MARGARITA WITCH CULT – Margarita Witch Cult
~ 2023 (Heavy Psyche Sounds) – Stil: Stadium Doom Sludge ~
Das Demo hatte ich die ganze Zeit hier rumliegen, hab mich nur nicht dran erinnert. Erst bei der Show in Hamburg im Hafenklang sah ich Logo und Demo CD und mir dämmerte es.
Was können die beiden Schnurrbärtigen und ihr Drummer mit 7-Tage Bart denn so? Das Demo kam mir als eine Variante des klassischen Doom, nicht der episch geleckten “Slow Power Metal”-Version vor, bei der ich allerdings nicht sicher war, ob mich das noch kickt. Typisch halt, keine neuen Riffs und Melodien oder zumindest neu anmutende. Aber live hatten sie mich. Mehrstimmiger Gesang ist toll. Und das ziehen sie durch.
Drei Briten aus Birmingham sind es, da wird man doch hellhörig. Und so ganz vom SABBATH-Worship konnten sie an dem Abend auch nicht lassen. Auf Platte sind sie wie sie sich mir live präsentierten und es machte umgehend klick! Natürlich zelebrieren sie das Vorhandene, das Bekannte und sie zelebrieren jedes Detail dessen mit einer Inbrunst und Liebe zur Tradition von Doom und 70s Heavy Rock. Sie kriechen aber nicht nur dabei, sondern haben auch flottere Abgehsongs, was Abwechslung reinbringt. Irgendwo ist da was versteckt, wodurch die Platte so einprägsam und eindringlich wird, wodurch sie sich als eindeutig dem MARGARITA WITCH CULT zuzurechnen präsentiert.
Schwer zu sagen, was das ist. Auf den ersten Lauschangriff hört man zerrige Fuzzriffs, leicht monotone und unterdrückt wirkende Gesangslinien. Die Kompositionen haben oberflächlich den gleichen Drive wie ELECTRIC WIZARD, CATHEDRAL, PENTAGRAM, SAINT VITUS, aber man hört nach wenigen Durchläufen, dass hier keine der oben genannten Bands aktiv ist. Die zweistimmigen Gesangslinien und die pechschwarze Seele des Materials, der gute Schuss Humor im Gesamtmix und die Leidenschaft der Band bauen ihr eine eigene kleine Nische.
Sie können einfache und doch herrlich morbide und packende Gesangsmelodien, wie mir auffällt. Im stampfenden Doomkracher ´The Witchfinder Comes´ ist dies besonders deutlich. Sie können fantastische, komplett entfesselte Soli wie im fast punkigen Ausbruch ´Annihilation´, der auch live so ein Hit war. Ihr Spiel ist befreit und energiereich. Das mag es sein.
Inspirationen sind gut, Traditionen sind gut, warum sollten sie auch damit brechen? Ihnen ist das Okkulte zueigen, in ihnen treibt ein kleiner Satan Schabernack. Nicht nur an Halloween. Mir mag im ersten Moment die Ernsthaftigkeit solcher Bands wie PENTAGRAM oder SAINT VITUS gefehlt haben, das Albumcover zu bunt gewesen sein. Alles Käse, die Band regiert auf der Bühne und auf Vinyl.
Ich lass das ganze Jahr die Dämonen und Teufelchen tanzen, da passt diese Musik. Ist sie auch verspielt, so sind die einzelnen Passagen unkompliziert. Riffs, mehr Riffs, Freak Outs und feuriges Solieren auf Basis einer wuchtigen, soliden Rhythmustruppe ist das A und O beim Doom. Mal zähfließend wie kochende Lava, mal furios treibend und extrem schmutzig, den Doom mit dem Punkrock zwangsvermählend. Selbst wenn sie klauen, sie schreiben tolle Songs mit dem Rohmaterial.
Das ist Musik für den geilen Mustang oder Firebird, 70er Modelle, für wildes Heizen über die endlosen Straßen, für eine Dose Billigpils in der Hand und eine Kippe im Mundwinkel. Für brodelnde Atmosphäre in winzigen Punkschuppen, wo der Schweiß von der Decke tropft und das Publikum wie in Trance herumwirbelt.
Sie haben mehrere Hits auf der Platte, die dennoch für den Mainstream zu spröde sind, aber im Untergrund Wogen schlagen werden. Und wann immer sie in diesen Hitsongs die Gitarrensoli in Position bringen und von der Leine lassen, pellt es nicht nur die Restfarbe von den Wänden, sondern Dir gleich die Haut vom Gesicht mit.
Weil sie geil sind, eigentlich 10 von 10. Weil sie unoriginell sind, eigentlich nur 7 von 10. Macht im Querschnitt 8,5.
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