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BETTY DAVIS – Betty Davis

~ 1973/2023 (Light In The Attic) – Stil: Funk Rock ~


Die bezauberndste und kompromissloseste Musikerin der Sechziger- und Siebzigerjahre war Betty Davis. Sie mochte ihren Erfolg auch nicht auf persönliche Beziehungen zu berühmten und einflussreichen Persönlichkeiten gründen.

Weder aufgrund ihrer einjährigen Ehe mit Miles Davis. Den damals 42-jährigen Jazz-Musiker heirate sie mit 24 Jahren und führte ihn in die elektrisierte und psychedelische Rockwelt ein. Sie machte ihn mit der Musik von Hendrix, Santana und Sly Stone vertraut. Bevor sie sich aufgrund seines gewalttätigen Temperaments von ihm trennte, beeinflusste sie ihn mit ihrer Kreativität noch immens, ´Bitches Brew´ wollte er ursprünglich ´Witches Brew´ nennen. Die gemeinsamen Aufnahmen mit Weltklasse-Musikern kamen zudem erst 50 Jahre später unter dem Titel ´The Columbia Years 1968-1969´ an die Öffentlichkeit.

Weder aufgrund ihrer kurzen Affäre mit Eric Clapton zu Beginn der Siebzigerjahre, der besonders ihre Geschichten über die 1920er Blues-Platten ihrer Großmutter in North Carolina liebte. Weder nahm sie den Künstlervertrag mit dem Plattenlabel der COMMODORES an, denn diese hatten mit Bettys Liedern einen Plattenvertrag erhalten, und zog ihre zur Verfügung gestellten Lieder wieder zurück, da sie die Rechte an diesen behalten wollte, noch unterschrieb sie einen in London bei der EMI, den sie mithilfe von Marc Bolan und dessen Frau hätte ergattern können, aus denselben Gründen.

Denn die in einer Großfamilie in North Carolina aufgewachsene Künstlerin hatte schon viel erlebt. Mit zwölf Jahren schrieb sie ihr erstes Lied, mit siebzehn Jahren zog sie von Pittsburgh nach New York und eröffnete einen privaten Nachtclub. Mit 20 Jahren veröffentlichte sie ihre erste Single, mit Hugh Masekela an der Westküste ihre zweite.

In New York lernte sie Miles Davis kennen, in London Eric Clapton, doch erst in der Bay Area von San Francisco begann sich ihre eigene Musikkarriere zum Positiven zu entwickeln. Beim Label “Just Sunshine” des Woodstock Organisators behielt sie endlich die vollständige künstlerische Kontrolle und Freiheit. Mit dem Schlagzeuger Greg Errico von SLY & THE FAMILY STONE konnte sie sogar eine All-Star-Combo aus Funk-, Psychedelic Rock- und R&B-Musikern zusammenstellen.

 

 

Die Gitarren sollten sich Neal Schon (SANTANA, JOURNEY) und Doug Rodrigues (THE VOICES OF EAST HARLEM, MANDRILL, SANTANA) teilen, als Bassist stieß Larry Graham (SLY & THE FAMILY STONE, GRAHAM CENTRAL STATION), als Organist Hershall Kennedy (GRAHAM CENTRAL STATION) und als Pianist Merl Sanders (Jerry Garcia and the GRATEFUL DEAD) hinzu. Außerdem engagierte Betty Davis starke Frauen für die Background-Gesänge, etwa Patryce Banks (GRAHAM CENTRAL STATION), Kathi McDonald (BIG BROTHER & THE HOLDING COMPANY), Sylvester, Annie Sampson und die POINTER SISTERS.

Betty Davis war bei den zwischen 1972 und 1973 erfolgten Aufnahmen garantiert nicht auf der Suche nach der großen Melodie, die Gitarren wogen schwer und die Percussions legten den Groove für den maßlosen Funk fest. Niemand vor ihr hatte so gesungen und solche Musik gespielt, eine rohe, harte und sexy Mischung aus Blues, Funk und Rock. Sie ging ihren eigenen Weg, den noch niemand genommen hatte. Sie war innovativ und für die Welt der frühen Siebzigerjahre schockierend, gestatteten doch selbst ihre Texte eine kompromisslose Sicht auf die Sexualität. Daher bekam sie auch nur negative und eine denunzierende Presse, derweil sie die gesamte konservative und kontrollierte Musikindustrie aufrüttelte.

Ihr 1973 veröffentlichtes Debüt ´Betty Davis´ wurde eine vollkommen verrückte und aggressive Funk-Platte. Dass der Wahnsinn in all seinen Eigenwilligkeiten, mit der Betty Davis ihre Lieder einsang und einschrie, ein stimmiges Soundbild ergab, ist gleichsam den auserlesenen Mitmusikern und Mitmusikerinnen zu verdanken. Das frenetische ´Ooh Yeah´ wurde etwa durch Neal Schons psychedelische Gitarre geschmückt und das mitreißende ´Game Is My Middle Name´ ebenso durch den Response-Gesang der POINTER SISTERS und Sylvester. Betty Davis gab sich in ´If I’m In Luck I Might Get Picked Up´ als der Männer lockende Funk-Vamp, sprach sich in ´Your Man My Man´ freizügig gegen die Eifersucht unter Frauen aus und hatte mit dem ´Anti Love Song´ die passende Bad-Girl-Hymne komponiert. Als Hommage an die Freundin von Jimi Hendrix, Devon Wilson, die unter Drogeneinfluss aus einem Fenster des Chelsea Hotels in New York stürzte, konnte hingegen ´Steppin’ In Her I. Miller Shoes´ betrachtet werden.

Betty Davis war eine enorm starke Frau, sie war mehr als nur Model, Songwriterin und Produzentin. Sie war vor allem ihrer Zeit weit voraus. Denn ihr später Ruhm war weitaus größer als ihre Erfolge in den Siebzigerjahren. Sie ebnete allerdings den Weg für alle selbstbestimmten Musikerinnen nach ihr.  Heute darf sie als echte Pionierin und Ikone gefeiert werden.

(That’s Kult)

 

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