THE BATHERS – Sirenesque
~ 2023 (Last Night from Glasgow) – Stil: Chamber Pop ~
2016 überraschte Singer-Songwriter Chris Thomson mit dem Comeback seines langjährigen Projekts THE BATHERS und beglückte die Anhängerschaft 2022 sogar mit einem Longplayer namens ´Summer Lightning´, der sich Raritäten aus ihrem Debüt und weiteren Songüberarbeitungen widmete.
2023 sorgt die schottische Band mit der nächsten Langrille ´Sirenesque´ und endlich neuen Kompositionen sogar für echte Freudensprünge. Denn ein jeder hat doch von dieser erlesenen Chamber-Pop-Band solch Meisterwerke wie etwa ´Sunpowder´ aus 1995 in seiner Plattensammlung stehen und freut sich dementsprechend auf neue Wundertaten.
Doch selbst wenn die 1986 gegründete Gruppe mit ihrem neuesten Werk abermals nicht aus ihrem Versteck des ewigen Geheimtipps heraustreten sollte, wird sich eine eingeschworene Hörerschaft nicht nur in den kommenden Monaten mit ´Sirenesque´ zu langen und intensiven Hörstunden zurückziehen.
Schließlich hat der nie alternde Crooner Chris Thomson in den vergangenen beiden Dekaden nicht nur seine Kinder großgezogen, sondern die großen emotionalen und romantischen Gefühle seiner Musik wiederentdeckt. Vom ersten Ton an schiebt ´Sirenesque´ jedweden Zweifel hinsichtlich der Sinnhaftigkeit und der Qualität des Comebacks sofort beiseite.
Ein wahres Meisterwerk voller in der Dunkelheit strahlender Melodien erwartet den musikalischen Feinschmecker. Berauschende Saiteninstrumente und unbefleckte Chorgesänge bilden das Rampenlicht für Chris Thomsons zarte, theatralische und zugleich heiser gereifte Stimme, die sogar Freunde von Scott Walker bis David Bowie betören wird. Verschwenderisch instrumentierte Songs, bisweilen gar sinfonisch, ohne einen Ton zu viel zu spielen, verweigern sich regulären Songstrukturen und Songlängen. Während die Instrumente, oftmals samt dem Scottish Session Orchestra, die Tonfolgen in die Wolken malen, erweckt Chris Thomson mit seinen romantischen Texten entsprechende Bilder am Himmel.
Mit Vogelgezwitscher zum Klavierspiel beginnen sich erste Bilder in der kleinen Eröffnung ´Culzean´ zusammenzusetzen. Zum Klavier treten im achtminütigen ´Sirenesque´ alle anderen Instrumente hinzu, sanft aufwallend in Verbindung mit dem Scottish Session Orchestra. Als Vorspiel zu den längeren, opulente Bilder malenden Kompositionen sind allerdings ebenso kurze Stücke wie ´Late Night Conversations´, ´A Map Of Venice´ oder das bewegende ´On The Road To The Isles´ essentiell.
In ´Garlands´ schwebt ein himmlisch sanfter Chor mit ins Bild. In ´Locomotion Is Easy´ berühren die sinnenfreudigen Melodienfolgen ausnahmslos und in ´Lost Bravado´ endgültig die Himmelstore. Diese Melodien sind schier zeitlos.
Nicht erst das Prague Philharmonic Orchestra erwärmt in ´Feathers, Books And Lace´ Herz und Seele. Voller Erhabenheit ertönt die sinfonische Grazie in ´Welcome To Bellevue´ in Verbindung mit den Gitarren und findet in ´She Rose Through The Isles´ den abschließenden, farbenreichen Himmel voller Geigen.
Das Feuer der wahren Sentimentalität ist wieder erwacht.
(9 Punkte)
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