INTER ARMA – New Heaven
~ 2024 (Relapse) – Stil: Blackened Death Metal/Sludge/Psychedelic/Gothic Doom/Progressive Rock ~
Die Sludge-Lords von Richmond, Virginia, sind nach fünf Jahren Albumpause endlich zurück, und während der Vorgänger ´Sulphur English´ schon unter Beweis stellte, gleich eine ganze Bandbreite an Genres, vom Blackened Death Metal über Psychedelia-Reisen bis hin zu Math-Prog-Attacken zu integrieren, so setzen INTER ARMA diese Ideen auch auf ihrem mittlerweile fünften Studiowerk erneut in wahrer Meisterlichkeit fort. Das Quartett ist jedenfalls nach wie vor sowohl von etwas fantastisch Albtraumhaftem als auch von etwas Göttlichem besessen.
´New Heaven´ wirkt im Vergleich zu seinen Vorgängern nicht nur aufgrund der weitaus kürzeren Spieldauer bemerkenswert kompakt und präsentiert die bislang wohl konzentrierteste und direkteste Anwendung ihres hypnotisierend-dornigen, formverändernden Sludge-Metal – und es hat die Experimentierfelder sogar noch um einiges erweitert.
Der Opener und Titelsong ist eine krude und völlig verdrehte Mischung aus dissonantem Death Metal und waghalsigem Black Metal und beschwört eine karge, jenseitige Landschaft herauf, wie die kraterartige, mondähnliche Oberfläche auf dem Albumcover. Das Stück strahlt ein unbändiges Gefühl kathartischer Frustration aus, als würde die Band all ihren Ballast in Form ihrer bislang komplexesten und extremsten Komposition ausspülen.
Das folgende ´Violet Seizures´ ist ein albtraumhafter Höllenritt im ORANSSI PAZUZU-Psychedelic-BM-Style, mit Gitarren so scharf wie Sägeblätter, einem Gesang, der wie die Schreie eines alternden Gottes klingt und einer unbändigen Energie, die während der gesamten Laufzeit nicht nachlässt.
´Desolation’s Harp´ dröhnt dann mit klassischer Black Metal-Dunkelheit und -Eindringlichkeit, wobei Mike Paparo seine bis dato unmenschlichsten Growls abliefert, ein Song voller wirbelnder, halluzinogener Schnörkel und faszinierenden harmonischen Schichten.
Die wirkliche Sensation dieses Werks stellt für mich allerdings das rund dreiminütige Instrumental ´Endless Grey´ dar, das wie eine perfekte Fortsetzung des Mittelteils in METALLICAs ´Orion´ daherkommt, mit seinen wunderschönen, hell aufsteigenden Gitarren und dem spacigen Bass-Sound – zweifellos ein Tribut an Cliff Burton, den die Band meines Wissens über alle Maßen verehrt.
´Gardens In The Dark´ ist dann unheimlich stampfender Gothic Doom mit Psychedelic-Vibes und ´The Children The Bombs Overlooked´ ein grüblerisches Requiem für all die Opfer sinnloser Kriege, und die Band kanalisiert hier stellvertretend den Schmerz der Hilflosen durch die höchst intensive, stimmungsvolle Atmosphäre.
Vor allem in der zweiten Hälfte des Albums intensivieren INTER ARMA die psychedelische Sensibilität, oftmals gefiltert durch das Prisma des Progressive Rock, wie etwa auch auf ´Concrete Cliffs´, das ebenfalls ganz hervorragend zu den genreunabhängigen Tendenzen und kontrastreichen Kreationen passt – genauso sehr wie ihre eindringliche Gegenüberstellung von Hoffnung und der düsteren Realität, die uns umgibt.
(8,5 Punkte)
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(VÖ: 26.04.2024)