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MONO – Oath

~ 2024 (Pelagic Records) – Stil: Post Rock ~


Die Instrumentalrockband MONO konnte ein letztes Mal mit dem jüngst verstorbenen Steve Albini ein Studioalbum produzieren. Ohnehin hatten die Japaner auf ihrem zwölften Studioalbum die Zeit und das Leben zum Inhalt erkoren, um ihre magischen Klanglandschaften auf über 72 Minuten ausbreiten zu können. Doch die Realität hat sie bei dieser Thematik sogar noch eingeholt. Somit ist auch der „Sinn des Lebens“ ein übergreifender Leitgedanke von ´Oath´ geworden.

Hymnen für das Leben zu erschaffen bleibt gleichwohl der wichtigste Kerngedanke.

Die das Werk anführende Hymne wird von den ersten drei Liedern in neun Minuten zusammengefasst. Wie eine leiernde Spieluhr entlässt dabei ´Us, Then´ die Töne aus den Synthesizern schweben, gefolgt von den ´Oath´ zum Leben erweckenden Streichern und Bläsern sowie dem Einsatz von Kick-Drum und Snare durch Dahm Majuri Cipolla. Die absolut erwünschte Unruhe bricht jedoch erst mit dem wilden Agieren von Takaakira Goto und Hideki Suematsu an den E-Gitarren aus. Jetzt ist die Welt in Bewegung, jetzt ist das Leben erwacht. Die Bläser weisen anschließend in ´Then, Us´ nur noch besänftigend in Richtung Ausgang.

Die wahre Anmut der Japaner zeigt sich neben ihrem großen Können umgehend in der neunminütigen Hymne ´Run On´. Nach sanften Synthesizertönen erwecken eine Trommel und Elektroschläge das Leben aus seinem langen Schlaf. Die Gitarrenmelodie lässt dabei nie ab, alle, hier wie dort, einzufangen, und steigt Schritt für Schritt die Stufen in Richtung himmlischer Sphären auf. Mit zunehmender Lautstärke scheint das Erdentreiben einer Explosion gleich. Insbesondere der Rhythmus zeigt hier bis zum nahenden Ausklang seine hypnotische Wirkung.

Das siebenminütige ´Reflection´ lebt hingegen von einem zarten Klavierspiel, zu dem sich wiederum das Schlagzeug hinzugesellt, während die Gitarren erst spät aus ihrem Dämmerzustand zu sich kommen und in den Vordergrund treten. Das neunminütige ´Hear The Wind Sing´ leitet ein Hauch von Melancholie nebst zarten Gitarrensaitenklängen ein. Aufgeregte Streicher und ein repetitives Klavier treten hinzu, um dem aufwallenden Orkan und Sirenengeheul entgegen zu treten.

Noch trauriger zeigt sich die Anfangswelle des kürzeren ´Hourglass´, da die Gitarrenlinie geradezu vor Einsamkeit sterben mag und nur noch von Streichern aufgefangen werden kann. Da die umherirrende Traurigkeit noch nicht verflossen ist, wandeln im Achtminüter ´Moonlight Drawing´ alle gemeinsam durch die Erdentage und beginnen fortwährend, sich aus der Kälte herauszuwinden. Schließlich triumphiert das Gute im Sonnenschein und in vollem Glanz.

Der schillernde und klirrende Song ´Holy Winter´ erweist sich innerhalb seiner sieben Minuten von noch mächtigerer Größe. Glöckchen, Synthesizer und Schlagzeug treiben durch die Lüfte, immer weiter und höher, derweil sich die Gitarren nach Erlösung sehnen. Sanfte Beckenschläge sollen sie erbringen, wenn die achtminütige Hymne ´We All Shine On´ aus Gebrodel und Gebrummel aufsteigt. Das Schlagzeug schenkt den Gitarren nunmehr in ganzer Pracht den notwendigen Rückhalt. Die Melodie ist zum Zerreißen angespannt, die Saiten scheinen zu bersten und der Himmel verwandelt sich in einen Schlachtenschauplatz. Die letzte Hymne des Werkes ´Time Goes By´ ergießt sich schließlich über neun Minuten abermals besonnen zwischen Schall und Rauch betörend warm aus.

Hymnen für das Leben, für das Universum und den ganzen Rest – thronen auf den Gipfeln von ´Oath´.

(9 Punkte)

 

 

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