~ 2024 (In The Red) – Stil: Synth-Punk/Industrial/Experimental ~
Seine Band SUICIDE war für Alan Vega nie genug, und so wechselte er von den Avant-Punk-Klanglandschaften des Duos schließlich zu Solo-Werken, die Rockabilly, Minimalismus, Industrial und meistens auch einen wesentlich glatteren Touch besaßen.
Auch das posthum veröffentlichte, neue Album des Elektropunk-Pioniers, ´Insurrection´, beeindruckt durch die Weitsicht seiner klanglichen und lyrischen Kunstfertigkeit und wurde zwischen 1997 und 1998 aufgenommen. Es beinhaltet elf bislang unveröffentlichte Songs und wurde von Jared Artaud and Ehefrau Liz Lamere in New York City produziert und abgemischt.
Von den Anfängen mit SUICIDE bis zu seinen Solo-Alben wurde Vegas Sound stets von einer Außenseiter-Avantgarde-Mentalität bestimmt, bei der fortwährende Drones aus elektronischem Rauschen und verstümmelte Samples durch die Lautsprecher kratzen und wie akustische Dolche zustechen.
Auch auf ´Insurrection´ wirkt der schockierend melancholische Vega tief in Unruhe versunken und arbeitet sich bedrohlich durch die anhaltenden Turbulenzen von ´Cyanide Soul´ oder den brodelnden Experimentalismus von ´Sewer´. Der Rhythmus ist schleifend, mit hin und wieder hypnotisierenden Klangpassagen, die sanft schwingen und hüpfen, während er mit seiner Stimme den Zuhörer von allen Seiten angreift.
Die fast jazzige Spannung von ´Mercy´ und die subtile mechanische und stählerne Verstörtheit von ´Genocide´ werden durch den Gesang noch verstärkt, und nur selten darf er sich einer Melodie hingeben, abgesehen von den raren Momenten, in denen Spuren seines Baritongesangs durchschimmern.
Obwohl vor fast drei Jahrzehnten geschrieben, wirken Vegas Worte auch heute noch genauso ergreifend nach, wenn nicht sogar noch mehr – und seine langjährigen Themen über das Leid unschuldiger Menschen, die unter einer nebulösen, autoritären Macht leiden, verdienen gerade in der heutigen Zeit noch viel mehr an Beachtung.
(8,5 Punkte)
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