TINTORETTO – Tintoretto

Michael Haifl20. Juni 2024

~ 2024 (American Handstand/Expert Work Records) – Stil: Noiserock ~

Die Underground-Szene von Milwaukee, Wisconsin, war besonders Ende der Neunzigerjahre und in den Nullerjahren ein überbordender Quell an neuer Musik. Zu ihren größten Hoffnungsträgern gehörten TINTORETTO.

Aus den Überresten von MANAGRA fanden sich Shane Hochstetler (Schlagzeug), Billy Zientara (Gitarre, Gesang) und Mike Batzler (Gitarre, Gesang) mit Bill Kutsch (Bass) von STELLA 440 zusammen, um neue Klänge zu erforschen. Die alten Sounds des Mathrock und Screamo wollten sie hinter sich lassen. TINTORETTO wurden zum Inbegriff des Noise Rock von Milwaukee.

Leider ging auch ihr Stern nach einer aktiven Zeit von Ende der Neunzigerjahre bis Anfang der Nullerjahre, nach nur einer Handvoll Jahre unter. Ihre Hinterlassenschaft waren zwei Veröffentlichungen, eine EP und die Beteiligung an einer Compilation-CD, allesamt Ende der Neunzigerjahre in heimischen Kellerräumen aufgenommen.

Da fast der ganze Underground von Milwaukee seit Jahren auf ein Lebenszeichen von TINTORETTO wartet, denn schließlich gingen aus ihnen noch die Formationen CALL ME LIGHTNING und MURDER IN THE RED BARN hervor, verwarf man recht schnell die einfachste Möglichkeit, alle Songs zusammen und remastert wieder zu veröffentlichen. Nach reiflicher Überlegung entschieden sie sich, alle alten Kompositionen neu aufzunehmen. Shane Hochstetler produzierte sie in aller Ruhe von Dezember 2021 bis Februar 2024 bei “Howl Street Recordings”.

Natürlich hatten die alten, notfalls online nachzuhörenden Versionen eine größere Aggressivität, doch die neuen Versionen lassen weitaus mehr Schattierungen zu, wenngleich die Einflüsse der Neunzigerjahre Post Rock-Szene von Louisville und Post Hardcore-Szene von Washington D.C. unverkennbar bleiben.

Man höre sich die Emotionen von ´Are You Still Dying Darling?´ und die Lyriks von ´I Miss You Miss Me Not´ an, den Rhythmus von ´Dying Days´ und die Aggressivität von ´Rifle Merit Badge´ und ´I Betray My Friends´. Man höre diese duellierenden Gitarren, diese hinreißende Rhythmussektion und man höre die Balladen über Kunstgeschichte von den FOUR FRAT BOYS FROM WISCONSIN.

Legendär.