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BILL EVANS TRIO – Sunday At The Village Vanguard UHQR

~ 1961/2024 (Analogue Productions) – Stil: Jazz ~


 

Das „Village Vanguard“ ist der älteste Jazzclub von Manhattan, gelegen in der 7th Avenue, 11th Street West in Greenwich Village. Die Lokalität erhielt 1935 bei ihrer Wiedereröffnung den Namen „Village Vanguard“ und wurde im Laufe der Jahre zum bekanntesten Jazz-Club New Yorks. Zuerst traten auch Künstler wie der noch unentdeckte Harry Belafonte auf, ehe sich das „Village Vanguard“ ab 1957 in einen exklusiven Jazz-Club mit seinen Stammgästen Elvin Jones, Dexter Gordon und Charles Mingus wandelte.

Der Club wurde mit seinen etwas mehr als 100 Sitzplätzen zu einem beliebten Auftrittsort und zu einem gefragten Aufnahmeort, etwa für Sonny Rollins (´Night At The Village Vanguard´, 1957), Charlie Byrd (´At The Village Vanguard´, 1961), John Coltrane (´Coltrane „Live“ At The Village Vanguard´, 1961) oder Michel Petrucciani (´Live At The Village Vanguard´, 1984).

Die berühmtesten Klassiker aus dem Club veröffentlichte wohl der Jazzpianist und Komponist Bill Evans mit seinem Trio: ´Sunday At The Village Vanguard´ und ´Waltz For Debby´.

Denn selbst der immerzu selbstkritische Bill Evans sah diese beiden Veröffentlichungen aus dem „Village Vanguard“ als musikalische Sternstunden ihres Zusammenspiels an. Ihr zweiwöchiges Live-Engagements im Juni 1961 wurde von Produzent Orrin Keepnews am 25. Juni 1961 für die Nachwelt festgehalten.

Nachdem ´Sunday At The Village Vanguard´ erst vor Kurzem in der wiederbelebten „Original Jazz Classics“-Reihe auf schwarzem Vinyl neu aufgelegt wurde, erstklassig gemastert durch Kevin Gray von den Original-Masterbändern und in einer rein analogen AAA-Version bei RTI produziert, erscheint das Fabelwerk aktuell nochmal durch “Analogue Productions” auf UHQR, dem Vinyl-Platinstandard.

Natürlich auf 5.000 Exemplare limitiert, enthält die UHQR-Box ein klares 200g-Doppel-Vinyl auf 45rpm, mit dem Master von Kevin Gray von den originalen analogen Bändern und totenstill gepresst, aber bei “Quality Record Pressings”. Die UHQR macht doch noch den feinen Unterschied aus und belegt aktuell die Spitzenposition der besten Pressungen von ´Sunday At The Village Vanguard´.

Das „Village Vanguard“ öffnet seine Tore, ich erhalte einen Platz an einem der Tische in unmittelbarer Nähe der Bühne. Einige Zigaretten und Gläser später beginnt der Auftritt des BILL EVANS TRIO.

Zu meiner Linken Paul Motian am Schlagzeug, zur Rechten Bill Evans am Klavier und dazwischen Scott LaFaro am Bass. Spätestens jetzt, mit der UHQR-Pressung, ist jeder mit Eintrittsbillet erstmals live dabei, wenn Geschichte geschrieben wird.

Die Leute im Publikum sind regelrecht unruhig, Geräusche und Geflüster aus allen Ecken sowie das Klirren von Gläsern ist noch zu hören. Doch das Trio auf der Bühne lässt sich bei dieser wohltemperierten Sonntagsmatinee nicht beirren und bleibt bis auf einige rasche Blicke hier und da auf seine Musik fokussiert.

Die ersten sechs Minuten gehören ´Gloria’s Step´ von Scott LaFaro. Jede angesprochene Bass-Saite ist zu vernehmen, erst recht in Scott LaFaros Solo-Abschnitt. Da kommt der Tee mit Schuss gerade zur rechten Zeit. Am Nachbartisch wird sich angeregt unterhalten, doch ich konzentriere mich lieber auf das Spiel von Bill Evans zu meiner rechten Seite. Er stimmt gerade George Gershwins ´My Man’s Gone Now´ an und wirkt in dem Moment so verloren wie die Melodie. Währenddessen pochen die Bass-Saiten bis in den Körper. Man könnte meinen, Scott LaFaro wolle auf der Bühne ein amtliches Feuer entfachen.

Der Applaus ist verhalten. Doch die drei Gentlemen versinken sogleich wieder in ihrer neunminütigen Interpretation von Miles Davis‘ ´Solar´. Vom Bass schwappen Geräusche herüber, die mir heute zum ersten Mal begegnen. Ich glaube, ich brauche einen Espresso und danach etwas Stärkeres. Denn nun forciert das Trio nochmals an den Instrumenten seine Aufopferung für die Musik. Ein Whiskey kommt jetzt genau richtig.

Über acht Minuten lang schweben die Herren über Stock und Stein, geben sich mit Leichtigkeit und quietschvergnügt ´Alice In Wonderland´ aus Walt Disneys Filmproduktionen hin. Das virtuose und meisterliche Solo am Bass zelebriert Scott LaFaro direkt vor meinen Augen und geht damit in die Geschichtsbücher ein. Immerhin wird er bei dieser Vorstellung in den Mittelpunkt gerückt, denn zehn Tage nach diesem Live-Auftritt kommt er bei einem Autounfall ums Leben.

Applaus jetzt natürlich für alle Jazz-Musiker auf der Bühne. Bill Evans ist von daher nochmals angespornt und haut schwungvoll auf die Klaviertasten. Das Schlagzeug von Paul Motian ist ohnehin überall und jederzeit zugegen. Die Saiten des Basses scheinen derweil um Hilfe zu rufen und drehen in dem Standard ´All Of You´ von Cole Porter ihre unendlichen Runden. Selbst Paul Motian zieht noch einmal die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Gleichwohl versinkt das BILL EVANS TRIO in diesen letzten Minuten der Sonntagsmatinee bei ´Jade Visions´ von Scott LaFaro regelrecht zwischen den Tönen.

Ein letzter Schluck vom Whiskey. Ich werfe mein Sakko über die Schulter und kämpfe mich zum Ausgang des mittlerweile in Rauch getauchten „Village Vanguard“. Ich trete vor die Tür und starre in den Nachthimmel von Manhattan. So splendid, so farbenfroh, so magisch kann Jazz sein.

(Überklassiker)

 

 

 

 

Bill Evans – Piano
Scott LaFaro – Bass
Paul Motian – Drums

https://www.facebook.com/BillEvansOfficial

 

 

 

 

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