KHANATE – Things Viral
~ 2003/2023 (Sacred Bones) – Stil: Drone Metal/Doom/Sludge/Experimental ~
Neben ihrem selbstbetitelten Debütalbum von 2001 haben „Sacred Bones“ parallel dazu auch das Nachfolgewerk ´Things Viral´ der aus Manhattan stammenden Noise-Destruktionisten KHANATE nun wiederveröffentlicht. Anders als die ohrenbetäubende Kakophonie auf ´Khanate´, ist ´Things Viral´ vergleichsweise sauber und weniger schwerfällig, und es bietet eine ganz neue Art an erdrückender Folter.
Stephen O’Malleys sich wiederholende, laudanumfarbene AC/DC-Riffs klingen hier wie ausgebrannte Kirchenglocken, und James Plotkins tiefer Bass wirkt phasenweise wie ein Subwoofer, der das laute Stöhnen eines masturbierenden Wals imitiert.
Dabei erstrecken sich die Zwischenräume zwischen den Noten wie bis zum Horizont, und Sänger Alan Dubin stößt dazu das von ihm gewohnte gequälte Gejammer aus. In den rund 20 Minuten von ´Commuted´ etwa dämmt die eisige Agonie von Dubins Organ den bedrohlichen Strom völliger und unwandelbarer Verzweiflung ein, und seine zurückgezogenen Stimmeffekte in ´Fields´ vermitteln gar das Flair von unheimlichen Horrorfilmen der B-Kategorie.
´Too Close Enough To Touch´ hingegen bietet viel schädeldurchdringendes Feedback, und die Songs wirken vor allem hier wie einer ewigen Hungersnot melodischer Entbehrungen ausgesetzt.
Mit einer Stunde Musik, aufgeteilt auf nur vier Tracks, ist das Tempo sogar noch langsamer und düsterer als auf ihrem selbstbetitelten Debüt, und es zwingt einen dazu, jeden Oberton in O’Malleys Gitarre und jeden Riss in Dubins Kehlkopf zu betrachten. Es erinnert an einige Geschichten aus Romanen, die durch einen langwierigen Prozess führen, wie das Graben einer autogroßen Grube in der sengenden Wüstensonne oder das Kriechen um den Sims eines Bürogebäudes. KHANATE verfügen über die Fähigkeit, eine Handlung so detailliert abzubilden, dass man sich langsam von seinem Platz gedrängt fühlt.
´Things Viral´ ist jedenfalls extrem genug, um Leute anzusprechen, die kein allzu großes Interesse an Metal haben, und KHANATE kreuzen hier die Stammbäume mit Noise-/Drone-Art-Bands wie BURNING WITCH und SUNN O))), oder liefern heftigen Sludge im Stil von WEEDEATER bzw. die Noise Rock-Attacken von BLIND IDIOT GOD. Ein Album, das sich unnachgiebig durch die Tiefen kämpft – und sich in aller Stille ganz und gar erschöpft.
(8,5 Punkte)