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ROB HALFORD – Die Bibel des Heavy Metal – Rob Halfords heilige Schriften

~ 2024 (Iron Pages Verlag Jeske/Mader GbR) ~


Mit ´Confess´ hat Rob Halford eine Autobiographie vorgelegt, die nicht nur bei seinen Fans einen nachhaltigen Eindruck hinterließ. Jetzt folgt ´Die Bibel des Heavy Metal´, ein Buch auf dem Rob auf 296 Seiten alles zum Thema Heavy Metal beschreibt. Klar mag ich JUDAS PRIEST und Rob. Aber ich bin kein PRIEST- oder Rob Halford-Jünger. Kein richtiger Fan. So konnte ich relativ unbeeinflusst an das Werk gehen. 

In dem umfangreichen Werk wird ein halbes Jahrhundert Heavy Metal beschrieben. Augenzwinkernd wird das Buch von Rob als Bibel bezeichnet und das Inhaltsverzeichnis ist auch an die Bibel-Bücher angelehnt. Das ist eine nette Idee, aber der durchschnittlich PRIEST-Fan hat die Bibel wahrscheinlich noch nicht in der Hand gehabt. Von der Sozialbausiedlung in Walsall ging der Lebensweg von Rob Halford zum von vielen ernannten „Metal God“. Ein weiter Weg, der ein Buch sicher rechtfertigt. Mit Buch Genesis beginnt auch bei Rob seine eigene Schöpfungsgeschichte. Bandgründungen waren damals vor allem ein Ausbruch aus dem Alltag. Rob war eine Zeitlang mit Licht für Bühnen beschäftigt, ziemlich logisch, dass er irgendwann selbst auf der Bühne stehen wollte. Das hat ja auch 50 Jahre geklappt.

Robs Motto war immer: „Man muss die Musik lieben und für die Musik leben“. Einfach, aber wirkungsvoll. Rob nimmt sich Zeit und beschreibt ausführlich alles von den ersten Proben über die ersten Live-Konzerte in stickigen Clubs vor einem nicht sehr interessierten Publikum. Das ist – je nach Interessenlage – für die meisten Metal-Supporter sicher sehr informativ, besonders auch für Nachwuchs-Musiker.

Little Richard und später Robert Plant, Ian Gillan und Janis Joplin waren seine frühen Einflüsse. Die Extreme in den höheren Tonlagen verbindet diese Sänger und Sängerinnen mit Rob. Bei Komplimenten für seine Stimme fühlt er sich bis heute unbehaglich. Er hatte nie Gesangsstunden. Pavarotti verehrt er. Musikalisch waren WISHBONE ASH und ihr Album ´Argus´ ein großer Einfluss mit den Doppel-Lead-Gitarren. Es gibt viele interessante Erlebnisse und Tipps und Erklärungen. Die Lyrics von ´Breaking The Law´ handelten vom Thatcherismus (kennt keiner mehr die olle Margaret Thatcher, oder? Auch IRON MAIDEN waren hier klare Gegner) und ´Jawbreaker´ von Ländern wie Äthiopien und Kuba. Ist ein helles Köpfchen, der Rob. Auf jeden Fall. Rob macht auch klar, dass man zum „Metal God“ nicht geboren wird, sondern dass das sehr, sehr harte Arbeit ist. Aber besser als in Birmingham in der Fabrik zu malochen.

Die ersten hundert Seiten gehen auf das Handwerkszeug wie Instrumente, Manager, Produzenten, Albumtitel, Lyrics, Albumcover, Studios und Ähnliches ein. Roger Glover wurde 1977 als Produzent nach einer Woche gefeuert. Dann geht alles sehr in die Details, ist sicher für beinharte Fans immens wichtig. ´Unleashed In The East´ sang er in einem Zug noch einmal neu ein. Das ist schon bekannt. Tourneen, Set- und Gästelisten, Rituale vor dem Auftritt, da ist schon die Hälfte des Buchs rum.

Es gibt auch Trivialitäten, die an Pubertäres grenzen. Im Tourbus „wird nicht geschissen“. Oder das „15 Sekunden Wichsen“ in amerikanischen Hotelzimmern (wo es nur Hetero-Pornos gab). Metalldetektoren, die bei den Piercings im Schritt und an den Brustwarzen ausschlagen. In Nassau hat er Julio Iglesias getroffen, den er mag. Dann kommen auf S. 137 die Aftershow-Partys. Nix, was man nicht auch schon anderswo gelesen hätte (auch im ersten Buch). Ab Ende der 80er-Jahre waren die Aftershow-Party-Exzesse am Ende. Und auch viele Musiker.

Dann gibt es viel über Kleidung, Frisuren, Tattoos, was nicht gerade mein subjektives Interesse sehr weckt. Lederklamotten hatten nichts mit seiner sexuellen Orientierung zu tun. Kunstleder gab es schon, bevor sich PETA einschaltete. Für die Fans hat Rob sehr viel Verständnis. Wenn er sein Idol John Lennon getroffen hätte, wäre er auch paralysiert gewesen. Babys signieren lehnt Rob ab. Gegenüber den sozialen Medien ist er offen. Er spricht auch über Radio, Videos und TV. Das kennt nur noch meine Generation. Und er kann die Geschichte des Headbanging erzählen.

Gegen Ende berichtet Rob sehr ehrlich von den dunklen Seiten. „Tourkoller“ kommen, die Konzerte, vormals Höhepunkte, werden schwieriger. Wer über Exzesse lesen will, muss fast bis zum Schluss warten, ´Confess´ hat das ja auch schon ausführlich dargestellt. Er gibt sehr offen zu, dass er als Schwuler – auch aus Imagegründen – meist leer bei den Groupies ausging. Rob ist ein entzauberter Alkoholiker. Sein Bekenntnis dazu liest sich ziemlich trocken, wenn ich das so sagen darf. Er erinnert an den aufgedunsenen „Fat Rob“ und Drogen bis kurz vor dem Selbstmord. Bandstreitereien und Krankheit kommen natürlich zum Schluss und seine Gedanken zum Tod.

So viel zu einigen Inhalten. Mehr kann ja, wer will, selber lesen. Der Vergleich mit der Bibel ist halb originell. Ansonsten zeigt Rob – bei allen auch ernsten Themen – dass er insbesondere viel Humor hat. Und es ist nicht nach dem Motto geschrieben: „Wir waren die Größten“. Für allgemeine Rockfans empfehlenswert, wenn auch natürlich sehr im Detail an die JUDAS PRIEST-Geschichte angelehnt. Für Nachwuchs-Metaller sicherlich interessant, auch wenn die Welt heute fünfzig Jahre später eine komplett andere ist. Für die vielen PRIESTerinnen und PRIESTer natürlich eine Pflichtlektüre. Preis/Leistung stimmt.

 

 

Rob Halford

»Die Bibel des Heavy Metal Rob Halfords heilige Schriften«

 

 

ISBN: 978-3-940822-17-8

Seiten: 296

Einband: Hardcover

VÖ: 02.08.2024

Sprache: Deutsch

I.P. Verlag Jeske/Mader GbR

 

 

https://www.facebook.com/robhalfordlegacy