PlattenkritikenPressfrisch

KULT KOMPASS Januar 2024

Halli Hallo,

den Februar hat das Wetter mittlerweile fest im Griff, während der Januar längst Vergangenheit ist. Daher kommen wir auch endlich mit dem Januar-Kompass um die Ecke und präsentieren Euch wieder einmal eine bunte Palette an verschiedenen Musikscheiben, die natürlich nicht übersehen werden sollten.

Peace, Freunde! Peace!

 

 

 

M o n a t s h e r r l i c h k e i t

 

 

 

Q u i c k – R e v i e w s

 

COOGANS BLUFF – Balada
2024 (Noisolution/Edel) – Stil: Progressive Rock / Jazz Rock

Melodischer Gesang und sanfter Rock, das ist der Einstieg der Rostocker Band COOGANS BLUFF bei ´Living In Danger´. Klingt nach besseren (Rock-)Zeiten, als die Welt noch in Ordnung war. Gegen Schluss nimmt der Song Fahrt auf, ein Saxophon gibt die Geschwindigkeit vor. ´Balada´ nimmt Krautrock-Rhythmen auf, der Gesang ist etwas, nun “ungewöhnlich”. Lieber weiter zu ´And Here I Stand´, wo es wieder in die spacigen End-60er/Anfang 70er-Jahre geht und eine gewisse Aufbruchstimmung vermittelt wird.

Das traurige knapp siebenminütige ´Farewell´ kann Pluspunkte sammeln. Schöner Song, an lang zurückliegende Balladen wie ´Come Away Melinda´ oder KING CRIMSON erinnernd. ´If You Make It There´ ist Fusionssound à la COLOSSEUM. Auch das Instrumental ´Pipe & Pouch´ liegt irgendwo zwischen Jazz und Rock. Mit ´One More Time´ gibt es ein Joe Jackson. Okay, passt irgendwie nicht so richtig in den Kontext. Besser dann ´No One’s Brother´ mit Doppel-Gitarren/Keyboards Melodiebogen (erinnert irgendwie an ´Jessica´ von THE ALLMAN BROTHERS BAND) und britisch angehauchtem Gesang und dann richtig harten Riffs und Gitarrensalven gegen Schluss.

Mehr Songs vom Schlage ´Farewell´ und ´No One’s Brother´ und die Wertung wäre noch höher ausgefallen. Solide und recht interessant.

(7,25 Punkte – Harald Pfeiffer) – https://www.facebook.com/coogansbluff/


EXIT EDEN – Femme Fatales
2024 (Napalm Records) – Stil: Symphonic Metal/Rock

Drei Damen, Anna Brunner (LEAGUE OF DISTORTION), Marina La Torrca (PHANTOM ELITE) und VISIONS OF ATLANTIS-Sirene Clémentine Delauney vereinen sich hinter dem Bandnamen EXIT EDEN, die schon 2017 versuchten, mit einem Album, ´Rhapsodies In Black´(damals noch als Quartett mit Amanda Sommerville) die Szene aufzumischen. Nichts gegen Ladies die mit Sirenengesang Musik “veredelen”.  Wenn der Markt dies hergibt und Musikfans das Gebotene zu schätzen wissen, gut – das nennt man musikalische Freiheit.

Das Konzept scheint aufgegangen zu sein, denn sonst wäre wohl kaum ein weiteres Album eingespielt worden. 12 Songs, sechs davon Coverversionen, heißt nun das Konzept. Von Hannes Braun von KISSIN`DYNAMITE, der bei den sechs eigenen Songs des Trios handwerklich beteiligt war, weiss man, dass er gute Songs schreiben kann. Und so sind die Songs nett zu hören und ergänzen gut die Coverversionen. ALICE COOPERs ´Poison´ muss ebenso dran glauben wie HEARTs ´Alone´ oder JOURNEYs ´Separate Ways´. Das bei Metallern beliebte ´It`A Sin´ von den PET SHOP BOYS wird geradezu vergewaltigt. ´Femme Fatales´ ist ein typisches Love-or-Hate-it-Album. Fans dieses überproduzierten Symphonic-Plastik-Metal werden feiern, der Rest, jener mit dem geerdeten Metal-Verständnis, wird sich kopfschüttelnd abwenden. Aber man muss sich immer im klaren sein, Musik ist Unterhaltung und keine Religion. Jedem das was er mag.

