HADES – If At First You Don´t Succeed
~ 1988/2024 (Golden Core) – Stil: Heavy-Thrash-Metal ~
Als HADES 1988 den Nachfolger ihres unsterblichen Debütalbums veröffentlichten, war die Enttäuschung im ersten Moment immens. Die US Metaller hatten bis zu ihrem ersten Studioalbum ´Resisting Success´ eine Entwicklung vom ursprünglichen Heavy und Power Metal zum Speed und Thrash Metal durchlaufen, zudem besaßen sie große technische Fähigkeiten ohne endgültig im Tech Metal aufzuschlagen.
Die perfekte Mischung schufen sie somit bereits 1987 mit ´Resisting Success´, einem Album für die Ewigkeit. Technisch überragend zündeten HADES ein vollkommen energievolles und mitreißendes Feuer. Bassist Jimmy Schulman und Drummer Tom Coombs trieben alle in den Wahnsinn, während die Gitarristen Dan Lorenzo und Scott LePage alle schwindelig spielten. Und über alle dem thronte die Stimme von Sangeslegende Alan Tecchio. Ein sagenhafteres US Metal-Meisterwerk war hernach selten anzutreffen. Obwohl es auch hier neben den wildesten und kompliziertesten Rhythmen schleppende und ultraschnelle Momente gab, schien das Songmaterial durchgehend in jeder Sekunde zu bersten und zu explodieren. HADES waren einzigartig, jeder Song auf ´Resisting Success´ auch.
Diese Kombination aus Energie, Stahlkraft und Technik erreichten selbst HADES nie wieder. Daher waren auch die ersten Begegnungen mit ihrem Zweitwerk ´If At First You Don´t Succeed´ eher ernüchternd. Dieser andauernde Adrenalinschub des Vorgängers war nicht mehr zu spüren. Wer jedoch mit ´If At First You Don´t Succeed´ den Erstkontakt zu HADES fand, konnte sich auch zu diesem Zeitpunkt in die US-amerikanische Gruppe verlieben, die natürlich mit keiner anderen Formation dieses Bandnamens zu verwechseln ist.
Glücklicherweise meinte es auch die Zeit gut mit dem Werk. Denn Hörer dürfen sich 2024, ohne den Blick allzu sehr in die Vergangenheit zu richten, an einer ausgewogenen Scheibe zwischen Heavy und Power Metal mit einigen Ausbrüchen im Thrash Metal erfreuen. “Golden Core” präsentieren nämlich in unseren Tagen dieses zweite Album von HADES in seiner ersten Vinyl-Wiederveröffentlichung. Das Songmaterial wurde von einer originalen “Torrid”-Pressung überspielt, remastert und für Vinyl gemastert. Die Scheibe bekommt sogar einen unverzichtbaren Einleger mit Fotos und Lyriks spendiert.
Obwohl die durchgehende Intensität des Debüts fehlt, werden im Hause HADES die halbtechnischen Ausführungen weiter ausgebaut. Das alles niederbrennende Feuer des Thrash Metal zünden HADES indessen sofort im Opener ´Opinionate!´, der einen klassischen Beginn aufweist, einem Klassiker würdig. Ebenso unaufhaltsam famos zeigt sich ´In The Mean Time´ erst in seinem zweizeiligen Refrain sowie das wunderbar unterhaltsame ´Process Of Assimilation´ durchgehend. Geschwind ist gleichsam das schwindelig aufspielende ´I Too Eye´.
In den selben Rausch versetzt das halbballadeske ´Rebel Without A Brain´ sowie das intelligente ´King In Exile´ den Hörer nicht. ´Face The Fat Reality´ erkundet sogar längst den Groove für kommende Taten. Das vielschichtige ´Aftermath Of Betrayal (The Tragedy Of Hamlet)´, als Hommage an William Shakespeare, bezeugt allerdings nochmals zum Abschluss über neun Minuten, annähernd wie ´Masque Of The Red Death´ auf dem Vorgänger, die künstlerische Größe der legendären HADES.
Erwartungskonform war freilich auch HADES als Bahnbrecher der ungern gesehenen Spielräume zwischen Heavy Metal und Thrash Metal kein großer Erfolg beschieden. Nach diesem Werk fanden sie erst wieder 1995 mit ´Exist To Resist´ zusammen und verzettelten sich im Laufe der kommenden Jahre immer mehr im Groove des Thrash. Dan Lorenzo und Alan Tecchio bauten jedoch unterdessen die schleppenden Momente von HADES in einem frischen und dunkleren Sound aus und begeisterten abseits der Grunge-Welle mit ihrer Combo NON-FICTION. Daneben fand Alan Tecchio mit seinem hohen Gesang zumindest zeitweise seine Erfüllung im progressiven Tech Metal der Göttercombo WATCHTOWER.
(8,5 Punkte)