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TOM FAIRNIE & KLAUS ADAMASCHEK – Still Dreaming

~ 2024 (DMG Germany) – Stil: Singer-Songwriter ~


Wahre Freunde beschreiten ihren Lebensweg gemeinsam. Auch musikalische Freundschaften gehen über einen gewissen Zeitraum einträchtig den Pfad ihres Lebenstraums. Die beiden Singer-Songwriter Tom Fairnie und Klaus Adamaschek sind vor wenigen Jahren Freunde geworden und seit kurzer Zeit ein perfektes musikalisches Paar.

Da haben sich wahrhaftig in späten Jahren zwei gesucht und zufällig gefunden. Der eine, ein 73-jähriger Singer-Songwriter, lebt im schottischen Edinburgh und der andere, ein 66-jähriger Singer-Songwriter, im nordhessischen Rotenburg an der Fulda. Tom Fairnie und Klaus Adamaschek lieben die Musik und lieben den Gesang, sie lieben Folk, Country und Blues, gerne in der US-amerikanischen Ausprägung.

Der eine trat auch mit THE TRAVELLING WAVERLIES oder als TOM FAIRNIE & THE SNAKES auf, der andere seit Jahren auch in großer Bandbesetzung mit seiner Gruppe SHIREGREEN. Vereint lieben sie den unaffektierten Gesang der Singer-Songwriter und die harmonischen Töne der Gilde.

Bereits zum zweiten Mal haben sie sich im Oktober 2023 in die „Toolhouse Studios“ von Rotenburg zurückgezogen, nachdem sie bereits an gleicher Stelle im Oktober 2022 ihr erstes gemeinsames Werk ´Still Unbroken´ aufgenommen hatten. ´Still Dreaming´ nimmt sogar optisch mit einem beinahe zu verwechselnden Cover-Artwork Bezug auf den Vorgänger. Allein die Tages- und Jahreszeit ist eine andere, denn der Baum von ´Still Unbroken´ steht bei ´Still Dreaming´ immer noch an derselben Kreuzung. Womöglich wartet er ebenso wie Robert Johnson mit seiner Gitarre auf die Begegnung mit dem Fürst der Finsternis.

Tom Fairnie und Klaus Adamaschek scheinen hingegen noch nicht den Pakt mit dem Teufel eingegangen zu haben, denn sonst würden sie mit ihren Liedern schon auf Platz 1 der Hitparaden stehen. Doch echte Liebhaber wahrer Kunst legen keinen Wert auf unnötigen Rummel um die Musik. Die Lieder von ´Still Dreaming´ sprechen schließlich abermals für sich.

Im Kollektiv mit den Musikern aus dem Umfeld von SHIREGREEN entfachen Tom Fairnie und Klaus Adamaschek nochmals ein Feuer der Singer-Songwriter-Kunst. Johannes Gunkel spielt dabei mit Western-, Dobro oder E-Gitarre, Paul Adamaschek Bass und Cajón sowie Sascha Schmitt Piano und Akkordeon. Für die sanfte und unaufdringliche Hintergrundbegleitung tragen zwei Sängerinnen die Verantwortung, Toms Ehefrau Jane Fairnie und Pauls Ehefrau Marisa Linß.

Bei der Hälfte aller zwölf Kompositionen, die Licht und Schatten des Lebens durchstreifen, übernehmen Tom Fairnie und Klaus Adamaschek gemeinsam oder abwechselnd den Hauptgesang. In der Eröffnung ´Just A Dream´ gedenken sie im schönen Harmoniegesang mit einem gehörigen Country-Einschlag ihrer Illusionen. Der eine träumt von Studioaufnahmen in Austin, der andere von einer Radio-Show in Glasgow, alles in der Realität mittlerweile erfahren. Tom Fairnie und Klaus Adamaschek haben de facto das Träumen noch nicht verlernt.

Mit sanftem, tiefem Gesang zur Akustikgitarre, Dobro und Cajón singt Klaus Adamaschek ´England In Winter´, während Tom Fairnie seinen Textanteil über den Brexit, der über die Köpfe der Schotten hinweg abgewickelt wurde, überraschenderweise eher rezitierend vorträgt und so das Lied in seiner außergewöhnlichen Stellung heraushebt.

Zusammen besingen sie auf ihrem gemeinsamen Weg den Rückblick auf die Reisen des Lebens und seine Vergänglichkeit im harmonischen ´Orange Groves´, kollektiv mit Marisa Linß und Jane Fairnie. Mit großem Enthusiasmus weisen sie in ´Sometimes I Wonder´ einmal mit der Unterstützung der elektrischen Gitarre und Hammond auf die unbegreifliche Gabe des Komponierens hin und verfallen dabei fast in die Fröhlichkeit eines Sixties-Songs.

Einen Toast auf den Gedächtnisverlust spricht Tom Fairnie in seinem langsam wachsenden Roots-Song ´The Death Of Memory´ aus. Das sarkastische ´It Couldn’t Be Better´ singt er im Verbund mit Jane Fairnie und Marisa Linß beinahe wie einen Lobgesang und ´I’ll Know When I Get There´ über die Unausweichlichkeit des Sterbens mit oft heiserer, eher zerbrechlicher Stimme. Zufriedenheit strahlt dagegen der Lebensrückblick ohne Reue ´I Really Don’t Know´ von Klaus Adamaschek aus, die stille Beleuchtung der Liebe namens ´Forever And More´ eher Melancholie und Besinnlichkeit.

Wunderbar ergänzen sich nochmals die Stimmen des Duos im freudigen ´False Friends And Dazzler´ über falsche Fünfziger im kleiner werdenden Freundeskreis. Eine Liebeserklärung an die bunte Vielfalt der Freundschaft ist zur Vollendung des Werkes die von Tom Fairnie gesungene und von Tina Möller gesanglich unterstützte Komposition ´The Rainbow´.

´Still Dreaming´ läuft dem Traum von Tom Fairnie und Klaus Adamaschek weiter hinterher. Ein großer Traum, der mit einer musikalischen Freundschaft begann und noch lange nicht zu Ende geträumt ist.

(8,5 Punkte)

 

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(VÖ: 29.03.2024)

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