GOAT MAJOR – Ritual
~ 2024 (Ripple Music) – Stil: Occult Doom ~
Wales muss ja ein wahrlich düsteres Land sein bzw. ein gar finsterer Landstrich im Vereinigten Königreich. GOAT MAJOR sprechen da auf ihrem Debüt eine sehr deutliche Sprache.
Wobei erste oberflächliche Hörversuche schon an diesem Bild rütteln. Irgendwie ist es Doom, den sie da spielen, aber sie haben eine fette Keule an Einflüssen, die einen TRVE KVLT Fanatiker in den schieren Irrsinn treiben. Solch ein Gatekeeper bin ich ja irgendwie auch, aber mir schmeckt HEAVY MUSIC allgemein, dazu auch Stoner Rock, Sludge, Groovemetal und Slam Deathmetal in Maßen. Keine jener Stilrichtungen wird bei GOAT MAJOR zu hören sein.
GOAT MAJOR haben einen Hauch von elektrisierendem Zauber an sich, sind aber wesentlich klarer und strukturierter in ihren Kompositionen, als die ultrafuzzzigen Kollegen. Und sie haben viele mehrstimmige Gesangsharmonien, die ihnen eine abgeflogene Atmosphäre schenken. Oh, natürlich bleibt ihr Klang schmutzig und ihr Riffing morbide. Der mittelhohe Gesang beschwört und betört. Seine Geschichten allein lassen das Blut gefrieren.
Und dann Keyboards, eher im klassischen 70er Pomprockstil Mellotronsounds, die der Musik noch mehr Tiefe geben. Hier entsteht eine fantastische hypnotische Musik. Auch wenn ich zu jeder Sekunde eine unglaubliche Vertrautheit spüre, aber das bringt halt der Stil mit sich. Langsam, ganz zähflüssig wie ein Lavastrom, der sich vom Krater ins Tal wälzt, entfalten die Stücke hier ihr eigenes Aroma. Zwischen tanzenden Hippies auf Stonehenge und morbider Friedhofsprozession. Wenn die Leadgitarre ihre entrückten Soli spielt, saugt eine große formlose Leere Dir die Seele aus dem Leib.
Also doch Doom in Reinkultur? Epic Metal Doom Burgwächter sollten verzweifeln. Dabei ist der fuzzige Hardrock im Repertoire eine direkte Verbindung zu den Urvätern britischen Lavarocks von 1970 und viele Momente laden förmlich zur Hexenjagd. Old fashioned Doom, will ich mal sagen. Fünfzackige Sterne werden auf den Boden in einen Kreis gezeichnet, damit das Ritual des Eisenmannes beginnen kann.
Dieses Album hört man süchtig wieder und wieder. Gleich mit den alten 80er und 90er Klassikern. Und jedes Mal erscheint einem die Vision der Waliser klarer vor Augen. Jedes Mal sind die klareren Bilder makabrer und krankhafter. Jedes Mal schwindet der Verstand ein wenig mehr. Als hätten Poe und Lovecraft sich bei einem Glas Absinth zusammengehockt und eine gemeinsame Sagenwelt entstehen lassen, bevölkert mit den unaussprechlichsten Kreaturen. Diese ghoulischen Melodien vom Gesang entfalten sich tatsächlich nicht sofort. Was aber zuerst spröde wirkt, trifft Dich später mit hymnischer Urgewalt. Ich bin fertig mit der Realwelt und gebe mich unter dumpfem Trommeln den Kultgesängen hin…
(9 Punkte)