PlattenkritikenPressfrisch

MITCH RYDER – The Roof Is On Fire

~ 2024 (Ruf) – Stil: Blues Rock ~


Mitch Ryder ist in Deutschland spätestens seit seinem Rockpalast-Auftritt 1979 (in Essen) eine kleine Legende. Er war nicht nüchtern und nicht besonders lieb, hat aber das Publikum in seinen Bann gezogen. Er hat auch einen besonderen Bezug zu Deutschland, denn seit rund 30 Jahren ist die Berliner Band ENGERLING bei den immer noch stattfindenden Live-Konzerten an seiner Seite. Im Studio konnte er letztes Jahr einigermaßen überzeugen, aber das Live-Konzert ist das Medium, wo er immer noch am besten rüber kommt.

Der vorliegende Live-Mitschnitt von Konzerten aus Berlin, Bonn und Dresden aus den Jahren 2019 und 2020 enthält auf Doppel-CD oder Doppel-Vinyl 15 Songs, eigene und Coverversionen – aufgeteilt in den ersten “Tuff”-Teil und den zweiten “Soft”-Teil. Das heißt, bei den ersten acht Songs wird ordentlich abgerockt, die restlichen sieben sind ruhiger, aber jetzt eher keine klassischen Balladen.

Mit ´Betty’s Too Tight´ und dem harten, sicher etwas autobiographischen Klassiker ´Tough Kid´ legen Mitch und die Band gleich richtig los. Mit ´Tuff Enuff´ von den FABULOUS THUNDERBIRDS und ´Heart Of Stone´ von den ROLLING STONES gibt es gleich passende Coverversionen, die gut in den musikalischen Kosmos von Mitch passen und auch aufgrund der (zumindest teilweisen) Robustheit der Musiker dieser Bands weitere Parallelen zu Mitch aufweisen, der auch eine gewisse Resillienz aufweisen kann. ´From A Buick 6´ ist auch stark in der Interpretation, natürlich in diesem Fall auch schon im Original von Bob Dylan von dessen besten Album ´Highway 61 Revisited´.

Die “Soft-Seite” hat ihre Stärke in der unglaublichen Intimität. Es gibt technisch weitaus bessere Sänger als Mitch Ryder, aber er kann mit seiner brüchigen Stimme das Publikum in seinen Bann ziehen. Es kommt mir vor, als würden Mitch und die Band in meinem Zimmer auftreten. Das ist wirklich spannend. Songs wie ´Freezin In Hell´ oder  ´Many Rivers To Cross´ von Jimmy Cliff sind sehr gut. Am Schluss gibt es das unverwüstliche ´Soul Kitchen´ der unverwüstlichen THE DOORS in einer originellen, unverwüstlichen Version vom unverwüstlichen Mitch Ryder. Was will man mehr?

Ein guter Einstieg für die Menschen, denen Mitch Ryder noch nicht musikalisch begegnet ist. Die Tour läuft, wer ihn einmal live sehen will. Vielleicht gibt es wieder Schimpfkanonaden wie 1979, aber auf jeden Fall ein gutes Konzert. Irgendwie Legendenstatus.

(Ohne Wertung)

 

https://www.facebook.com/profile.php?id=100068456083332

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"