THOMAS GLÖNKLER – Tiefenland
~ 2023 (Weltenblau) – Stil: Artrock ~
Sein junges Ich sitzt an einem klaren See zwischen den Bergen. Es ist seine junge Seele, die das Tiefenland besucht, als kurzer Ausflug oder längerer Aufenthalt. Nichts ist gewiss im Tiefenland, einem Landschaftsstück, das schon ewig in ihm schlummerte. Es ist in uns allen verborgen. Es birgt all unsere Mysterien über Herkunft und Zukunft, eine Welt der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Tiefenland ist deine Seele, die wandert. Wirklich oder unwirklich, greifbar oder ungreifbar, sichtbar oder unsichtbar.
Das Konzeptalbum ´Tiefenland´ schenkt jedem Zuhörer einen Einblick in die bekannte und doch unbekannte Welt. Produziert und komponiert von dem alten Ich dieser Seele, von Thomas Glönkler. Dessen mitteljunge Seele war in den Neunzigerjahren Gitarrist und Songwriter bei der deutschen Progressive Rock-Formation ICU, die bei ihren drei Werken besonders mit ihrem 1995er ´Now And Here´ glänzen konnten. Doch auch hernach lebte sich Thomas Glönkler mit Solo-Werken, ´Auszeit´ (2005) und ´Goldstadt´ (2010), aus. Das aktuell vorliegende Konzeptalbum komponierte und nahm er von 2010 bis 2019 in seinem eigenen “Blue World Studio” auf.
´Tiefenland´ präsentiert sich wie ein langer, sich endlos windender Fluss. Dieser lebt sich zwischen Artpop und Artrock aus, beinhaltet somit ebenso melodischen und sinfonischen Prog Rock, sogar Deutschrock und Pop. Die durchgehend deutschsprachige, von Sänger Alex Hanafi eingesungene und von Thomas Glönkler eingespielte Musik lässt die Spuren des Prog Rock und Neo Prog hinter sich, breitet sich langsam in epischer Breite aus, geradezu cineastisch. Erst mit Akustikgitarre und Klavier, gar kurz mit Kinderchor (´Nichts ist vorbei´), und wandert Hand in Hand Richtung Tiefenland.
Äußerst melancholisch schwingen die Wellen über die akustischen Saiten dem Hörer entgegen, ehe ein E-Gitarren-Solo einsteigt (´Bis zum Himmel´). Die Uhr tickt, für die Seele eines jeden, ein sanftes Saxofon unterstreicht dabei immer wieder die jeweilige Situation in einem Artrock epischer Länge, der auch aus seiner Komfortzone ausbricht (´Tiefenland´). Es brodeln selbst die Kräfte des Independent Rock alsbald empor (´Verloren´), während die Stimme in den schönsten Höhen des Progressive Rock fleht.
Neben dem Saxofon (´Die Stille nach dem Schrei´, Teil 3) zeigt sich obendrein ein Mundharmonika-Solo (´Die Stille nach dem Schrei´, Teil 1) und eine beinahe nach einer berühmten irischen Rockband tönende Gitarre (´Die Stille nach dem Schrei´, Teil 3). Es wird Spieluhr fröhlich (´Kleine Seele´), rockig im Sinne des deutschen Indie Rock (´Frei sehn´, Teil 2) und episch-progressiv im Sinne einer britischen Prog Rock-Band in deren zweiten, artrockigen Karriereabschnitt mit zweitem Sänger (´Schattenland´, Teil 2), ehe der progressive und epische Ansatz mit der Unterstützung des Kinderchors der Schlehengäuschule Gechingen seinen großen Höhepunkt findet (´Schattenland´, Teil 4).
Das Ich sitzt indes allein im ´Tiefenland´ am Bergsee. Die Nacht ist klar, die Seele rein. Bald werden sich noch weitere Seelen hinzugesellen, vor allem solche, die mit NULL, TRAUMHAUS und MARILLION bereits in Berührung gekommen sind. Am Ende aller Tage handelt es sich bei ´Tiefenland´ schließlich um ein echtes Gesamtkunstwerk.
(9 Punkte)
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