IRON CURTAIN – Savage Dawn
~ 2024 (Dying Victims Productions) – Stil: Heavy Metal ~
Meeeetaaaaaaaaaallllll!!!!!! Ich höre meinen alten Metalcoven Bro Tobi mit schriller Stimme kreischen. Ist das alles 20 Jahre her? Fuck…nun…auch wenn meine Haare vom Kopp oben zum Kinn gewandert sind, ich bleibe treu dem Stahl ergeben, auch ohne meine Ex-Band, meinen Ex-Job seit 2014 im Plattenladen und wohnhaft am Arsch der Heide, wo es kaum Fans und schon gar keine Szene gibt.
Und IRON CURTAIN liefern mir auch 2024 den Soundtrack zu meiner Leidenschaft, wobei sie irgendwie 40 Jahre älter klingen. England? Belgien? Eventuell West- und Südwestdeutschland? Tja, wer kann das sagen? Nach Spanien an sich klingen sie nicht. Texte in Englisch, sogar ohne viel Akzent. Kein Hang zu diesen emotional überbordenden Melodien, selbst bei erdigeren Songs. Aber Kraft und Lebensfreude haben sie, Spass am Heavy Metal. Vielleicht sogar eine spirituelle Verbindung.
Die Burschen spielen auf den Punkt, aber lecker roh und absolut in Flammen. Die Stimme ist zwar melodisch, aber dreckig und eher so herausgespien, wie dem Mann am Mikro die Schnauze gewachsen ist. Wird den Pussymetallern, die auf durchgestylt aalige Glattarschmusik stehen, gar nicht gefallen. Alleine das macht die Platte für mich zum Highlight.
Die Songs sind in einem wahrlich altbackenen und innovationsfreien Stil gehalten, was zwar keine Grammies einbringt, aber für die Liebe der Musiker zu ihrem Sound spricht. IRON CURTAIN sind so ultimativ Heavy Metal, das seit dem Debüt ´Road To Hell´ von 2012.
Nicht ohne gewisse Abwechslung geht es auf der neuen Platte zu. So kommt ein Stück von über sieben Minuten mit russischem Titel, sogar in Kyrillisch gehalten, als melodisch harter Speedkracher daher, nach einem einminütigen Intro mit klassischer Gitarre, der gut und gerne mit russischem Text versehen auf den kultigsten Platten der Soviet Union hätte vertreten sein können. Die Melodie, die Leidenschaft, der Schwung, sehr wild und vom Spirit der Taiga getrieben. Hammer. IRON CURTAIN haben hier wohl die zentrale Heavy Metal-Hymne ´24 für mich erschaffen. Die OHOHO-Kosakenchöre haben zwar einen gewissen Hang zu Drama und Kitsch, aber gehen doch tief. Die Soli brennen förmlich und peitschen Deine Seele lustvoll an. Alleine dieser Song reicht mir als Kaufgrund.
Der Rest der Platte ist aber auch ordentlich, ach, schlicht geil. Musik braucht nicht innovativ sein. Sie muss geil sein, Dich packen und mitnehmen. Das schaffen die Spanier locker. Da krachjagen Dich die Killer mit der Kettensäge durchs Kreuzfeier der gefleckten Großkatzen. Metalheads werden verstehen. Ey, diese Sologitarren, die schälen Dir in ihrer brodelnden Intensität schlicht die Pelle vom Gesicht, bis nur noch der grinsende Totenschädel mit Augen bleibt.
Wenn wir jetzt noch die 90er hätten, würde ich die alten Schützengräben wieder aufmachen, die Unterstände, in denen sich die TRUE METAL WARRIORS tummeln, wieder gegen das Bombardement mit falschherziger Trendmusik absichern und nach einem ordentlichen echt metallischen Trommelfeuer würden die Recken über die Grabenwand stürmen, wie einst die Ur-Opas der NWoBHM-Helden an der Somme.
IRON CURTAIN sind so ultimativ Heavy Metal, mit Wucht gespielt, klanglich lebendig inszeniert und nicht allein eine Hommage an längst vergessene Zeiten, auch kein lebender Dinosaurier, sondern eine frische Kapelle, die selbst mit wohlvertrauten Ideen noch schmissige und schwungvolle Musik zaubert. Liebe!!!! Große Liebe!!!!
7 für die Ideen, 10 für die Performance. Also 8,5 insgesamt. Mehr Heavy Metal geht nicht.