(5 Punkte – Jürgen Tschamler)


BERNHARD EDER – Golden Days
2024 (Tron Records) – Stil: Songwriter Pop

Der Musiker Bernhard Eder hatte seine “Berliner Jahre”, doch seit über zehn Jahren pflegt der Österreicher wieder seine “Wiener Phase”. In diesem Zeitraum hat er nicht nur Solo-Alben veröffentlicht, sondern reichlich Theatererfahrung, als Musiker/Komponist und Schauspieler, gesammelt.

Die Ereignisse des realen Lebens haben ihn allerdings auch geprägt und den letzten Tropfen Fröhlichkeit aus ihm herausgepresst. Sein Songwriter Pop von ´Golden Days´ besitzt daher viel Fantasie als auch Realitätssinn. Die zehn gerne über die drei-Minuten-Grenze hinaus marschierenden Kompositionen offenbaren reichlich Ideen, auch den Einbezug von Psychedelic und Post Rock sowie minimalistischer Elektronik, so dass nunmehr schon vom Wiener Krautpop die Rede ist.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/bernhard.eder


THE GEMS – Phoenix
2024 (Napalm Records) – Stil: Heavy Rock

So schnell kann es gehen. Eben noch mit THUNDERMOTHER auf Tour und schon ist man raus und gründet flugs eine neue Truppe. Die drei ex-THUNDERMOTHERs, Drummerin Emlee Johansson, Gitaristin/Bassistin Mona Lindgren sowie Sängerin Guernica Mancini, liefern unter dem Banner THE GEMS ein sehr solides Heavy Rock-Album ab. ´Phoenix´ unterscheidet sich doch schon unüberhörbar vom ex-Arbeitgeber. THE GEMS liefern deutlich mehr “Hits” und generell ist der Sound fluffiger ausgelegt. Ein Mix aus THE DONNAS, späten THE RUNAWAYS und hier und da ein Riff á la GIRLSCHOOL.

Dominiert werden die Tracks ganz klar von Madame Mancini, die mit ihrer eindrucksvollen Stimme die halbe Miete einfährt. Ein durchweg  “Gute-Laune”-Album mit bissigen Riffs und spritzigen Songs. Gerade zackig treibende Nummern wie ´Like A Phoenix´, ´Queens´ (Hit!!), ´Force Of Nature´ (Metal, Baby!) oder ´Running´ überzeugen umgehend. 16 Tracks legen sie mit ihrem ersten Album vor und zeigen deutlich, nach dem Ausstieg bei THUNDERMOTHER muss keine der Damen traurig sein. Im Gegenteil. ´Phoenix´ brennt die Heavy Rock Fackel überzeugend ab.

(8 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.facebook.com/thegemsbandswe


KRISTOFFER GILDENLÖW – Empty
2024 (New Joke Music) – Stil: Entspannungs Prog

Entspannungs-Prog, irgendwo zwischen ruhigen PAIN OF SALVATION und späteren, melodieverliebten PINK FLOYD, bietet der heutzutage in den Niederlanden ansässige Barde und Multiinstrumentalist auf seinem fünften Soloalbum.

Durchgängig toll gemacht und genau das Richtige um die Leere im Kopf nach einem harten Tag zusammen mit einem guten Essen oder Wein mit Sinn zu vertreiben.

