CHARLES MINGUS – The Clown
1957/2024 (Analogue Productions/Atlantic 75 Series) – Stil: Jazz
Der US-amerikanische Jazz-Musiker Charles Mingus läutete mit seinen bahnbrechenden Werken ´Pithecanthropus Erectus´ und ´Mingus Ah Um´ ein neues Zeitalter des Post Bop ein und ließ damit den Bebop und Hardbop hinter sich. Im Laufe seiner Karriere wurde er ohnehin zum Verfechter der Improvisation und des Avantgarde-Jazz.
Obwohl in seinem Elternhaus nur kirchliche Musik geduldet war, entwickelte sich bei ihm recht früh die große Liebe zum Jazz, zu Duke Ellington und Charlie Parker. In den frühen Fünfzigerjahren spielte er schließlich mit dem von ihm vergötterten Charlie Parker und mit 31 Jahren wurde er sogar der Bassist von Duke Ellingtons Band.
Charles Mingus war auch 1953 mit Bud Powell und Max Roach live zugegen als in der Massey Hall von Toronto letztmalig ein Konzert von Dizzy Gillespie und Charlie Parker aufgezeichnet wurde und ebenso 1955 mit Bud Powell und Max Roach beim letzten öffentlichen Auftritt von Charlie Parker.
Gleichermaßen waren für Charles Mingus die Fünfzigerjahre die produktivsten im Studio. Mit dem 1956er Meisterwerk ´Pithecanthropus Erectus´ gelang ihm der Durchbruch und das nächste schloss sich umgehend 1957 mit ´The Clown´ an.
Hier bildete Bassist Charles Mingus erstmals mit dem Schlagzeuger Dannie Richmond ein sagenhaftes Rhythmusgespann. Zu ihnen gesellten sich am 13. Februar und 12. März 1957 im “Atlantic Studio” in New York City noch der Pianist Wade Legge, der Saxophonist Shafi Hadi und der Posaunist Jimmy Knepper.
Das zweite Meisterwerk in Folge, mit ausschließlich Eigenkompositionen von Charles Mingus, war ein originelles und bizarres zugleich.
´The Clown´ erscheint derzeit zum 75-jährigen Jubiläum von „Atlantic Records“ im echten Goldstandard auf Vinyl. Denn „Analogue Productions“ haben sich dem Jubiläum angeschlossen und veröffentlichen die Scheibe ihrerseits auf einem 180g schweren Doppel-Vinyl mit 45 rpm, natürlich gepresst bei „Quality Record Pressings“, vom analogen Original-Masterband von Kevin Gray gemastert, in einem aufklappbaren, massiven und glänzenden Gatefold Pocket Jacket.
Die bekannte Zusammenarbeit von „Acoustic Sounds“, „Analogue Productions“ und „Quality Record Pressings“ führt zu diesem fantastischen Sound, der diese Pressung gegenüber den bislang bekannten zweifellos herausragend klingen lässt und dem Zuhörer die bis dato schönste ´Clown´-Vorstellung gestaltet.
Den ersten feurigen Klassiker ´Haitian Fight Song´ leitet Charles Mingus mit einem Bass-Solo ein, ehe sie die zwölfminütige Komposition gemeinsam auf einem unsterblichen Motiv aufbauen. Saxophon und Posaune sowie das Schlagzeug bringen zudem in dem alternativ benannten “Afro-American Fight Song” umgehend den notwendigen Enthusiasmus ins Spiel, der sich gleichsam in den Solo-Vorstellungen von Jimmy Knepper an der Posaune und Charles Mingus am Bass zeigt, und beenden diesen Song mit all seinen Folk- und Kirchen-Einflüssen in einer kleinen, leidenschaftlichen Raserei.
Anschließend führen Charles Mingus am Bass und Wade Legge am Piano das achtminütige ´Blue Cee´ im schaumigen Groove und gewöhnlichen Blues-Feeling ein, bei dem sich Shafi Hadi am Saxophon, Charles Mingus am Bass und Jimmy Knepper an der Posaune austoben. Der nächste Höhepunkt folgt allerdings postwendend mit dem achtminütigen ´Reincarnation Of A Lovebird´, einer Hommage an Charlie „The Bird“ Parker im Stil der Vierzigerjahre mit vielen, schnell wechselnden Motiven, natürlich mit einem allzeit präsenten Bass, aber auch mit einer prägnanten Posaune und einem glühenden Piano.
Der nächste Klassiker naht mit dem finalen Titelstück. Über zwölf Minuten hält Charles Mingus dem Showbusiness in ´The Clown´ einen Spiegel vor. Mit einem improvisierten Storytelling durch den New Yorker Radiomoderator Jean Shepherd wird der Zuhörer zur Zirkusmusik in die Manege der Fünfzigerjahre geführt, in der ein Clown allen Leuten gefallen will. Wie jeder Künstler, und wie jeder Jazz-Musiker, hängt sein Erfolg jedoch von den Zuschauerreaktionen ab, die er trotz harter Arbeit nie bekommt. Erst als er sich vor ihren Augen das Gehirn wegpustet, erntet er frenetischen Beifall. Die Instrumentalisten reagieren derweil auf die Erzählung des Sprechers und schmücken sie aus. Selbstverständlich tragen die Musiker obendrein mit ihren Solo-Nummern zur erwünschten Stimmung bei – eine grandiose Vorstellung.
´The Clown´ ist ein echtes lebensveränderndes Werk.
(Klassiker)
Charles Mingus – Bass
Shafi Hadi (Curtis Porter) – Alt-/Tenorsaxophon
Jimmy Knepper – Posaune
Wade Legge – Piano
Dannie Richmond – Drums