MARION BROWN – Gesprächsfetzen & In Sommerhausen
~ 1968/1969/2023 (MiG Music) – Stil: Free Jazz ~
Der US-amerikanische Jazz-Altsaxophonist Marion Brown war auch Schriftsteller und Ethnomusikologe.
In den Sechzigerjahren strahlte sein Stern besonders an der Seite von John Coltrane, denn die New Yorker Avantgarde-Jazz-Szene war seine Heimat. Er hatte am “Clark College” in Atlanta Musik studiert und spielte Altsaxophon, Klarinette und Baritonsaxophon. Er traf in seinem jungen Musikerleben auf Ornette Coleman und Archie Shepp, Sun Ra, Pharaoh Sanders, Paul Bley und Rashied Ali. 1965 war er sogar bei den Aufnahmen zu John Coltranes legendärem Werk ´Ascension´ involviert und gründete alsbald das MARION BROWN QUARTET.
Nach Europa zog er 1967 für drei Jahre, hielt sich in Frankreich, Holland und Deutschland auf. Dort freundete er sich mit dem deutschen Jazzmusiker Gunter Hampel an. Gemeinsam spielten sie mit Steve McCall, Barre Phillips und Ambrose Jackson den Soundtrack für Marcel Camus’ “Le Temps Fou” ein.
Gunter Hampel und Marion Brown produzierten auch zwei weitere Werke unisono. Am 20. September 1968 wurde am “Modernen Theater” in München das Live-Album ´Gesprächsfetzen´ und am 17. Mai 1969 am “Bayrischen Staatskonservatorium der Musik” in Würzburg das Live-Album ´In Sommerhausen´ aufgenommen. Ersteres nahmen Marion Brown (Altsaxophon) und Gunter Hampel (Vibraphon, Bass-Klarinette) mit Ambrose Jackson (Trompete), Buschi Niebergall (Bass) und Steve McCall (Schlagzeug) auf, zweiteres mit Gunter Hampels Lebensgefährtin Jeanne Lee (Gesang, Percussion), Daniel Laloux (Bass, Percussion) und abermals mit Ambrose Jackson (Trompete) sowie Steve McCall (Schlagzeug). Beide Werke werden aktuell via „MiG Music“ auf einem Silberling nochmals verewigt.
Bereits der 15-minütige Titelsong ´Gesprächsfetzen´ auf der einen und der 11-minütige ´Dance No. 1´ auf der anderen Seite sind in ihrer Darstellung und Ausdruckskraft Paradebeispiele für die Avantgarde von Marion Brown. Vibraphon, Percussions und Schlagzeug skizzieren den Schauplatz auf dem sich immer wieder Saxophon und Trompete zeigen, um der gesamten Tollerei eine Melodie zu schenken. Die andere Möglichkeit besteht darin, dass sie den Schauplatz etwa von ´Babudah´ gemeinsam durchqueren, den Schauplatz von ´Malipieros Midnight Theatre´ in einen Zirkusumzug verwandeln, auf dem sich Jeanne Lee in die Höhen hechelt, oder sich Altsaxophonist Marion Brown solistisch in ´Exhibit A´ präsentiert.
Große Gespräche und große Klänge, großes Kino und große Zeiten – mit Marion Brown in deutschen Landen. Essentiell.