(7,25 Punkte – gps) – https://www.facebook.com/kristoffergildenlow

 

 

 


HANDS OF GORO –Hands Of Goro
2024 (BSP Records) – Stil: Heavy Metal

Hoppla. Hier hat sich mal musikalische Kompetenz zusammengefunden. Bassist/Lead Vox Adrian Maestas (SLOUGH FEG), Gitarrist Tom Draper (SPIRIT ADRIFT. Ex-CARCASS und ANGEL WITCH-Live Mucker) und Drummer Avinash Mittur (NITE, WRETCHED STENCH) liefern als Trio einen schnörkellosen Heavy Metal-Sound, den sie selbst als “Third Wave Of British Heavy Metal” klassifizieren. Was immer das sein mag.

2018 hatte man eine gleichnamige 5-Track EP veröffentlicht, deren fünf Songs sich nun auch auf dem ersten Lonplayer wiederfinden. HANDS OF GORO sind ziemlich flott unterwegs, beziehen ihre Einflüsse aus der NWoBHM, dem klassischen Hard Rock und auch US-Metal hört man durch. Grundsätzlich eher ein Retro-orientierter Stil, der Einflüsse aus WARRIOR PATH, SCREAMER, SCARED OUTCRY, GATEKEEPER sowie auch LEGENDRY oder frühe STRIKER gut mixt. Die Tracks laufen sehr gut rein. Schon beim ersten Durchgang gehen beide Daumen nach oben. Perfekter Bangerstoff mit starken Solis. Mein Fave ist das rasante ´Demonizer´ mit krachenden Double Bass-Attacken. METAL! Gleich gefolgt von dem fast schon rasenden ´You Have No Face´! Exzellent! Ein starkes Debüt des Trios, das Fans von erwähnten Bands mal auf den Einkaufszettel setzen sollten.

(8 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://handsofgoro.bandcamp.com/album/hands-of-goro


INGVAY – One Magic Mile
2023 (Jamtone Records) – Stil: Songwriter Rock / Blues Rock

INGVAY kommt aus Hannover und sein Vater hat ihm JJ Cale vorgespielt. Das ist haften geblieben, denn sein Album ist stark US-amerikanisch geprägt. Schon der Opener ´Midnight Journey´ zeugt von amerikanischer Weite und Leichtigkeit. Bei Song Nr. 3 gibt es gleich ein JJ Cale-Cover (´Call Me The Breeze´).

´Here We Go´, One Step Ahead Of The Blues´ oder ´One More Ticket´ knüpfen an Songwriter-Traditionen an. Bei ´Turn Your Life Around´ gibt es auch Boogie- und Country-Einflüsse. ´Machine Gun Kelly´ atmet auch Südstaaten-Luft ein. Die Band ist gut eingespielt.

Insgesamt immer sehr geschmackvoll und erwachsen und gar nicht provinziell. Sparsam und erdig produziert. Das Album ist allerdings auch nicht sehr überraschend oder irgendwie erneuernd.

(7,5 Punkte – Harald Pfeiffer) – https://www.facebook.com/INGVAY


MEANSTREAK – Blood Moon
2024 (Step Off Records) – Stil: Heavy Metal

1988 tauchte die Damenband MEANSTREAK kurzzeitig mit einem Album namens ´Roadkill´ auf und verschwand wieder in der Versenkung. Musikalisch war man tendenziell etwas Richtung Thrash Metal aufgestellt. 2024 klingt man, nachdem man 2022 die Reunion eingeleitet hatte, eher nach Heavy Metal. Drei der Damen stammen aus dem Orginal Line up, somit zwei Neuzugänge. Interessant ist auch der Umstand, dass drei der Damen inzwischen mit Musikern aus dem Hause DREAM THEATER verheiratet sind. Sprich Martens Myung, Marlene Portnoy sowie Rena Sands Petrucci. Was also bietet dann ´Black Moon´, wenn eine familiäre Verbindung zu DREAM THEATER besteht und man somit Einflüsse aus dieser Richtung rechtfertigen könnte?

