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INNER STRENGTH – Daydreaming In Moonlight

~ 2024 (Divebomb Records) – Stil: Prog Metal ~


INNER STRENGTH waren zu Beginn der Neunzigerjahre der leuchtende Stern am Progressive Metal-Himmel. Ihre, eins nach dem anderen produzierten Demos wurden schnell zur Legende, ehe sie ihr großes Schaffen mit dem 1993er Debütalbum ´Shallow Reflections´ zusammenfassten.

Schändlicher Weise blieb allerdings auch diesen versierten Musikern der größere Erfolg versagt, obwohl sie bereits seit 1986 in Long Island, New York, in der Szene und ab 1989 in der klassischen Besetzung aus Gründungssänger Scott Oliva, Gitarrist Joe Marselle (ex-ARIOCH), Bassist Justin Hosman (ex-ARIOCH) und Schlagzeuger Joe Kirsch die Straßen unsicher machten. Ausnahmesänger Scott Oliva konnte in der Folge noch bei OCEANS OF NIGHT, THE NIGHTMARE STAGE, WIND WRAITH und THE LAST VISION BLACK bewundert werden, doch INNER STRENGTH waren seit dem Jahr 1997 Geschichte.

Nachdem sich jedoch „Divebomb Records“ 2019 mit der Wiederveröffentlichung der Demo-Produktionen und des einzigen Full-Length-Albums verdient gemacht hatten, begannen die Bandmitglieder im Anschluss an die gemeinsamen Promo-Aktivitäten wieder zusammenzuarbeiten. Ein erster Anlauf erfolgte unter dem Bandnamen SUNRISE DREAMER mit 3/4 der klassischen Besetzung und dem überwältigenden 2021er Studioalbum ´A World To Know´.

Weitere drei Jahre später gelingt das nie für möglich gehaltene Comeback von INNER STRENGTH. Mit allen vier Mitgliedern der klassischen Besetzung komponierten und produzierten sie zweieinhalb Jahre an einem neuen Werk, das aktuell via „Divebomb Records“ unter dem Titel ´Daydreaming In Moonlight´ das Licht der Welt erblickt.

Laut Gitarrist Joe Marselle knüpfen die acht Lieder an den Sound der Neunzigerjahre an, allerdings mit ihren heutigen instrumentalen Fähigkeiten. Demzufolge klingt das neue Werk vielmehr wie eine aktuelle und schwere Prog Metal-Produktion. Der Geist der Achtzigerjahre und die durchgehend hektischen Kompositionen bleiben in der Vergangenheit zurück, die Songs sind heutzutage fließender in ihrer Art und Weise sowie die Gitarren im Gegensatz zu den frühen Neunzigerjahren tiefergestimmt. Scott Oliva singt natürlich ebenfalls nicht mehr nur in hoher Stimmlage, sondern zeigt dieses einmalige und besondere in seiner Stimme meist erst in den jeweiligen Refrains.

Das Quartett hat also musikalisch nicht einen derartigen Schritt vollzogen wie etwa einige der Musiker von HADES zu NON-FICTION, auch wenn INNER STRENGTH den Nachfolger ihres Debüts passenderweise eher wie aus den mittleren und späten Neunzigerjahren klingen lassen. Dies wird in Kompositionen wie ´Dearly Departed´ mit ihrem fetten Riffing entsprechend des vergangenen Zeitgeistes sichtbar. Ein ´Truth And Lies´ wechselt zwischen schleppend und geschwind, ein endlich wild wirbelndes ´Face Another Hero´ zwischen schleppend und donnernd. Während der ´War Song´ einen sanften orientalischen Einfluss besitzt, kann das Rhythmus-Bollwerk von ´Compelled´ einen Tool’schen nicht leugnen.

Gleichwohl klingen INNER STRENGTH immer noch unwahrscheinlich faszinierend. Denn der nach wie vor geniale Gesang bringt die Kompositionen zwischen flirrenden Gitarren in ´The Art Of Moving Forward´ und hypnotischen in ´Daydreaming In Moonlight´ in die Upperclass. INNER STRENGTH und ihre Musik bleiben demzufolge auch heutzutage für Liebhaber der jeweils späten Phasen von PSYCHOTIC WALTZ und FATES WARNING sowie für Verehrer der Stimme von Scott Oliva bedeutsam.

(8,5 Punkte)

 

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