MELVINS – Tarantula Heart
~ 2024 (Ipecac) – Stil: Stoner Rock/Sludge/Psychedelic Rock/Experimental ~
Die MELVINS sind mittlerweile beinahe schon so was wie die unermüdlichsten Missionare des Grunge, veröffentlichen ihre neuen Werke gefühlt im Einjahresintervall und besitzen einen beachtlichen Backkatalog von mehr als 30 Studioalben. Obwohl schon mehr als vier Jahrzehnte aktiv, ist es höchst unwahrscheinlich, dass sie jemals vom Mainstream angenommen werden, denn ihr experimenteller Kunstlärm war schon von jeher das Gegenteil von allem Populären und Nachgeahmten.
Ihre Langlebigkeit ist jedenfalls unglaublich beeindruckend und das Erstaunlichste an ihnen ist, dass sie immer noch etwas zu sagen haben und so einzigartig und interessant sind wie eh und je.
Sänger/Gitarrist Buzz Osborne und Schlagzeuger Dale Crover werden auf ´Tarantula Heart´ nun erstmals vom Gitarristen Gary Chester (WE ARE THE ASTEROID), vom inzwischen etablierten Bassisten Steven McDonald (REDD KROSS) sowie ebenfalls in Premiere von Drummer Roy Mayorga (NAUSEA, MINISTRY) unterstützt, ein Großteil des Albums hat sogar zwei Schlagzeugparts.
Die Besonderheit der Aufnahmesessions bestand dieses Mal darin, dass es sich um eine anfängliche, epische Jamsession gehandelt hat, aus der erst im Nachgang die Songs extrahiert und geformt wurden, und es ähnelt somit beinahe schon einer EDM-Vorgehensweise, bei der die Produzenten die vorhandenen Sounds hernehmen und sie entweder mit Computer-Software oder mit analoger Ausrüstung in eine Songstruktur einbauen.
Der fast 20-minütige Opener ´Pain Equals Funny´ wirkt dann sogar wie einer der am besten strukturierten und ist eine wilde Reise durch kriechenden Doom, Psychedelic Rock und Sludge Metal, prall an Wahwah und irrwitzigen Soli.
´Working The Ditch´ folgt dann noch am ehesten den allgemeinen Regeln eines Rocksongs, das für mich einzige, etwas schwächere Stück, das auch auf jedem anderen beliebigen MELVINS-Album stehen könnte.
Der Rest gehört dann ebenfalls mit zum Besten, was die Band in diesem Jahrtausend abgeliefert hat, ob nun das wilde ´Allergic To Food´, mit seinen tiefen Wirbeln aus Gitarre und Schlagzeug und dem Einsatz eines verrückten Theremins, was die Kakophonie noch wesentlich verstärkt.
Oder der Closer `Smiler´, ein wahres Old-School-MELVINS-Schlachtfest, das aus der ´Houdini´-/´Stoner Witch´-Phase stammen könnte – zackige Gitarren und wuchtige Drums galore! Die MELVINS verteilen ihre giftigen Spinnenbisse jedenfalls endlich wieder in absoluter Höchstform.
(9,5 Punkte)
https://www.facebook.com/melvinsarmy
(VÖ: 19.04.2024)