Gemeinsamkeiten finden sich keine. Die Produktion ist eher modern gehalten, ist aber im Gesamtkontext sehr voluminös. Die Stücke sind nicht wirklich geradlinig zu nennen, aber veproggt ist bei der Stilbeschreibung auch übers Ziel hinausgeschossen. Tempo- wie Rhythmuswechsel gibt es viele, ebenso wie Soloeinlagen. Der härteste und druckvollste Track ist mit ´Rubberneck´ betitelt, gleich gefolgt von ´Giant Speaks´. Die Gitarren wirken satt und kraftvoll, gerade wenn man im unteren Midtempo-Segment liefert. Der Gesang ist ok, wenig herausragend, aber auch nicht nervig. MEANSTREAK haben auf ´Blood Moon´ nichts mehr gemeinsam mit ihrem 1988er Frühwerk. Das ist grundsätzlich was ganz anderes. Musikalisch gut gemacht, aber auch nicht wirklich originell.

(7 Punke – Jürgen Tschamler) – https://www.facebook.com/meanstreakband/


RCMC – Rock City Machine Co.
2024 (Bad Reputation) – Stil: Hard Rock

Sänger/Gitarrist Ryan Spencer Cook, Gitarrist Jeremy Asbrock und Bassist Philip Shouse haben die letzten Jahre GENE SIMMONS und  ACE FREHLEY musikalisch unterstützt. Diese Herren haben nun RCMC aus der Taufe gehoben und präsentieren ihr erstes Album. ´Rock City Machine Co.´ liefert soliden, erdigen, klassischen Hard Rock mit drückenden Gitarren. Der leicht rauchige Gesang von Spencer Cook rundet die Songs sauber ab. Grundsätzlich kann man nichts Neues erwarten, aber das, was die Truppe auffährt, hat Hand und Fuß und dürfte Fans des klassischen Hard Rock erfreuen. Mehrstimmige Refrains, satte Grooves, klassische Achtziger Basis – das Hard Rock-Herz ist in Aufruhr!

Und wenn eine Band dann noch BOB SEGERs ´Ramblin’ Gamblin’ Man´ covert, weiß man grundsätzlich wohin die musikalische Reise geht. Dazu noch eine Prise THE DEAD DAISIES, etwas JUNKYARD und den Vibe aus Nashville und man hat den Sound von RCMC. Mit´ When Trouble Finds You´ oder ´Soul For The Gold´ hat man tolle Rocker im Repertoire, die einen nur schwerlich ruhig sitzen lassen. Kurzum, ´ Rock City Machine Co.´ sollte das Hard Rock-Herz des interessierten Hörers im Handstreich nehmen.

(7 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://badreputation.fr


RED HOT SHAME – You Can’t Make Me
2023 (Eigenproduktion) – Stil: Indie Rock / Alternative Rock

Ruhig und melancholisch beginnt die Band aus Kalifornien. Eigentlich keine Band sondern Xeff Scolari, der seine Musikerstellen immer wieder gerne neu besetzt. ´Miserable´, Song Nr. 2, hat dann gleich etwas Abgründiges und die Band bricht immer wieder zu härteren Gefilden durch. ´Unscripted´ ist beim Gesang dramatischer und pendelt zwischen 70er-Jahre Rock und Grunge-Einflüssen.

Auch ´What’s Mine´ mischt THE BEATLES-Harmonien mit 90er Jahren Gitarrenhärte, ´Stone´ setzt auf Psychedelic Rock. Xeffs Stimme hält die Songs zusammen. Die Spannung wird bei den meist überschaubar langen Songs aufrechterhalten. Einzelne Songs wie ´Vampire Empire´ oder ´Both´ rauschen etwas an mir vorbei. Besser Emotionales wie ´Better Alone´ oder ´I’m Ready For You To Go´ mit Flower Power-Melodie. Produziert wurde genredienlich, nicht zu sauber, aber trotzdem mit Kraft.

Insgesamt zwölf ordentlich geschriebene und eingespielte Songs, die die Rockwelt nicht aus den Angeln heben.

