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RUBY ATE THE FIG – Gilgamesh

~ 2024 (Independent) – Stil: Desert Rock ~


Sehr faszinierend beginnt dieses Album mit dem einzig wirklich neuen Song, dem Tielsong ´Gilgamesh´. Die übrigen sieben Songs sind Singles oder Songs vom 2022 veröffentlichten ´Desert Electric´ Album. Und jeder denkt beim starken ´Gilgamesh´ und dem Video aus der Wüste gleich an LED ZEPPELIN und ´Kashmir´, weil das getragene Rockstück durch „Middle East“ Musikversatzstücke sehr auffällig ist und ´Kashmir´ sich allen Rockfans für alle Ewigkeit ins Hirn gebrannt hat, auch wenn einige andere Bands musikalisch ähnlich offen für derartige Verbindungen zur arabischen und anderer „Welt-Musik“ waren.

Als zweites fasziniert sofort der hypnotische Gesang von Sängerin Sharoón Eliashar, die nicht grundlos mit der großartigen Hippie-Ikone Grace Slick verglichen wird. Neben dem Gesang ist sie unter anderen auch für Komposition und Produktion verantwortlich und spielt noch die Rhythmus-Gitarre. Unterstützt wird die ursprünglich aus Israel stammende Sängerin, die unter Beduinen in der Wüste aufwuchs und heute in Santa Fé lebt, von einigen gestandenen Profimusikern, teilweise mit exotischen, alten Instrumenten. Stellvertretend nenne ich Marc Mann, der unter vielem anderem mit OINGO BOINGO, SYSTEM OF A DOWN, Jeff Lynne und seinem ELECTRIC LIGHT ORCHESTRA gespielt hat. Hier ist er für Gitarre und Keyboards zuständig.

Der zweite Song ´The Tent´ ist deutlich komplexer und versprüht zum exotischen auch ein progressives Feeling. ´Breathe (Single Mix)´und ´In The Garden´ erinnern auch an die ewig unterschätzten THE TEA PARTY und die Aufbruchsstimmung Ende der 60er Jahre, ohne irgendwie antiquiert zu klingen. Sharoón hat auch „Middle East Music“ studiert, alle Songs sind davon stark beeinflusst. Es klingt allerdings überzeugend, dass alle Musikspielarten mit der in allen Songs enthaltenen Rock-Spielweise zu einem einheitlichen Stil fusionieren. Das passt zusammen, ist nicht prätentiös, sondern organisch. Sharoón ist auch mit „Rock’n’Roll“ großgezogen worden.

´Tremor´ ist ein wunderschönes, dunkles Lied mit viel Harmoniegesang und stärkerem Rockeinschlag und einigen Fusionselementen. ´Salome´ hat mehr kommerzielles Potenzial. ´You Give´ ist eine hypnotische Ballade und ´They Came With Stones´ ein starker Rocksong. Eine bessere stilistische Betitelung wie der selbst gewählte „Desert Rock“ ist mir allerdings auch nicht eingefallen. Das trifft es gut. Denn die Wüste Sinai spielt eine wichtige Rolle.

Erstaunliche, interessante und originelle Platte.

(8,25 Punkte)

 

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