsuchenden Vocals und ihre Melodien überzeugen. Die schmutzige Gitarre mit ihrer sägenden Schönheit ebenfalls. Im Grunde hat man natürlich solch eine Platte zu Hause, nicht nur eine. Vielleicht sind dort die Songs, sofern die Platte eben aus den 80ern oder frühen 90ern ist, auch noch ein wenig einprägsamer komponiert. Aber die nihilistische Atmosphäre dieser Nummer ist der Wahnsinn. Der Wechsel vom schleppenden und kriechenden Lavarock hinzu treibenderen, jedoch nicht wirklich schnellen Momenten ist ein ebenso alter Zaubertrick. Aber oft genug höre ich halt gerne Schallplatten neuer Bands, die so herrlich aus der Zeit gefallen klingen. Und CURSE THE SON sind eine dieser Truppen. Ich habe diese ganzen Riffs und Rhythmen, die Bassläufe und Gesangsmelodien wohl schon mal irgendwo gehört. Was mir diese Band so sympathisch macht, ist ihre leicht verschrobene und verquere Art, natürlich ihre technisch erhabene und trotzdem sehr gefühlvolle Darbietung und allgemein der Spirit ihrer Musik. Das ist Doom, amerikanischer Doom, das hätte locker zwischen 1986 und 1994 erschienen sein können, als diese Musik eine gewisse Hochphase hatte und trotzdem im Underground verblieb. Wenn ich an all die gefallenen Helden aus der Szene denke, erfreut es mich umso mehr, solch eine Band hören zu dürfen. Sie machen mir klar, Musik muss nicht innovativ sein, es reicht, wenn Sie einen emotional packt. Und bei den Leadgitarren, deine Seele wie ein glühender Höllenwind treffen, bin ich sowieso schon in die Knie gegangen und diesem Album verfallen. Wenn das nun die einzige jemals erschienene Schallplatte in diesem Bereich wäre, bekäme sie von mir die Höchstnote. So bleibt, eine Kaufempfehlung für Fans von IRON MAN, PENTAGRAM, UNORTHODOX, INTERNAL VOID und THE OBSESSED auszusprechen und gute 8 Punkte zu verteilen. Mein Geld haben sie sicher.
https://www.facebook.com/cursetheson/
(VÖ: 06.09.2024)