TIME SHIFT ACCIDENT – Chronosthesia
~ 2019 (Generation Prog Records) – Stil: Fusion/Prog Rock/Metal ~
Die Zukunft des Progressive Rock schien vor einer Dekade noch rosiger, selbst der Jazzrock-Sound blühte in deutschen Landen auf. Aus dem mittelfränkischen Underground erhob sich vor einer halben Dekade gar eine außergewöhnliche Instrumental-Formation, die Fusion und Prog Metal in moderner Klangform darbot.
Zwischen der Leichtigkeit und Schwere der Musik schien alles möglich. TIME SHIFT ACCIDENT war und ist ein Instrumental-Quartett, das 2013 gegründet und 2019 sein Debütalbum ´Chronosthesia´ in der Besetzung aus Gitarrist David Mola (bekannt von den Prog Metallern EFFLORESCE), Keyboarder Günter W. Schmuck (seit seinem Jazzstudium in entsprechenden Kreisen Münchens aktiv), Bassist Michael Schetter (bei RELOCATOR, SSTTGD und als Label-Chef von “Generation Prog” geschätzt) und Schlagzeuger Paul Ettl (hatte in der Hochschule für Musik Nürnberg Trommeln gelernt) veröffentlichen konnte.
Zwischen jazzigem Fusion und versiertem Progressive Metal und Rock lebten sie sich eine Stunde lang ganz exzellent aus. Vielleicht trug auch die unterschiedliche Herkunft, studierte Musiker, Jazz- und Metal-Musiker, zu solch einer wunderbaren Zeitreise ein, aus Nürnberg einmal musikalisch zu weltenbummeln. Da konnte Fusion sowie Prog Rock und Metal sogar einige Abstecher nach Lateinamerika oder in den Orient wagen, denn Jazz und Rock, Latin und Funk mussten sich nicht voreinander verstecken.
Die Kompositionen waren komplex, aber niemals mit solistischen Selbstdarstellungen überfrachtet, zudem nicht schräg und außergewöhnlich experimentell. Vier Musiker zogen am selben Strang und konnten sich dennoch jederzeit frei entfalten.
Aus der Klaviermelodie heraus entfaltete sich ´Cold Case´ über Keyboard und Gitarre zu einem wundervollen Eröffnungs-Express, der als erster Höhepunkt alle Freunde von THE ARISTOCRATS bis LIQUID TENSION EXPERIMENT einsammelte. ´Boonar Eclipse´ gönnte sich zwischen Metal und Fusion einige spanische oder südamerikanische Klänge, während ´Ignalina Forest´ solch exotische Klänge subtiler arrangierte. ´Wish´ erlaubte sich entspanntere und balladeskere Töne, ehe der nächste große Höhepunkt ´Damascus Dance´ zu einer elfminütigen Reise in orientalische Gefilde einlud. ´Pompei´ gestattete sich euphorische und ´Borsuki´ elegante Klangreisen, die mehr als nur eine Einleitung für den finalen großen, zehnminütigen Höhepunkt ´The Hand Of God´ waren.
Sollte dies anno 2019 der Startschuss für ein instrumentales Fusion- und Prog Metal-Revival gewesen sein?
(8,5 Punkte)
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https://generationprog.bandcamp.com/album/chronosthesia