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TEN YEARS AFTER – Woodstock

~ 1969/2024 Chrysalis) – Stil: Blues Rock / Rock ~


Wer kennt nicht ´I’m Going Home´ von TEN YEARS AFTER live in Woodstock? Alvin Lee, 2013 verstorben, mutierte aufgrund diesen Auftritts und seines speedigen, eigenen Stils zum Gitarrenhelden. Das war sicher der Höhepunkt für TEN YEARS AFTER und Alvin Lee, von dem sie noch lange zehrten. Das prätentiöse, akrobatische Spiel wurde zum Markenzeichen von Alvin Lee, der mit seiner roten Gibsongitarre als der schnellste Gitarrist seiner Zeit galt (solchen Quatsch gab es halt damals schon).

TEN YEARS AFTER, als Blues Rock-Band mit erfolgreichem Alben wie ´Ssssh´ oder ´Stonehenge´ und Songs wie ´Hear Me Calling´ gestartet, gehörten kurzzeitig zum Rock’n’Roll Zirkus, konnten aber außer mit dem Live-Doppelalbum ´Recorded Live´ von 1973, das an glorreiche Woodstock Tage ansetzte, aber nicht mehr so viel nachlegen. Sprich – nach Woodstock ging es ein paar Jahre später eher bergab.

Egal, hier gibt es sieben Songs und damit – wie schon bei anderen Woodstock-Künstlern wie Jimi Hendrix – das ganze Konzert auf dem bedeutendsten Festival der Rockgeschichte nachgeliefert. Es beginnt mit dem oft gecoverten Blues-Klassiker ´Spoonful´, den Alvin Lee von Anfang an für ausgedehnte Gitarrensoli nutzt. Der Sound ist gut und klar. Neben Alvin waren mit Leo Lyons (Bass, produzierte später die maßgeblichen UFO Alben ´Phenomenon´ und ´Force It´), Ric Lee an den Drums und Chick Churchill an den Tasteninstrumenten weitere starke Musiker dabei, so dass es gar nicht nur zur alleinigen Show von Alvin kam. Aber er war mit seinem trockenen Gesang und exaltierten Gitarrenspiel meist der Hauptprotagonist der Band neben dem starken Schlagzeuger Ric Lee.

Auch ´Good Morning Little School Girl´ (erst falsch gestartet) wird zum Boogie Blues Rocker mit den schnellen Fingern von Alvin und dem Powersound der Mitstreiter. Manches mag heute, wie das nahezu nur aus einem Drumsolo bestehende ´The Hobbit´, etwas antiquiert klingen und es gab sicher variations- und einfallsreichere Gitarristen als Alvin. Das jammige von Al Kooper geschriebene ´I Can’t Keep On Crying´ bringt es auf knapp 18 Minuten und ´Help Me´ auf 15 Minuten und beide auch auf einige Längen. Aber spätestens zum Schluss bei den zehn Minuten von ´Im Going Home´ wird man wieder gepackt und kräftig durchgeschüttelt. Ein wahrer Klassiker. Und ein Alvin Lee auf Speed, auf der Höhe seiner Schaffenskraft. Spektakulär.

Insgesamt ist das Konzert ein ordentlicher Klassiker. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.


https://www.facebook.com/tenyearsafterband


(VÖ: 16.08.24)