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LEE MORGAN – Taru

1980/2024 (Blue Note) - Stil: Jazz

Der US-amerikanische Jazztrompeter Edward Lee Morgan spielte schon in seinen Teenagerjahren mit Bandleadern wie John Coltrane, Hank Mobley oder Wayne Shorter. Mit 18 Jahren schloss er sich Dizzy Gillespies Big Band an, mit 20 Jahren Art Blakeys Jazz Messengers, so dass er nicht nur seine Begabung als Solist, sondern auch als Komponist weiterentwickeln konnte.

Mit 18 Jahren begann Lee Morgan ebenfalls als Bandleader für “Blue Note” aufzunehmen und wurde als einer der beliebtesten, produktivsten und erfolgreichsten Künstler zu einer der tragenden Säulen des Labels. Nach einer gut zweijährigen Unterbrechung wegen Drogenproblemen kam der aus Philadelphia, Pennsylvania, stammende Musiker nach New York zurück und produzierte 1963 sein überaus erfolgreiches Meisterwerk ´The Sidewinder´.

Es folgten noch weitere Klassiker, etwa ´Search For The New Land´ (1966), ´Cornbread´ (1967) und ´The Gigolo´ (1968). Am 15. Februar 1968 nahm er mit George Benson (Gitarre), Bennie Maupin (Saxophon), John Hicks (Klavier), Reggie Workman (Bass) und Billy Higgins (Schlagzeug) in den “Van Gelder Studios”, Englewood Cliffs, ein weiteres Album auf. Das ´Taru´ betitelte Werk wurde jedoch unerklärlicherweise erst im Jahre 1980 veröffentlicht.

Im Jahr 1968 geriet die Musik allerdings gehörig in Bewegung. Selbst der Jazz drängte in Richtung Fusion und Free Jazz oder gar Soul und Funk. Lee Morgan wollte derweil mit seiner außergewöhnlichen Besetzung glänzen, schließlich standen seine aktuellen Bandmitglieder für den Fortschritt. Gitarrist George Benson hatte gerade mit Miles Davis aufgenommen und Tenorsaxophonist Bennie Maupin befand sich in Höchstform. Das sympathische Sextett präsentierte dementsprechend ein ansprechendes und anziehendes Glanzstück.

Weshalb die Öffentlichkeit erst seit 1980 an ´Taru´ Gefallen finden darf, bleibt dennoch bis zum heutigen Tag ein Rätsel. Die Klavierläufe von John Hicks und die zeitgleichen Bläser-Einlagen begeistern doch bereits in den ersten Sekunden von ´Avotcja One´. Solo-Vorstellungen von George Benson an der Gitarre, Bennie Maupin am Tenorsaxophon, Lee Morgan an der Trompete und John Hicks am Piano schließen sich zudem postwendend an, ehe das Sextett wieder auf das Erkennungszeichen der Komposition zurückfällt. Die anschließende, schwerenötige Komposition ´Haeschen´ eröffnen Lee Morgan und Bennie Maupin zusammen, bevor Lee Morgan zum Trompeten- sowie Bennie Maupin zum Tenorsaxophonsolo ansetzen.

Eine lebensbejahende Melodie entwirft das Sextett bei dem funkigen ´Dee Lawd´, ganz im Sinne der Erfolgsgeschichte von ´The Sidewinder´. Unverändert freudig stürzen sich hernach die Bläser in die nächste Komposition ´Get Yourself Together (Get Yo’self Togetha)´. Tenorsaxophon und Trompete zeigen sich nämlich einzeln ebenso auf dem Gipfel wie das sich anschließende Piano. Die Ballade ´Taru, What’s Wrong With You´ malen Lee Morgan und Bennie Maupin ebenso wie den finalen Boogie ´Durem´ anfangs wiederum gemeinsam aus. Trompete und Tenorsaxophon zeigen sich gleichwohl wie George Benson im letzten Song noch im Alleingang an der Gitarre.

Diese mit ausreichend Variationen gesegneten Aufnahmen unter der Führung von Lee Morgan müssen faktisch zu seinen besten gezählt werden. Heute oder im Jahre 1968.

(10 Punkte)

 

 

´Taru´ erscheint in der „Tone Poet Vinyl“-Reihe, in einer erstklassigen Neuauflage und Stereo-Pressung, d.h. audiophiles, rein analoges Mastering durch Kevin Gray von den Originalbändern, eine flache und extrem leise 180g-Vinyl-Pressung bei RTI und ein schön glänzendes Gatefold-Sleeve.

 

 

Lee Morgan – Trompete
Bennie Maupin – Tenorsaxophon
John Hicks – Piano
George Benson – Gitarre
Reggie Workman – Bass
Billy Higgins – Drums

 

https://www.facebook.com/LeeMorganJazz/

 

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