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BLUES PILLS – Birthday

~ 2024 (BMG Rights) – Stil: Blues Rock / Hard Rock ~


2014 wurde die Band um Bassist Zack Anderson (inzwischen zur Gitarre gewechselt) und die stimmgewaltige Elin Larsson als Sensation gehandelt – vor allem in den Metal-Medien. Das lag sicher daran, dass die damalige Plattenfirma „Nuclear Blast“ mit dem für sie eher ungewöhnlichen Album die Metal-Zeitschriften proaktiv versorgte und, dass diese Zeitschriften mit Blues Rock eher bis dato nur selten in Kontakt gekommen waren. Und deshalb enthusiastisch, fast hysterisch, reagierten. Das Debüt war ein sehr solides Album und die Gitarrenarbeit des 16jährigen Franzosen Dorian Sorriaux ziemlich gut und der Gesang von Elin Larsson kraftvoll und schon mit viel Erfahrung gepaart. Insgesamt aber wurde das Album sicherlich viel zu hoch bewertet. Denn für Blues Rock – und hier ist jemand, der das schon eine halbe Ewigkeit hört – war es teilweise etwas zu poliert und alles andere als sensationell. Allerdings war auch ein ordentlicher Hard Rock-Anteil dabei. Der vermeintliche Goldesel wurde mit allen möglichen Sondereditionen ordentlich ausgepresst, das ist ja heute eher der Normalfall.

Das zwei Jahre später nicht als Schnellschuss veröffentlichte zweite Werk ´Lady In Gold´ brachte es in Deutschland bis zur Chartspitze, war aber trotz einiger psychedelischer Neueinflüsse keine Steigerung zum Debüt. Es gab für das erste und zweite Album jeweils Live-Alben und erst 2020 folgte mit dem wieder etwas musikalisch anders strukturierten Album ´Holy Moly´ ein ordentlicher Nachfolger. Zack Anderson hatte inzwischen auch noch die Gitarre übernommen, bis sich ein Bass-Nachfolger fand.

Die Schwangerschaft von Elin hat den Drei-Jahres-Rhythmus für die vierte Veröffentlichung namens ´Birthday´ auf vier Jahre verlängert. ´Birthday´ erfindet die Band nicht neu, geht aber vom Blues meist noch ein Stückchen weg. Mit Songwriter Freddy Alexander gibt es wieder einen neuen Produzenten. Der Opener und Titelsong ´Birthday´ klingt vertraut, ´Don’t You Love It´ ist dann stärker an einer harten Rockspielweise angelehnt. ´Bad Choices´ ist ein starker, wieder eher bluesgetränkter Song mit einem sehr schönen Gitarrenmittelteil.

´Top Of The Sky´ ist eine Ballade mit sehr guter Stimme von Elin Larsson, auch ´Like A Drug´ ist eher sanfter, hat aber auch ein paar Längen, obwohl die elf Songs insgesamt alle sehr kompakt sind. Das rockige ´Piggyback Ride´ mag dann wieder mehr gefallen, Song Nr. 8 ´Somebody Better´ fehlt jedoch irgendwie der Kick. Bei ´Shadows´ und ´I Don’t Wanna Get Back On That Horse Again´ kann zumindest die noch einmal gereifte Stimme von Elin sehr überzeugen.

Insgesamt ein sehr solides, überzeugendes Album, aber weit weg von irgendetwas Sensationellem. Mit Bands wie LARKIN POE, die inzwischen im Blues Rock-Geschäft aktiv an der Spitze sind, können die BLUES PILLS bei weitem nicht mithalten. Aber den Vergleich möchte ich jetzt auch gar nicht vertiefen, „hinkt“ vielleicht auch, wie man so schön sagt. Ordentliche Band. Überdurchschnittliches Album und dank Elin durchaus Richtung „Erstklassigkeit“ unterwegs.

(7,75 Punkte)

 

https://www.facebook.com/BluesPills


(VÖ: 2.08.2024)