PHAROAH SANDERS – Black Unity
~ 1971/2023 (Verve/Verve By Request) – Stil: Avantgarde Jazz ~
Der US-amerikanische Jazz-Saxofonist Pharoah Sanders war einer der größten Tenorspieler auf Erden. In seinen bahnbrechenden Entwicklungsphasen innerhalb des Free Jazz und Spiritual Jazz kreierte er auch die längsten Kompositionen wie ´The Creator Has A Master Plan´ und ´Black Unity´. Viele Kompositionen aus seinen Werken erreichten Songlängen von zwanzig Minuten, wie etwa ´Love Is Everywhere´, ´Elevation´, ´Summun, Bukmun, Umyun´ oder ´Sun In Aquarius´. Daher müssen nicht nur in dieser Hinsicht die Studioalben ´Karma´ (1969) und ´Black Unity´ (1971) zu seinen Meisterwerken gezählt werden.
Am 24. November 1971 nahm Pharoah Sanders mit seinen Mitstreitern den einen und über 37-minütigen Song ´Black Unity´ auf, der bereits am 8. Dezember 1971 als Vinyl-Scheibe unter demselben Titel ´Black Unity´ veröffentlicht wurde.
Aktuell wird ´Black Unity´ in der “Verve By Request”-Serie auf audiophilem 180g-Vinyl wiederveröffentlicht. “Verve By Request” ist eine Zusammenarbeit zwischen “Verve” und “Third Man Records” zur Wiederbelebung seltener Juwelen und stark nachgefragter Jazz-Alben in Form von Neuauflagen. ´Black Unity´ wurde remastert, in Detroit bei “Third Man” gepresst und erscheint in einem recht dünnen Gatefold Sleeve.
Pharoah Sanders beschwört auf ´Black Unity´ die Einheit schwarzer Menschen, er propagandiert regelrecht die Notwendigkeit der Einheit aller schwarzen Menschen, jedoch nicht in demselben Verständnis der Gesamtheit aller heutigen People Of Color. Für Pharoah Sanders war der passende Moment bereits im Jahre 1971 gekommen. Schwarze Musik sei die Ausdrucksweise des Lebens schwarzer Menschen. Dennoch widersprach er gleichzeitig entschieden der Kategorisierung von Musik, denn Musik sei eine universelle Sprache, die alle verstehen. Gleichwohl werden diese universellen Schwingungen auf ´Black Unity´ zu schwarzer Musik, weil sie afrikanische Trommeln, Shaker, Glocken, Congas und Kuhglocken miteinbeziehen.
´Black Unity´ sonnt sich fortwährend, über seine gesamte Improvisationslänge in einem schnellen Groove aus allerlei Schlagwerkzeug und Percussions, schließlich sind zwei Schlagzeuger, zwei Bassisten und ein Percussionist anwesend. Klavier und der Bass selbst sind allerdings ebenfalls äußerst präsent, ehe Pharoah Sanders mit seinem Saxofon einschreitet. Die Klaviertasten schlagen und die Trommeln hämmern unentwegt, in ständiger Weiterentwicklung, doch das Saxofon suhlt sich in der Melodie und treibt sein Spiel vermehrt in schiere Hysterie. Es atmet, es schreit, es jault und es hyperventiliert, einmal sogar derart gefährlich wie zwei aufeinander zukommende Blechlawinen.
Selbst in der zweiten Hälfte ist das Klavier zu den geschlagenen, geklopften, geklöppelten und geschüttelten Rhythmen auffallend regsam. Der Bass tritt jedoch ebenfalls beachtlich hervor und plädiert über einen langen Zeitraum für sein eigenes Treiben. Wenn freilich das Saxofon wiederholt sanft hinzutritt, wissen alle Beteiligten nochmals wo oben und unten ist, so dass ein kurzer, aufbrandender Applaus diesen hypnotischen Groove unter Anwendung von afrikanischer und lateinamerikanischer Musik zum Abschluss dieses afrikanischen Stammesrituals ehrerbietig würdigt.
´Black Unity´ bündelt die Kraft von Musik, von universeller Musik. Aus der rohen Improvisation heraus entsteht eine hypnotische, eine geradezu außerweltliche Stimmung. ´Black Unity´ bündelt die Energie von Musik, die Emotionen von Musik. ´Black Unity´ ist universelle Musik.
(Klassiker)
Pharoah Sanders – Sopran-/Tenorssaxofon, Balafon
Marvin “Hannibal” Peterson – Trompete
Carlos Garnett – Flöte, Tenorsaxofon
Joe Bonner – Piano
Stanley Clarke, Cecil McBee – Bass
Norman Connors, Billy Hart — Drums
Lawrence Killian – Congas, Balafon, Percussion
https://www.facebook.com/PharoahSanders