LOU DONALDSON – Midnight Creeper
~ 1968/2024 (Blue Note) – Stil: Jazz ~
Der US-amerikanische Jazz-Altsaxophonist Lou Donaldson nahm Anfang der Fünfzigerjahre mit berühmten Jazzmusikern wie Pianist Horace Silver, Schlagzeuger Art Blakey oder Trompeter Blue Mitchell auf, ehe er mit der Veröffentlichung von ´New Faces New Sounds´ im Jahre 1953 seine eigene Karriere als Bandleader anstimmte. Eines seiner frühen Meisterwerke war dabei sein 1958er Album ´Blues Walk´.
Selbst als er im Jahre 1967 mit ´Alligator Bogaloo´ begann, Hardbop und Soul zu kombinieren, blieb Lou Donaldson erfolgreich. Nach einem zwar hinter den Erwartungen zurückbleibenden Nachfolger mit dem Titel ´Mr. Shing-A-Ling´ aus dem Jahre 1968 produzierte er allerdings anschließend mit ´Midnight Creeper´ noch ein höchst nachhaltiges Werk dieser kleinen Soul-Jazz-Trilogie.
Dieses Ausnahmewerk nahm Lou Donaldson (Altsaxophon) am 15. März 1968 mit Lonnie Smith (Orgel), Blue Mitchell (Trompete), George Benson (Gitarre) und Idris Muhammad (Drums) in den “Van Gelder Studios” von Hackensack, New Jersey, auf und hielt damit Anschluss an den Mainstream.
Denn natürlich ist ´Midnight Creeper´ kein lebensverlängerndes Werk, aber ein höchst lebensfrohes und eines der besten von Lou Donaldson in den späten Sechzigerjahren. Die fünf Kompositionen, darunter zwei Originale, bieten eine Runde Mischung aus groovigem und funkigem Soul-Jazz, immer im schweren Groove und immer im lockeren Schritt.
Erwähnenswert sind dabei nicht nur ein schwungvoller Blue Mitchell an der Trompete und ein weiträumig denkender George Benson an der Gitarre, sondern ein origineller Lonnie Smith an der Orgel, der mit seinem Spiel beinahe die gesamte Aufmerksamkeit auf sich zieht und das Album in die Nähe solcher Werke wie ´Let ´Em Roll´ von BIG JOHN PATTON rückt. Den guten Ton gibt aber selbstverständlich Lou Donaldson an.
Die Eröffnung ´Midnight Creeper´ ist ein in jenen Tagen inflationär auftauchender Boogaloo und lässt schon nach den ersten Tönen keinen Hörer mehr los. Lou Donaldson gibt die Melodie am Altsaxophon vor und Lonnie Smith antwortet im Akkord an der Orgel. Das erste Solo darf jedoch George Benson an der Gitarre zum Besten geben, bevor Blue Mitchell solistisch seine Trompete entlädt und Lonnie Smith seine Orgel malträtiert. Noch flotter spielt ein tonangebender Lonnie Smith an den Orgeltasten mit ´Love Power´ zum fröhlichen Tanz auf. In der fast achtminütigen Komposition kommen natürlich ebenso die Bläser und der einsame Saitensolist zu ihrem Recht.
Selbst in der gängigen Ballade ´Elizabeth´, die in der Mitte des Werkes von Lou Donaldson angeführt wird, bleibt noch ausreichend Raum für Lonnie Smith und George Benson an Orgel und Gitarre. Das beinahe zehnminütige ´Bag Of Jewels´ wird dagegen zum wiederholten Male von Lonnie Smith an den Orgeltasten dominiert, ohne Solo-Vorträge von Blue Mitchell, George Benson und Lou Donaldson, an Trompete, Gitarre und Altsaxophon zu vernachlässigen. Zum letzten legendären Swing in ´Dapper Dan´ laden insbesondere Lou Donaldson und Lonnie Smith ein und bringen alle Hörer aufs Neue in Verzückung.
Wahrscheinlich wäre im direkten Vergleich ein ´Blues Walk´ das bessere und kreativere Werk, doch bereits die unwiderstehlichen Äußerlichkeiten lassen ´Midnight Creeper´ in Windeseile zur absoluten Lieblingsscheibe eines Lou Donaldson werden.
(Klassiker)
´Midnight Creeper´ erscheint in der „Tone Poet Vinyl“-Reihe, in einer erneut schwer zu übertreffenden Neuauflage und Pressung, d.h. audiophiles, rein analoges Mastering durch Kevin Gray von den Original-Analogbändern, eine flache und extrem leise 180g-Vinyl-Pressung durch RTI und ein mega-dickes, glänzendes Gatefold-Cover.
Lou Donaldson – Altsaxophon
Blue Mitchell – Trompete
Lonnie Smith – Orgel
George Benson – Gitarre
Idris Muhammad – Drums
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