MARCO GLÜHMANN – A Fragile Present
~ 2024 (Gentle Art Of Music/Soulfood) – Stil: Artrock/Poprock ~
SYLVAN-Sänger Marco Glühmann verlässt sich bei seinem ersten Solo-Album vollkommen auf glaubhafte Emotionen und nutzt die Zerbrechlichkeit von Gefühlen, um sich zurückhaltend und melancholisch zu präsentieren. Obwohl er sich mit RPWL-Gitarrist Kalle Wallner, RPWL-Bassist Markus Grützner und BLIND EGO-Schlagzeuger Tommy Eberhardt eine schlagkräftige Studiomannschaft zusammengestellt hat, sogar ergänzt um SYLVAN-Gitarrist Johnny Beck sowie RPWL-Sänger Yogi Lang als Produzent und Keyboarder, ist es vielmehr die intime und verhaltene Ausdrucksweise, die mit Marco Glühmanns emotionalem Gesang am hellsten strahlt.
Der ausdrucksstarke Sänger bemüht sich bei seiner Solo-Vorstellung erst gar nicht zwanghaft, unbedingt dem Prog Rock und Artrock seiner Stammband treu zu bleiben, sondern bleibt offen für Abkürzungen über den Rock und Pop. Gleichwohl liebt er die leichte und heitere Schwermut, um sich schwelgerisch in den Melodien zu baden, und fügt sogar einige hohe Kiekser aus seinem Stimmumfang hinzu.
Bei getragenen Kompositionen wie ´Never Say Goodbye´ und ´Running Out Of Time´ oder zerbrechlichen wie ´Look At Me´ mit Klavier und Orchestrierung bringt der Gesang alles geradezu zum Leuchten. Neben seiner Stimme stehen in solch melodischen Artrock-Songs wie ´Hear Our Voice´ natürlich die elegischen Gitarren im Mittelpunkt, aber in diesem besonderen Falle zudem der mehrstimmige Chorgesang mit der Unterstützung von keinem Geringeren als Billy Sherwood (WORLD TRADE, YES).
Mit dem kurzen Einsatz der Akustikgitarre, etwa zu Beginn von ´Reach Out´, tragen die aufkommenden Melodiebögen den Zuhörer irgendwie in die Zeiten der Neunzigerjahre, so dass letztlich eine musikalische Mischung aus Neo/Prog Rock und Alternative Rock entsteht, selbst in anheimelnden Kompositionen wie ´At Home´ oder dem Poprock von ´For A While´ und ´Life Is Much Too Short´ unüberhörbar.
Zur Abwechslung tragen dagegen das äußerst rhythmisch vorgetragene und gleichzeitig spacige ´Faceless´, das steinerne ´Black The Shades Out´ zum Electro-Beat und das abermals heavy-alternative ´One Last Hope´ bei, obwohl letzterer Song mit einem der schönsten Refrains des Werkes aufwarten kann. Einen solchen Höhepunkt stellt insgesamt nochmals zum finalen Abschluss ´My Eyes Are Wide Open´ dar, samt entrückten Keyboard-Klängen und dem Gitarren-Spiel von MARILLIONs Steve Rothery.
(8,5 Punkten)
https://www.facebook.com/marco.gluehmann
Pic: Franz Schepers