(7 Punkte – Harald Pfeiffer) – https://www.facebook.com/redhotshame


THE RODS – Rattle The Cage
2024 (Massacre Records/Soulfood) – Stil: Heavy Metal

Wo THE RODS draufsteht ist THE RODS drin. Soweit die Kurzformel, die der von AC/DC oder IRON MAIDEN ähnelt. Fünf Jahre nach ´Brotherhood Of Metal´ veröffentlicht das legendäre Trio um Drummer Carl Canedy ein weiteres Album, das in der langen Discografie im soliden Mittelfeld steht. Die hier und da sehr dezent eingestreuten Keyboards wirken nicht im Geringsten befremdlich, ordnen sich doch die Klänge den bestes bekannten Riffs des Herrn Feinstein unter.

Ein Opener wie ´Now And Forever´ würde auch auf Frühwerke wie ´Wild Dogs´ oder ´Rock Hard´ passen. In die gleiche Kerbe hauen schöne Up-Tempo Kracher wie ´Metal Highway´ oder ´Shockwave´.  Von der typischen THE RODS-Rezeptur etwas abweichend kommen ´Cry Out Loud´ oder ´Can`t Slow Down´, bei denen das Tempo deutlich gezügelt wurde. Alles in allem ein typisches THE RODS-Album ohne wirkliche Neuerungen und so werden weiterhin wiederum nur Altfans das neue Album zu schätzen wissen. Für den Rest werden die simplen Rocker deutlich zu altbacken klingen.

(7 Punkte – Jürgen Tschamler)


SHAÂRGHOT- Volume III – Let Me Out
2024 (Blast Blast/Believe) – Stil: Industrial Metal / Electro Punk

SHAÂRGHOT haben ihre Sound ein weiteres Stück perfektioniert. Sie haben ihren Industrial Metal dahingehend geglättet, dass er die Melodie und den Groove offensichtlicher im Vordergrund ansiedelt.

Dennoch treten SHAÂRGHOT weiterhin Arsch, setzen ihre Explosionen schneller und zielgerichteter ein. Selbst die Ausrichtung als Konzeptwerk schadet der Mischung aus Elektronik und Metal nicht. Die Franzosen kreieren einen dystopischen Soundtrack über das realitätsnahe Chaos dieser Welt.

Liebhaber einer gepflegten Postapokalypse des Industrial Metal werden sich auch diesmal wieder einem Knallfrosch gleich bunt und scheckig freuen.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/shaarghot/


TODD SHARPVILLE – Live At Rockpalast
2023 (Repertoire Records) – Stil: Rock

Roland Augusto Jestyn Estanislao Philipps, so der Geburtsname von Todd Sharpeville, ist irgendwie blaublütig und spielt alles zwischen Rock und Blues. Nach der obligatorischen Rockpalastansage gibt es eine Klavierballade, bevor mit ´God Loves A Loser´ bodenständiger Blues gespielt wird. Mit viel Gitarre, denn Todd war 1995 beim ´British Blues Connection´-Poll schon mal bester “UK-Gitarrist”, spielt aber immer songdienlich und nie prätentiös. Beim rockigen ´Used´, etwas an Südstaaten und Stevie Ray Vaughan erinnernd, kommt dann richtig Stimmung auf. ´Medication Time´ ist mir noch vom Review von 2022 bekannt (insgesamt sind sieben Songs des Albums hier live eingespielt). Todd verarbeitet da familienbedingte Depressionen. Klingt deshalb auch etwas nachdenklicher. Die ´House Rules´ vertreiben die dunkle Stimmung und sorgen für Stimmung. ´Money For Nothing´ ist schwer und heavy und tatsächlich eine ungewöhnliche Version der DIRE STRAITS mit viel Mundharmonika. ´Soul Survivor´ und ´I Don’t Need To Know Your Name´ Melancholie im Doppelpack. Bei ´Lying To Me´ gibt es Sirenen zu Anfang, ´Red Headed Woman´ ist ein wilder Boogie mit schnellen Gitarrensoli.

