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SERVANTS TO THE TIDE – Where Time Will Come To Die

~ 2024 (No Remorse Records) – Stil: Epic Metal ~


Die epischen Senkrechtstarter aus dem Jahr 2021 präsentieren drei Jahre nach ihrem Debüt ´Servants To The Tide´ den Nachfolger.

In der Zwischenzeit sind SERVANTS TO THE TIDE um Mastermind/Songwriter Leonid Rubinstein (Gitarre) zu einer echten Band zusammengewachsen, da die Besetzung mit Stephan Wehrbein (Gesang) und Lucas Freise (Schlagzeug) nunmehr von Katharina Großbongardt (Gitarre) und Sören Reinholdt (Bass) komplettiert wurde. Im gleichen Atemzug konnten sie die Produktion und die Kompositionen von ´Where Time Will Come To Die´ auf eine neue Qualitätsebene anheben.

Mittlerweile sind SERVANTS TO THE TIDE beinahe zu einer Power Doom-Formation herangewachsen, die mit vielen epischen Elementen jongliert. Dazu gehören vor allem atmosphärische Abschnitte mit Klavier, aber für die große Ausgelassenheit und die stürmischen Beifallsbekundungen der Anhängerschaft wirksame Chorgesänge.

Ihr Erfolgsrezept sind somit eingängige Melodien samt einem wohldosierten Spannungsaufbau, Theatralik und Pathos sowie passend eingesetzte Chöre. Letztere sind ohnehin vonnöten, da der äußerst teutonische Gesang von Stephan Wehrbein nicht mit den Koryphäen seiner Zunft mithalten kann. Doch dieser Umstand hat auch vielen deutschen Formationen der Achtzigerjahre nicht geschadet.

 

 

Denn letztlich tönt die Musik von SERVANTS TO THE TIDE keineswegs nach schlichter Hausmannskost, sondern konkurrenzfähig zu internationalen Mitbewerbern. Diesen haben sie sogar seit ihrem Debüt ein großes Maß an Eigenständigkeit voraus.

´Where Time Will Come To Die´ führt dies konsequent fort und lässt nur in schweren Momenten Vergleiche mit ATLANTEAN KODEX und in pathetischen überraschender Weise mit BLIND GUARDIAN zu.

Die Eröffnung ´With Starlight We Ride´ besitzt mit singenden Gitarren, teutonischem Gesang und wortlosem, einprägsamem „Ahahaa“-Chorgesang all die genannten Eigenschaften. Die beiden Achtminüter ´Sunrise In Eden´ und ´White Wanderer´ entpuppen sich einerseits als heroischer Ohrwurm und andererseits als Offenbarung des pathetischen Weltschmerzes, die Bonus-Schönheit ´The Trial´ sogar als teutonische Fantasy-Hymne. Die beiden Zehnminüter ´If The Stars Should Appear´ und ´Where Time Will Come To Die´ bewegen sich hingegen theatralisch zwischen stimmungsvollem Klavier-Antrieb und unter Dampf schnaufendem Gitarren-Ritt.

Die epischen Senkrechtstarter des Jahres sind für alle wachsamen Teutonen SERVANTS TO THE TIDE.

(8,5 teutonische Punkte)

 

https://www.facebook.com/servantstothetide


Pic: Kerstin Rubinstein