JACKIE McLEAN – Demon’s Dance
~ 1970/2023 (Blue Note) – Stil: Jazz ~
Der US-amerikanische Jazz-Altsaxofonist John Lenwood „Jackie“ McLean spielte bereits in der High School mit späteren Jazz-Größen wie Sonny Rollins zusammen und bekam nachbarschaftliche Hilfestellungen von Thelonious Monk und Charlie Parker. Im jungen Alter von 20 Jahren gehörte Jackie gar zu den Studio-Musikern von Miles Davis’ 1951er Werk ´Dig´, zu denen von Charles Mingus im Alter von 25 Jahren und von ART BLAKEY AND THE JAZZ MESSENGERS ein weiteres Jahr später.
Sein Debütalbum als Bandleader konnte Jackie McLean 1955 mit ´Presenting… Jackie McLean´ veröffentlichen. Seine musikalische Ausdrucksform entwickelte sich jedoch über die folgenden Jahrzehnte vom Hard Bop zum Modal Jazz. Mit seinem 1962er Studioalbum ´Let Freedom Ring´ schien er bei seiner Suche nach seinem Sound, einem freien Jazz angekommen zu sein.
Bei seinem 21. Studioalbum und letzten für sein langjähriges Label “Blue Note” blieb der avantgardistische Ansatz jedoch etwas außen vor. Bereits am 22. Dezember 1967 nahm er ´Demon’s Dance´ in den “Van Gelder Studios”, Englewood Cliffs, New Jersey, mit Trompeter Woody Shaw, Pianist LaMont Johnson, Bassist Scotty Holt und Schlagzeuger Jack DeJohnette auf, das allerdings erst im Oktober 1970 an die Öffentlichkeit gelangen sollte.
Für das großartig surrealistische Cover-Artwork von ´Demon’s Dance´ konnte in der Zwischenzeit bis zur Veröffentlichung ein Bild des deutsch-französischen Malers Mati Klarwein gefunden werden. Dessen andere Werke gelangten gleichsam bei ´Bitches Brew´ von Miles Davis und ´Abraxas´ von SANTANA zu Weltruhm.
Mit der Veröffentlichung von ´Demon’s Dance´ endete jedoch, nach einschneidenden Veränderungen bei seinem Label, das Ende einer großen Ära. Jackie McLean sollte erst fünf Jahre später wieder mit Studio-Aufnahmen beginnen.
Für die Produktion von ´Demon’s Dance´ holte der unheimlich talentierte Bandleader Jackie McLean freilich nochmals den ebenfalls das Album prägenden Pianisten LaMont Johnson und den Bassisten Scotty Holt ins Studio. Seine anderen beiden Mitmusiker sollten erst in den Siebzigerjahren zur Riege weltbekannter Künstler aufsteigen, obwohl Trompeter Woody Shaw schon mit Eric Dolphy und Larry Young aufgenommen hatte sowie Schlagzeuger Jack DeJohnette Mitglied der Band von Charles Lloyd war und in der Folge mit Miles Davis und Bill Evans spielen sollte.
Dieses Quintett zelebriert den ´Demon’s Dance´ als würde es schon immer gemeinsam musizieren. Jackie McLean präsentiert sich immer noch als einer der großen Altsaxofonisten, der junge Woody Shaw mit Hingabe und Feuer im Blut sowie Jack DeJohnette mit einer kapitalen Entschiedenheit. Besonders Woody Shaw und LaMont Johnson hinterlassen ihre Markenzeichen. Obwohl die sechs Kompositionen im Gegensatz zu den Vorgänger-Alben mit keinen neuerlichen Innovationen aufwarten, überzeugt Jackie McLeans geregelter Post Bop an allen Ecken.
Der Titelsong ´Demon’s Dance´ stürzt sich mit Scotty Holt und LaMont Johnson samt Woody Shaw in den Dämonentanz. Jackie McLean scheint dabei an allen Ecken einen neuen Ansatz finden zu wollen und selbst LaMont Johnson kann sich solistisch austoben. Gleich mehrere Tonfolgen haften teuflisch im Ohr.
Das außergewöhnliche Zusammenspiel von Bass und Piano, von Scotty Holt und LaMont Johnson, bleibt gleichermaßen in der von Jackie McLean tonangebenden Ballade ´Toyland´ nicht ungehört. Die erste Komposition von Woody Shaw, ´Boo Ann’s Grand´, ist seiner Ehefrau Betty-Ann gewidmet und swingt dagegen bei aller Rasanz besonders geschmackvoll, samt solistischen Klavier-, Bass- und Schlagzeug-Vorstellungen, während seine zweite Komposition ´Sweet Love Of Mine´ mit einem Latin-Einschlag aufwartet und LaMont Johnson, Jackie McLean als auch Woody Shaw bei dieser wunderschönen Melodie nochmals solistisch betören dürfen.
Von Neuem geht sodann ´Floogeh´ im Stile des späten Hard Bop auf und legt dazu selbstverständlich ein feuriges Tempo vor. Die hierzu passende Ballade steuert zum Abschluss Cal Masseys Song ´Message From Trane´ dem Album bei. Als bluesige Hommage an den wenige Monate vor den Aufnahmen verstorbenen John Coltrane bleibt dieser Melodienreigen samt abermaligem, finalem Klavier- und Schlagzeugsolo ebenfalls nicht ungehört.
(Klassiker)
´Demon’s Dance´ erscheint in der „Tone Poet Vinyl“-Reihe, in einer normalerweise schwer zu übertreffenden Neuauflage und Pressung, d.h. audiophiles, rein analoges Mastering von den Original-Analogbändern, aber diesmal vorliegend in einer leider leicht welligen 180g-Vinyl-Pressung samt einem mega-dicken, glänzenden Gatefold-Cover.
Jackie McLean – Alt-Saxofon
Woody Shaw – Trompete, Flügelhorn
LaMont Johnson – Piano
Scotty Holt – Bass
Jack DeJohnette – Drums