MIKE DONOVAN – Meets The Mighty Flashlight
~ 2023 (Drag City) – Stil: Folk Pop/Art Punk/Lo-Fi Rock/Experimental ~
Mike Donovan, mittlerweile ein Veteran der Musikszene in San Francisco, war Frontmann der Garage Rock-/Psychedelic-Bands SIC ALPS und THE PEACERS, leitete mehrere Plattenlabels und veröffentlichte einige Soloalben. Mike Fellows aus Washington D.C., auch bekannt als „Mighty Torch“, debütierte als Bassist bei der berüchtigten Emo-HC-Band RITES OF SPRING und kooperierte bereits mit zahlreichen anderen „Drag City“-Acts, unter anderem den SILVER JEWS, ROYAL TRUX und Will Oldham, wo er sowohl bei einigen Alben mitwirkte als auch bei Live-Auftritten unterstützte. Er veröffentlichte 2002 auch ein Soloalbum mit dem Titel ´Miighty Torch´, eine verrückte Country-Extravaganz, die wohl das Seltsamste ist, das das aufgelöste Post Hardcore-Label „Jade Tree“ jemals veröffentlicht hat.
Der Albumtitel ´Meets The Mighty Flashlight´ speist sich nun aus der ersten Zusammenarbeit/-kunft von Donovan und Fellows, und die Zwei-Mike-Kombination verleiht dem vierten offiziellen Soloalbum des Kaliforniers eine ganz besondere Note, indem es Folk Pop in die traditionellen Gewässer des Rock´n´Roll tränkt und dabei eine Vielzahl von After-Punk-Klangsieben durchläuft, natürlich nach wie vor alles absolut lo-fi.
Die beiden beschreiten hier bevorzugt eine besondere Dichte an stumpfen Winkeln, die mit süßem und heißem Lärm kollidieren, ein Arrangement, das Donovan im Laufe seiner Karriere geradezu perfektioniert hat.
Fellows folgt ihm dabei über jede Linkskurve hinweg und entfesselt klappernde Beats, benommenes Geklimper, schrilles Pfeifen und weitere exzentrische Ausschweifungen, und man spürt hier deutlich, dass beide Künstler bevorzugt im Schutt der Gegenwartskultur der 60er-Jahre wühlen und sich dabei auf ganz besondere Weise amüsieren.
Gleich mehrere Songs beginnen zwar mit vertrauten Folk Pop-Melodien und eher konventioneller Struktur, wie ´Whistledown´ beispielsweise, aber vertraute Wegweiser werden schon bald durcheinandergebracht, abgeschüttelt und unter einer aus dem Gleichgewicht geratenen, baufälligen Instrumentierung begraben. Das Ergebnis ist sowohl panoramisch als auch ein wenig klaustrophobisch, als wäre man in einem Kaleidoskop gefangen.
Es ist ein zerklüftetes Klangreich der Verse, und Fellows` spezielle Art von Stereo-Imagination verleiht Donovans rauchiger Unterwelt zusätzliche Schärfentiefe, lässt aber dennoch zu, dass alle eigenwilligen Details innerhalb der Arrangements als Ganzes zusammenlaufen.
Die beiden Exzentriker bringen hier jedenfalls alles zusammen, ob Art Punk, Top-40-Pop, Honkytonk-Romantik, grenzwertigen Chamber-Folk oder Psychedelia – und die Fülle an Klängen und Melodien ist sowohl eigensinnig und kompakt, wie eine ewige Jukebox des Geistes.
(8 Punkte)
https://www.facebook.com/dragcityrecords
Pic: Laurel Donovan