CASTLE – Evil Remains
~ 2024 (Hammerheart Records) – Stil: Heavy Metal ~
Sechs Jahre hat es gedauert bis das amerikanische Trio um Frontfrau/Bassistin Liz Blackwell ein neues Album vorlegen konnte. Die bisherigen fünf Alben könnten in Teilen nicht unterschiedlicher sein, haben alle jedoch einen enormen Charme und haben mich zu einem echten Fan der Truppe gemacht. Aber schon auf dem letzten Album ´Deal Thy Fate´ war zu erkennen, dass sich das Trio musikalisch noch breiter aufgestellt hat und auch Teile seiner Roots, den eher doomigen, teils auch Psychedelic Rock-beeinflussten Aspekten weniger Aufmerksamkeit widmete. Dies setzt sich auf dem neuen Album ´Evil Remains´ fort, obwohl schwere Riffs dominieren, aber nicht wirklich dem „Doom“ eindeutig zuzuordnen sind. Just my penny.
Während der ersten Durchgänge bin ich mit dem Album nicht warm geworden. Schon der etwas sperrige Opener ´Queen Of Death´ mit tendenziell eindeutigen NWoBHM Einflüssen ausgestattet, zeigt trotz eines harten Bangertakts nicht wirklich das, wofür die Band eigentlich steht. Der von Mat Davis Gesang geprägte Track wirkt etwas uninspiriert und kalt. Das ändert sich aber schon beim zweiten Song ´Nosferatu Nights´, bei dem Liz die Vocals übernimmt und der Track deutlich flüssiger wirkt. Auch hier dominiert eine markante Härte, wobei im Mittelteil wirklich geile Riffläufe eingebaut wurden.
Erst mit Track Nummer drei, ´Deja Voodoo´, poppen typische CASTLE-Trademarks auf, die eine deutliche Verbindung zu früheren Alben aufweisen. Auch wird hier mit doomigen Einlagen gespielt und die wuchtige, tendenziell britische wirkende Härte zurückgenommen. Dass CASTLE schon immer eimerweise Einflüsse aus den Siebzigern in ihren Stil gemischt haben, ist kein Geheimnis, und so finden sich auch hier wieder viele Verbindungen in die Ära des musikalischen Aufbruchs. Der Titeltrack verdeutlicht dies eindringlich. Wann immer Liz den Gesang mehrheitlich übernimmt, haben die Tracks deutlich mehr Ausstrahlung und eine unterschwellige melodische Komponente kommt mit ins Spiel, die den CASTLE-Sound positiv beeinflusst.
´Black Spell´ ist ein verdammtfuckinggeiler Banger, der auf früheren Alben kaum möglich gewesen wäre und zeigt, die Öffnung zu mehr klassischem Metal hat CASTLE doch gutgetan. Das gewaltige ´100 Eyes´ dominiert dann mit einem Power-Doom-Takt, der eher simpel gehalten ist, aber durch seine Wucht umgehend überzeugt, gerade weil hier der Gesang ein enorm tragendes Element darstellt. Einer der Tracks des Albums, der deutlich die Unverwechselbarkeit des Trios untermauert. ´She´ ist ähnlich aufgebaut und man kommt zu dem Schluss, dass das Album hintenraus etwas mehr einheitliche Struktur aufweist.
`Evil Remains´ ist ein stolzes, unverwechselbares Album des US-Trios, das nicht den typischen Vorgaben folgt und zeigt, man kann von den Siebzigern markant beeinflusst sein, ohne die üblichen Klischees zu erfüllen, und dennoch unverbraucht klingen. Aber eines ist auch klar, man muss dem Album etwas Zeit geben.
(8 Punkte)