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DIRTY THREE – Love Changes Everything

~ 2024 (Bella Union) – Stil: Instrumental Rock/Post Rock ~


´Love Changes Everything´ ist die erste Veröffentlichung des australischen Trios DIRTY THREE seit 2012, und sie erschaffen, wie auf den vorangegangenen zehn Alben auch, erneut einen instrumentalen Ritt mit Orchester-Minimalismus, stampfendem Klavier, klagenden Bratschen und vereinzelten Drumseinsätzen, und erzeugen damit verwitterte Erinnerungen an Outback-Szenen unter zerschlagenem Himmel in der Wüste.

Jeder der sechs Titel läuft dann auch unter dem Namen ´Love Changes Everything´ und ist nur durch die Teil-Bezeichnungen zu unterscheiden.

 

 

Teil ´I´ beginnt so, als würde sich die Band über ein knisterndes, statisches Summen aufwärmen, während sie mit kratzigem Gezappel die Gitarre schließlich losfeuert.

Warren Ellis lässt dazu noch einige traurige Melodien mit der Violine mit einfließen, aber das widerspenstige Chaos der Grundinstrumente erinnert manchmal auch an eine Instrumentalversion von SHELLAC, und je mehr die Schlussmomente in Hochgeschwindigkeit übergehen, umso treffender ist der Vergleich.

Die besten DIRTY THREE-Momente beginnen mit ursprünglichen Melodien, die sich nach einiger Zeit in Jubel entfalten, es sind rohe und schmutzige Klangcollagen, und auf Teil ´I´ beugt Ellis seine Geige von einem Bett aus wogendem Hall und Gitarrenschlamm direkt durch den Lärm. Aus Jim Whites Schlagzeug erklingt dazu ein Marsch, den das Trio schließlich in eine echte Pop Punk-Codierung treibt.

Ständig am Rande des Zusammenbruchs, sieht man hingegen in Teil ´V´, wie Mick Turner eine Kombination aus Honky Tonk- und Power Rock-Riff findet, während Ellis schließlich mit seinen typischen Geigenklängen antwortet. ´VI´ hat dann eine regelrecht schlangenartige Atmosphäre, und wirkt wie ein wortloses Mantra.

Mit ´Love Changes Everything´ setzen DIRTY THREE einmal mehr beeindruckend ihre lange Karriere fort, mit ihrem organischen und meditativen Post-Rock-Jazz, der immer höchst demütig seine Momente sucht, ohne Ablenkung oder Täuschung. Das Album ist eine Studie über ein ungemein spontan wirkendes, gemeinschaftliches künstlerisches Schaffen, das in dieser zunehmend technologischen Leere unglaublich menschlich wirkt.

(8 Punkte)

 

https://www.facebook.com/dirtythreeband


Pic: Daniel Boud