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SCALD – Ancient Doom Metal

~ 2024 (High Roller Records) – Stil: Doom/Epic Metal ~


Eigentlich hatte es den Anschein, dass alle Kapitel der russischen Formation SCALD bereits geschrieben seien. Ihr außergewöhnlicher Sänger Agyl starb 1997 bei einem Zugunglück und erlebte auch nicht mehr die Kassetten-Veröffentlichung ihres einzigen Albums ´Will Of Gods Is A Great Power´ im selben Jahr.

Doch die Legende über die 1993 in Yarsoslavl innerhalb der Russischen Föderation gegründeten Formation wuchs im Laufe der Jahre stetig. Ihr Album wurde mehrfach auf CD sowie Vinyl aufgelegt und ihr eigentlich einmaliger Live-Auftritt beim „Hammer Of Doom Festival“ mutete bereits wie ein kleines Comeback an.

Fünf Jahre später kehren die Original-Mitglieder Velingor (Bass), Harald (Gitarre), Karry (Gitarre) und Ottar (Schlagzeug) tatsächlich mit einem neuen Album zurück. Anstelle von Sänger Agyl übernimmt wie auf dem kleinen Zwei-Song-Appetizer namens ´There Flies Our Wail!´ vor drei Jahren Felipe Plaza Kutzbach (CAPILLA ARDIENTE, PROCESSION) die vakante und nicht einfach zu ersetzende Position am Mikrofon.

´Ancient Doom Metal´ wendet sich auf sieben Liedern über 50 Minuten lang wieder den dunklen und epischen Weiten des Heavy Metal zu. Ihr Doom Metal besitzt gleichermaßen die Tiefe und Kälte Skandinaviens als auch Russlands. Mythologie und Mystizismus dieser Landstriche beeinflussen dementsprechend nicht nur die Texte der Gruppe. Ihr klassischer Epic Doom Metal strahlt regelrecht die Dunkelheit aller Wesen in diesen Gebieten sowie ihre folkloristischen Eigenarten aus.

 

 

SCALD können allerdings 30 Jahre später nur bedingt den Faden wieder aufnehmen, den sie abrupt liegen gelassen haben. Schließlich kann niemand nach so vielen Dekaden seiner eigenen Legende gerecht werden. Dafür müssten die Musiker in vollem Umfang wieder in ihr altes Leben eintauchen können. Dafür müsste die Stimme von Felipe Plaza Kutzbach noch verlorener und rettungsloser klingen. Die singenden Gitarren von Harald und Karry scheinen jedenfalls oftmals das Bedürfnis zu verspüren, ihre Verdammnis herauszuschreien. Denn die Dahingegangenen aus vergangenen Schlachten werden in der gepriesenen Mythologie von Neuem lebendig.

So nehmen sieben epische Kompositionen, die allesamt aus der schwarzen russischen Seele zu Hymnen heranwachsen, ihre Gestalt an, ohne die Besonderheit und Eigenart ihres schwer atmosphärischen Erstlingswerkes abermals aufleben lassen zu können. Groß und mächtig schwingen die altweisen Melodien in ihrem Genre definierenden Stück ´Ancient Doom Metal´, laut und kräftig singen die Gitarren in dem äußerst ausladenden Stück ´The Master Of The Lake´. Doch erst die Viking’schen Epen ´Far Northern Corner´ und ´ALU (My Protection)´ lassen die Legende SCALD wahrhaftig in ihrem Glanze hell erstrahlen.

(8 Punkte)

 

https://www.facebook.com/scaldepicdoom


(VÖ: 26.07.2024)