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JULIA HOLTER – Something In The Room She Moves

~ 2024 (Domino) – Stil: Artpop ~


Julia Holter offenbart auf einer weiteren Traumreise ihr eigenes musikalisches Universum. Die Songwriterin aus Los Angeles begibt sich auf ihrem neuesten Album wahlweise in ein Schlaflabor oder in einen raum- und zeitlosen Zustand.

´Something In The Room She Moves´ strahlt dabei pure Harmonie aus, Leidenschaft und Intimität. Sinnlich fließen die Klangwelten des Körpers und geben die gesamte Gefühlspalette zwischenmenschlicher Beziehungen preis. Allerdings ist bereits auf dem Cover-Artwork der Künstlerin Christina Quarles die innige Umarmung der beiden Geschöpfe nicht eindeutig, ob sie sich lieben oder in einen Kampf verwickelt sind.

All die Abgründe und all die Hochgefühle menschlicher Beziehungen durchleuchtet Julia Holter auf ätherische Weise. Alles fließt. Alle Säfte des Körpers fließen. Julia Holter schleicht sich langsam hinein, sie schaut unter jede Schicht der Schönheit. Töne fließen. Wörter verbinden sich, Klangebene für Klangebene.

Jede Komposition ist wie eine kleine Exkursion, samt möglicher Kakophonie. Dream oder Art Pop bleibt unaufgeklärt. Dieser Pop erscheint wie ein Traum oder wie ein Experiment. Besonders aufregend mit der Klarinette von Chris Speed, der Flöte von Maia aka Sonjia Hubert Harper und dem omnipräsenten Fretless-Bass von Jaco Pastorius.

 

 

Das ´Sun Girl´ aus Los Angeles träumt goldgelb zwischen Schilfrohren im Vogelkäfig (“My dreams as I dream in golden yellow.”) und weigert sich ´These Morning´, in den Nachtclub zu schlendern (“Just lie to me.”).

In Chinatown von San Francisco denkt sie im Yellow Room des Hotels mit ´Something In The Room She Moves´ irgendwie an die Pilzköpfe, samt Klarinette und Flöte (“There’s something in a vacuum. And there’s nothing in the front room. Oh my feet are still in the garden.”). Auf dem Hochhaus singt sie allein mit Wurlitzer in sternenklarer Nacht eine ätherische Ode an ´Materia´, um in vollständiger Ekstase im Verbund mit Ramona Gonzalez, Jessika Kenney, Maia und Mia Doi Todd nur noch Töne verlauten zu lassen.

Zwischendurch liest sie in der Schokoladenfabrik ein Essay der französischen und vor allem feministischen Theoretikerin Hélène Cixous, während ´Spinning´ unentwegt drischt (“What is delicious and what is omniscient and what is the circular magic I’m visiting.”).

Damit das Liebeshormon Oxytocin ausgeschüttet wird, sind im ´Evening Mood´ sanfte Berührungen und Streicheleinheiten vonnöten (“Daylight hits me. Daylight hits me. I was not alone.”). Somit fehlen nur noch die Umarmungen durch ein in den Wahnsinn treibendes ´Talking To The Whisper´. Die Sanftheit von ´Who Brings Me´ erscheint für den Austausch von Zärtlichkeiten letztlich jedoch angebrachter (“My all my love.”).

Musik bewegt, Julia Holter auch.

(8,5 Punkte)

 

https://www.facebook.com/juliashammasholter/


Pic: Camille Blake
(VÖ: 22.03.2024)

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