2 CDs und eine DVD enthält die Box. Hier gibt es für alle, die bodenständigen Blues Rock mit gewisser Eleganz (das blaue Blut?) mögen, etwas Neues zu entdecken. Oder Todd ist schon bekannt. In beiden Fällen grundsätzlich empfehlenswert, wenn auch nicht der berühmte Pflichtkauf.

(Ohne Wertung – Harald Pfeiffer) – https://www.facebook.com/toddsharpvilleofficial/


THE SWAGGERLIES – Undoing
2024 (Eigenproduktion) – Stil: Punk`n`Roll

THE SWAGGERLIES kommen aus Seattle und bieten einen eher handzahmen Mix aus Rock`n`Roll und Punk. Irgendwie erinnern die vier Tracks an einen Mix aus SUPERSUCKERS, IMPERIAL STATE ELECTRIC und THE HELLACOPTERS.

Bester Song ist ´Tie Me To Your Tracks´, mit wuchtiger Riffattacke und härterem Beat. Das etwas schnellere ´Group Death Stare´ hat eine deutliche SUPERSUCKERS Schlagseite, wogegen die beiden anderen Tracks weniger überzeugend aus den Speakern schwappen.

Nichts was einen aus den Schuhen bläst. Eher Stangenware aus dieser Genreecke.

(5,5 Punkte – Jürgen Tschamler)


VERTILIZAR – Leave It All Behind
2024 (Labelservices.at/Warner Music) – Stil: Alternative Metal

VERTILIZAR sind die österreichische Antwort auf US-amerikanische Alternative-Bands wie STAIND und SEETHER. Seit ihrer Gründung im Jahre 2017 haben sie bereits einiges EPs und Singles veröffentlicht, so dass das Debüt-Album ´Leave It All Behind´ mittlerweile von vielen Menschen sehnsüchtig erwartet wird.

Ihren in der Rock- und Metal-Szene erkämpften Platz werden VERTILIZAR mit diesen elf Songs daher auch nicht wieder hergeben. Ihre Songs sind für den modernen Metaller hart und kraftvoll genug und für die Rock-Gemeinde ausreichend eingängig. Dabei thematisieren sie alle Schwachstellen, die sich in den vergangenen Jahren in unserer Gesellschaft offenbart haben. Obwohl sie eindeutig dem Bösen ins Auge geblickt haben, ist ihnen dennoch die Hoffnung nicht abhandengekommen.

Im Alternative Metal haben sich VERTILIZAR zumindest schon einmal kräftig verwurzelt. Wie groß die eingefahrene Ernte sein wird, soll die Zukunft zeigen.

(7,5 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/vertilizar/


WIRTZ – DNA
2024 (Wirtzmusik/Tonpool) – Stil: Deutschrock

Wieder einmal unverständlich war die lange Wartezeit zwischen zwei Veröffentlichungen. Der ehemalige SUB7EVEN Sänger Daniel Wirtz benötigte seit seinem letzten Werk ´Die Fünfte Dimension´ beinahe sieben Jahre, um mit einem neuen Werk endlich die Anhängerschaft wieder beglücken zu können.

Als Rechtfertigung können auch nicht die abgesagten Tourneen in der schlimmsten Pandemie aller Pandemien herhalten, schließlich war in dieser genügend Zeit zum Sinnieren und Komponieren.

Immerhin haben ihm diese langen Monate keine Depression verpasst, aber genügend Stoff, um sich jetzt allen Frust von der Seele zu schreien. Gemeinsam mit Multiinstrumentalist Pascal Kravetz (UDO LINDENBERG, PETER MAFFEY) und Gitarrist JB Meijers (PETER MAFFEY) hat er die gestohlenen Monate aufgearbeitet und legt nun mit ´DNA´ ein unwahrscheinlich hartes und druckvolles, ein geradezu angriffslustiges Werk zwischen bösem Rock und Heavy Rock vor.

