THE DAVE BRUBECK QUARTET – Jazz At Oberlin
~ 1953/2023 (Concord/Craft Recordings/Universal) – Stil: Jazz ~
Der US-amerikanische Jazzpianist und Komponist David Warren Brubeck gehörte zu den bemerkenswertesten Repräsentanten des Cool Jazz. Er wurde mit seinem 1959er Studioalbum ´Time Out´ und dem dazugehörigen Evergreen ´Take Five´ weltberühmt, da dieses Werk auch das erste Jazz-Album war, das mehr als eine Millionen Mal über die Ladentheke wanderte.
Das DAVE BRUBECK QUARTET gründete er im Jahre 1951 mit Paul Desmond am Altsaxofon und ließ in der Folge die Welt an seinem Jazz teilhaben, der sich gerne anspruchsvollen rhythmischen Strukturen annahm und diese mit klassischen europäischen Kompositionsschemata in ein Jazz-Format einband.
In der Folge nahm das DAVE BRUBECK QUARTET eine Reihe von Live-Alben auf, im Jahre 1953 ´Jazz At The Blackhawk´, ´Jazz At Oberlin´ und ´Jazz At The College Of The Pacific´.
Das Vorzeigewerk dieser Tage wurde am 2. März 1953 in der “Finney Chapel” am “Oberlin College” in Ohio vom Campus-Radiosender für die Nachwelt festgehalten. Obwohl sich die Musikschule bislang strikt an ihren klassischen Lehrplan hielt und auf dem Campus wenig über Jazz diskutiert wurde, organisierte ein kleiner Kreis von Enthusiasten dieses Konzert mit dem DAVE BRUBECK QUARTET, so dass im Nachgang am Oberlin ein begeisterter College Jazz Club entstand.
Die Veröffentlichung ´Jazz At Oberlin´ wurde in den Fünfzigerjahren auch unter Studenten äußerst populär und Jazz fortan als gesellschaftsfähige Sparte des Musikstudiums anerkannt. Die steigende Akzeptanz unter Studenten war auch auf die Bemühungen von Dave Brubecks Ehefrau Iola zurückzuführen, die hunderte Briefe an Studentenvereinigungen schickte und ihnen für Campus-Konzerte einen Erlösanteil versprach.
Um das DAVE BRUBECK QUARTET in Bestform zu erleben, musste man in den Fünfzigerjahren auf ein College-Konzert gehen oder ´Jazz At Oberlin´ hören. Hier generierten sie ihre musikalische Struktur aus der Improvisation heraus und spielten auf eine völlig gelöste Art und Weise frei und fessellos.
Obwohl die Vorzeichen für den Auftritt am Oberlin im Vorfeld alles anders als gut standen – der Dekan hatte ihnen ein skeptisches Publikum prophezeit, Schlagzeuger Lloyd Davis bekam Fieber und Dave Brubeck einen alten Flügel auf die Bühne hingestellt – schwärmte Dave Brubeck noch Jahrzehnte später von diesem magischen Moment und bescheinigte Paul Desmond seine womöglich beste Live-Performance. Das Publikum, samt Dozenten, war letztlich völlig euphorisch, vielleicht von den Organisatoren des Konzerts unter ihnen angestachelt, da sie schließlich weitere Jazz-Konzerte ausrichten wollten, und spendete immer wieder spontanen Szenen-Applaus.
Während Bassist Ron Crotty und Schlagzeuger Lloyd Davis in aller Gelassenheit auf das Publikum reagierten, ließ sich Dave Brubeck in ´These Foolish Things´ zu einem unerwartet aufgebauten Spielkonstrukt aus Blues, George Gershwin und Béla Bartók mit dekonstruktiven Anschlägen hinreißen. Das gesamte Quartett swingte sich hingegen so leichtfüßig durch ´The Way You Look Tonight´, mit exquisiten Solo-Vorstellungen von Paul Desmond und Dave Brubeck, dass die Zuschauer selbst inmitten des Songs nicht anders konnten, als Beifall zu spenden. Beide wurden nach jedem Solo immer wieder mit Szenen-Applaus bedacht.
In ´How High The Moon´ spielte das gesamte Quartett schwer umjubelt und völlig elektrisiert auf. Besonders das solistische Zusammenspiel zwischen Piano und Altsaxofon, zwischen Dave Brubeck und Paul Desmond bei ´Perdido´ war atemraubend und heiß. Und erst die sanfte Melodie von ´Stardust´ ließ Publikum und Zuhörerschaft in Frieden zurück, obwohl eigentlich der heutige Album-Opener ´The Way You Look Tonight´ die ursprünglich letzte Nummer des gut zweistündigen Konzerts war, von dem auf der Veröffentlichung ´Jazz At Oberlin´ nur 38 Minuten erhalten geblieben sind, und die A- und B-Seite obendrein vertauscht wurden.
Das DAVE BRUBECK QUARTET spielte jedoch mit einem niemals zuvor gekannten Überschwang und Feuer am “Oberlin College” auf und gebar das Meisterwerk ´Jazz At Oberlin´.
(Klassiker)
´Jazz At Oberlin´ erscheint in der von „Craft Recordings“ wiederbelebten Reihe „Original Jazz Classics” auf schwarzem Vinyl, in einer rein analogen AAA-Version frisch aufgelegt, natürlich auf 180g-Vinyl in einem Tip-on Jacket und mit einem coolen OBI-Streifen für den Sammler. Die mehrlagige Innenhülle ist eine antistatische MoFi aus Reispapier. Das Vinyl ist bei RTI produziert und wurde durch Kevin Gray von den Original-Masterbändern erstklassig gemastert.
Dave Brubeck – Piano
Paul Desmond – Altsaxofon
Lloyd Davis – Drums
Ron Crotty – Bass
https://www.facebook.com/DaveBrubeckMusic/
(VÖ: 10.11.2023)