ATLANTIS DRIVE – Atlantis Drive
~ 2024 (Pride Joy Music) – Stil: Hard Rock / AOR ~
Er ist wieder da. Nein, nicht die Satirefigur mit dem Schnauzer; auch nicht Serafino Perugino – der Meister der Retortenprojekte, der selbstverständlich auch jede Menge Großartiges unter seinem Frontiers-Dachverband ansammelt, wie man fairerweise gestehen muss.
Die Rede ist von Markus Pfeffer, der auf dem Label “Pride & Joy” bestens aufgehoben ist, denn auf das, was er mit seiner Musik erreicht hat, kann er wahrhaft stolz sein und er genießt das, was er tut, denn er macht es mit den maximalen Tropfen an Herzblut und das bereitet wiederum dem Hörer Freude.
Dieser geneigte Hörer hat genau wie der Meister selbst ein Faible für emotionalen Hard & Heavy, steht auf überirdische Sänger und liebt Harmonien, Melodien, feinste Gitarrensounds und bläst keine Trübsal, da Markus ein DUR-Mensch ist, der sich am Leben erfreut und nicht im dunklen MOLL-Kämmerlein verbleiben will.
Somit hat Markus über die Jahre seiner Karriere seinen ureigenen Stil entwickelt, der in allen seinen Projekten eine unverkennbare Handschrift trägt und sich mal härter, mal softer zeigt und das Haupterkennungsmerkmal auf die beteiligten Stimmen legt.
Sind dies neben seinem fast deutschpunkigen, selbst gesungenen Soloalbum ´All die Jahre´ zum Einen sein WINTERLAND-Partner in Crime Stephan Hugo (auch DISPYRIA), der auf deren letzten Alben eindrucksvoll bewies, dass anspruchsvoller Hardrock auch in unserer Muttersprache gut klingt. Erlebt man zum Anderen bei BARNABAS SKY ein unglaubliches Gipfeltreffen unterschiedlichster Sänger, so erkennt man LAZARUS DREAM am kernigen Gesang von Carsten „Lizard“ Schulz und das kommende Projekt MYSTERY MOON bringt uns ein Wiederhören mit dem überragenden MENTALIST-Shouter Rob Lundgren.
Doch back to Business. Hierbei veredeln Keyboarder Jorris Guilbaud (DEVOID, HEART LINE), Schlagzeuger Markus Kullmann (GLENN HUGHES, SINNER, VOODOO CIRCLE) und vor allem der famose Mark Boals (ja, genau DER von YNGWIE MALMSTEEN, RING OF FIRE, ROYAL HUNT, der Rock-Oper GENIUS und unzähligen anderen) das Debüt von ATLANTIS DRIVE und formen die starken Songs zu zeitlosen Highlights des härteren AOR, die es mit Perlen von ROBERT TEPPER, GIANT oder einem unverwässerten RICHARD MARX ohne Schmalzanteil aufnehmen können.
´Way Back When´ eröffnet als ein flotter Brecher, der es in jeden 80er Actionfilm geschafft hätte mit herrlichen Hooks und Licks, danach gibt es entspannte Melodiker zu genießen mit jeder Menge Höhepunkten (´Medusa Smile´, ´United´, ´Curtain Falls´, ´Time´) als auch wunderschöne Airplay-Schenkelöffner (´Brand New Start´, ´Farewell To A Friend) – man verzeihe mir die Begriffswahl meiner Herkunft aus politisch unkorrekten Zeiten geschuldet.
Die Songs künden allesamt nicht nur textlich von Zeiten, als man vieles einfacher, harmonischer und friedlicher empfand und Musik einfach nur geil sein konnte, ohne sinfonischen neo-metallischen Schrei-Crossover mit Drones, Stones oder Math als Grundvoraussetzung für eine gute Kritik haben zu müssen. Von diesen positiven Vibes künden ´Living For The Moment´, ´Faith´ und das finale ´Heroes´ ist eine Hymne und zugleich Widmung an alle Helden der Vergangenheit, die Markus auf seine eigene musikalische Reise gebracht haben.
Was soll ich dazu nun noch sagen, außer dass dieses Album ein Pflichtkauf ist für Freunde einer der letzten noch lebenden großen Rockstimmen gepaart mit der instrumentalen Finesse und Songschreiberfähigkeiten eines der unterbewertetsten Gitarristen dieser Tage?
Kaufen.
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