THE JESUS AND THE MARY CHAIN – Glasgow Eyes
~ 2024 (Fuzz Club/Cooking Vinyl) – Stil: Indie Rock/Noise Pop/Shoegaze ~
THE JESUS AND THE MARY CHAIN gehören zweifellos zu jenen Legacy-Acts, die es stets vermieden haben, einfach nur den Geist der Vergangenheit heraufzubeschwören oder sich an einst glorreichen und bewährten Formeln zu orientieren. Ihre Langlebigkeit ist nach wie vor ein Grund zum Feiern, und sie haben es tatsächlich geschafft, über 40 Jahre nach ihrer Gründung den Strom ihrer frühen Inspiration aufrecht zu erhalten.
´Glasgow Eyes´ ist erst das achte Studioalbum der Schotten und es besitzt immer noch einen Großteil der Magie und Alchemie ihrer frühen Werke – süchtig machende Ohrwurmmelodien gepaart mit der Nervosität und Experimentierfreudigkeit des Noise Pop und einer unerschütterlichen Ehrfurcht vor der revolutionären Kraft des Rock.
Aufgenommen in MOGWAIs „Castle Of Doom“-Studio in der Geburtsstadt der Reid-Brüder, ist ´Glasgow Eyes´ großzügiger Einsatz elektronischer Texturen eine erneuernde Kraft und zugleich eine Art Heimkehr, und hält somit am Geist der frühen THE JESUS AND THE MARY CHAIN und vielen ihrer klanglichen Prüfsteine fest, unterscheidet sich jedoch stark in Prozess und Klang.
Die frische Palette elektronischer Sounds wird dann auch gleich beim Opener ´Venal Joy´, mit seinem halsbrecherischen Motorik-Beat, den Anti-Schwerkraft-Oszillatoren und menschenfeindlichen Texten, deutlich.
Nach diesem äußerst kraftvollen Angriff kehrt die Band schließlich in vertrautere Gefilde zurück und verbindet unwiderstehliche Pop-Songkunst mit Lärm, Schärfe und Attitüde, und ´Girl 71´ beispielsweise wartet sogar mit einigen CHEAP TRICK-Gitarren-Hooks auf.
In seiner hellen, schaurigen und messerscharfen Darlegung von Liebe und Hingabe, die im Herzen von THE JESUS AND THE MARY CHAIN nach wie vor brodelt, ist ´Glasgow Eyes´ jedenfalls eine klare positive Wendung.
Die apokalyptischen Wolken und tobenden Winde verzerrter Gitarren im ´Psychocandy´-Style sind mitreißend und unterstreichen die jugendliche Unschuld und die feurige Dunkelheit ihrer Songs. Ihre anhaltende Hingabe an das Experimentieren besiegelt schließlich den Deal, denn sie klingen fast so einzigartig als kosmische Band wie als die erfahrenen Noise Pop-Experimentatoren, die sie nun mal schon immer gewesen sind
(8 Punkte)
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Pic: Mel Butler