THE BEN WEBSTER QUINTET – Soulville
~ 1957/2024 (Verve) – Stil: Jazz ~
Die letzte herausragende Wiederveröffentlichung von ´Soulville´ stammt aus dem Jahre 2013 und erschien natürlich über “Analogue Productions” auf einem 45 RPM-Doppel-Vinyl. Weniger hochpreisig ist hingegen die aktuelle Wiederveröffentlichung in der “Acoustic Sounds Series”, ebenfalls aus dem Hause “Analogue Productions”, auf 33 ⅓ RPM.
Das frische 180g-Vinyl ist natürlich durch Ryan K. Smith von den Original-Analogbändern gemastert, bei den für echte Qualität bürgenden “Quality Record Pressings” gepresst und in einem wunderbar stabilen Tip-On-Gatefold verpackt. Dieses Werk aus der bedeutendsten Dekade von Ben Webster darf natürlich in keiner Sammlung fehlen, die die sanften Klänge des Mainstream Jazz nicht ausklammert.
Der US-amerikanische Tenorsaxophonist Benjamin Francis Webster wurde in den Vierzigerjahren durch seine Soloeskapaden beim DUKE ELLINGTON ORCHESTRA bekannt und berühmt. Als Bandleader hatte er seine besten Zeiten in den Fünfzigerjahren, in denen Alben wie ´King Of The Tenors´, ´Music For Loving´ und ´The Art Tatum´ produziert wurden, ehe er am 15. Oktober 1957 gemeinsam mit dem OSCAR PETERSON TRIO ´Soulville´ aufnahm.
Ben Webster fand auch auf ´Soulville´ seine liebste Rolle als König der Balladen. Nach zwei bluesigen und verrauchten Eigenkompositionen widmete sich die Swing-Legende mit Gefühl und Sinnlichkeit weiteren fünf Kompositionen. Ben Webster konnte einen rauen Ton anschlagen, für die drückenden Stunden an der Theke, oder einen sanften und hochemotionalen für die späten Stunden der Nacht.
Der achtminütige Titelsong ´Soulville´ nimmt den Hörer dementsprechend an die Hand, führt ihn in die blauen Stunden der Nacht. Gemeinsam durchstreift man die dreckigen und düsteren, die immer leerer werdenden Straßen der Großstadt. Ben Webster lässt den coolen Blues von Haus zu Haus springen, von Straßenseite zu Straßenseite hüpfen, sein cooler Ton lässt das Tenorsaxophon jubeln. Für verhaltene Zwischenrufe der Anwohner sorgen Oscar Peterson am Piano und Ray Brown am Bass.
Sie betreten zum Klang des siebenminütigen ´Late Date´ die letzte, noch offene Bar im Viertel. Der Ton des Tenorsaxophons wird schneller und schwungvoller, die Nacht wird langsam sexy. Oscar Peterson sitzt vergnügt am Piano, Herb Ellis schlägt die Gitarrensaiten an und das Publikum jubelt. Jetzt kommt nur noch ein Stehblues infrage. Denn sobald ´Time On My Hands´ von Ben Webster hoch emotional und ausdrucksstark angestimmt wird, verweilen alle engumschlungen auf der Tanzfläche, fallen sich alle an den Tischen und Bänken, Theken und Hockern in die Arme.
In die nunmehr restlos leidenschaftliche Stimmung bringt das achtminütige ´Lover, Come Back To Me´ nochmals Schwung hinein. Immer wieder erklingen die Tasten des Pianos von Oscar Peterson, so auch in nächtlicher Stimmung zu Beginn von ´Where Are You?´. Ben Webster und sein Tenorsaxophon kosten jetzt unglaublicher Weise jeden einzelnen Ton aus, schließlich ist die Nacht noch jung.
Ohne einen Hauch von Traurigkeit ist ´Makin’ Whoopee´ bereits eine leichte Aufbruchstimmung anzumerken, dämmert doch samt einem kleinen Bass-Solo von Ray Brown schon langsam der Morgen. Jetzt ist jeder an dem Ort angekommen, an dem er die noch verbleibenden Stunden verbringen wird, allein in Schwermut gefangen oder zu ´Ill Wind´ in Zweisamkeit zusammengeflochten.
´Soulville´ ist diese außergewöhnliche Vinyl-Scheibe für diese außergewöhnliche Nacht oder eine herausragende Vinyl-Scheibe für herausragenden Sex.
´Soulville´ auf dem Plattenteller und die Nacht gehört Euch.
(Klassiker)
Ben Webster – Tenorsaxophon
Oscar Peterson – Piano
Herb Ellis – Gitarre
Ray Brown – Bass
Stan Levey – Drums
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