Wer daher Daniel Wirtz’ Kompositionen zum Thema freie Meinungsäußerung und Krieg, Liebe und allgemeine Lebensweisheiten kennen lernen mag, Songs wie ´Dünnes Eis´ und ´Ein klares Nein´ sprechen schließlich für sich, und im Allgemeinen gefallen an deutschsprachiger Rockmusik findet, kommt an diesen elektrisierten zehn Songs und dieser mächtigen ´DNA´ nicht vorbei.

(8 Punkte – Michael Haifl) – https://www.facebook.com/wirtzmusik


WISENT – The Acceptance. The Sorrow
2023 (Devil Duck Records) – Stil: Hardcore / Metal / Indie Rock

Das Quartett aus Leipzig vereinigt viele Stile in seinen Songs. Metal, Hardcore, Gothic, Industrial. Alles, was hart ist und wütend macht. Sänger Stephen Lyons stammt aus Irland und ist fest im Hardcore-Gesang angesiedelt. Seine Stimme ist brüllend und anklagend (was oft im Chor unterstützt wird), aber auch sehr wenig variabel. Das passt beim Opener ´Lullaby To The Lost´, beim noisigen ´Scars That Remain´ oder dem verschachtelten, starken ´Withered Away´ auch ganz gut. Beim melancholischen ´Martyr´ wäre etwas vokale Abwechslung aber ganz wünschenswert, aber Stephen singt oder besser brüllt sehr eng in seinem Hardcore-Rahmen.

Das Album ist inhaltlich auf zwei Seiten “The Acceptance” und “The Sorrow” aufgeteilt und auch getrennt aufgenommen und abgemischt worden. Aber die ersten fünf Songs sind auch schon ganz schön dunkel und depressiv. Auch wenn beim ´A Sea To Scream At´ schon einige melodische Sprengsel für Abwechslung sorgen. ´Alone In The Nothingness´ und ´The Last Scavenger´ erweitern das musikalische Spektrum noch einmal.

Trotz der Zweiteilung klingt alles wie aus einem Guss. Wütend und depressiv. Für die Wintertage sehr gut. Dürfte aber wegen seiner hörbaren Qualität auch den Frühling überstehen.

(7,5 Punkte – Harald Pfeiffer) – https://www.facebook.com/wisentband


WRITHEN HILT – Ancient Sword Cult
2024 (Jawbreaker Records) – Stil: Epic Metal

Das deutsche Quartett, daran zweifle ich nicht, dürfte mit seinem Stil bei Epic Metal-Fans offene Türen einrennen und Begeisterungsstürme entfachen. Die kauzige Vielfältigkeit der Songs ist enorm. Kaum ein Song ähnelt dem anderen und dennoch wirkt das ganze Konzept schlüssig. Egal ob massive NWoBHM-Einflüsse zum Tragen kommen, oder die totale Epic Metal-Fist und Riff-Maschinerie angeschmissen wird, die Tracks reißen einen mit.

Soundlich erinnert die EP an frühe BROCAS HELM mit einer Prise WARLORD. Zwei Bands, die sich im Stil der Band auch immer wiederfinden. Klassische Melodielinien á la LORDIAN GUARD finden sich zum Beispiel in ´To Rival The Sun´, während das speedige ´Sorcerer`s Gate´ für mich das Highlight der EP darstellt. Welch ein majestätisches, nach vorne galoppierendes Epos! Auch immer wieder schön eingefangen, die Übergänge zwischen doomig angehauchten Passagen und HEAVY LOAD/MANILLA ROAD ähnlichen Rhythmus-Attacken. Kurzum, WRITHEN HILT muss man als Fan dieses Stils auf den Einkaufszettel setzen.

(8,5 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://writhenhilt.bandcamp.com/album/ancient-sword-cult


 

 

 

 

 

Bis zum nächsten Klick. Euer Michael und das gesamte SaitenKult-Team

 


Do you like it? Bombardiert uns mit Eurem Feedback und Euren Reaktionen (via Facebook oder E-Mail) !

 

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"