SAIGON KICK – Saigon Kick

~ 1991/2021 (Atlantic/Third Stone Records) – Stil: Hardrock ~

1988 gründen Sänger Matt Kramer und Gitarrist Jason Bieler in Miami, Florida, die einmaligen und idealistischen SAIGON KICK. Zusammen mit Bassist Tom DeFile und Schlagzeuger Phil Varone kristallisiert sich eine der legendärsten US-amerikanischen Hardrock-Bands heraus.

Bevor sie 1991 ihr selbstbetiteltes Debüt und 1992 den ebenso sensationellen Nachfolger ´The Lizard´ veröffentlichen, liegt ihnen bereits der Underground und die rege beackerte Club-Szene zu Füßen. Ohne eine Demoproduktion und die Unterstützung eines Labels kommen 2.000 oder 2.500 Leute zu ihren Shows.

SAIGON KICK integrieren in ihren leichtfüßigen Hardrock einfach etwas psychedelische Schwere der Sechzigerjahre und wollen kurz gesagt einfach wie die viel gepriesenen BEATLES und QUEEN sein. Sie möchten ebenso wie in diesen Tagen JANE’S ADDICTION, die optisch, aber nicht musikalisch dem Glam Metal entsprechen, selbstständig und souverän agieren. Verspielte oder knallharte Riffs, wie bei SKID ROW oder WARRIOR SOUL, treffen auf wunderbare Melodien im Harmoniegesang, wie bei LILLIAN AXE, EXTREME, KING’S X oder ENUFF Z’NUFF.

Die erste Scheibe enthält  “Balladen und seltsame Sachen” und die zweite “Balladen und seltsame Sachen”, so Gitarrist Jason Bieler, und mit der zweiten Scheibe haben SAIGON KICK ungeplant und urplötzlich einen Hit, schlicht weil ein Radiosender beginnt ´Love Is On The Way´ zu spielen. Obwohl auch die erste Scheibe Hit-Aspiranten wie etwa ´My Life´ besitzt, passiert dieser zufällige Moment des kleinen Erfolges eben erst mit ´The Lizard´. Dabei spielen Balladen in einem äußerst vielseitigen Sound des Quartetts eher eine untergeordnete Rolle.

Eines ist jedoch bereits bei der aggressiven Eröffnungsnummer (´New World´) des Debüts offensichtlich. Wir schreiben das Jahr 1991 und SAIGON KICK Geschichte. Schöner wird Musik in diesem Leben ohnehin nicht mehr. Ein orientalischer Einschlag zu tribalartigen Schlagzeugschlägen und eine gewisse Progressivität wie bei CIVIL DEFIANCE und JANE’S ADDICTION führen den Hörer tatsächlich in eine neue musikalische Welt.

Krachend, murmelnd, berstend und shoutend springen die Neunzigerjahre in die Gehörgänge (´What Do You Do´). Dies markiert tatsächlich den Beginn der großen Neunzigerjahre. Hochfliegende Rocker mit vielschichtigem Gesang (´What You Say´, ´I.C.U.´) und süffig getaktete Rocker, die mitsamt mitreißender Gesänge explodieren (´Suzy´), sorgen für wilde Euphorie (´Down By The Ocean´), kleine Gitarrenentladungen und etwas wilden Glam (´Acid Rain´).

Schaum und Galle (´Month Of Sundays´ und ´Ugly´), die in diesen leidenschaftlichen Zeiten rausgehauen werden müssen, stürzen sich obendrein hinzu. Mehrstimmige Gesänge fliegen melancholisch in den Himmel (´Colors´, ´Love Of God´) und haben hypnotische Grooves mitgebracht (´Coming Home´). Britisch geprägte Gesangsvorträge bereiten die großen Evergreens (´My Life´) und akustische Gitarren die Heartbreaker (´Come Take Me Now´) vor.

Mehr Gassen-Arien dürfen erst auf ´The Lizard´ beklatscht und beweint werden.

(Klassiker)

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