DOKKEN – Heaven Comes Down

Jürgen Tschamler14. Oktober 2023

~ 2023 (Silver Lining Music) – Stil: Hard Rock ~

Wir haben es alle gesehen und vor allem gehört. Diese schrecklichen geradezu peinlichen Videos. Die letzten Jahre auf Youtube, wo ein krächzender, stimmlich als totales Wrack agierender Don Dokken live performed. Es hat geschmerzt. Und man hatte Mitleid. Man war peinlich berührt beim Schauen/Hören dieser Live-Videos, die den Untergang eines einst großartigen Sängers und Musikers sekundengenau dokumentierte. Man konnte nur hoffen, dass eine gewisse Selbsterkenntnis Dokkens dazu führt, dass er seine Karriere letztendlich beendet, dass sein Status nicht noch mehr sinkt. Pustekuchen. Ein neues Album wurde angekündigt.

´Heaven Comes Down´, das dreizehnte Studioalbum, des nach New Mexiko übergesiedelten Don Dokken gefällt schon beim ersten Durchgang. Uff. Selbst geschockt. Voller Vorurteile ging ich an das Album ran. Gut, man muss einiges ausblenden, gerade die erwähnten Live-Videos vom laufenden Jahr. Im Studio ist heutzutage alles möglich und so klingt Mr. Dokken überraschend gut. Der Technik sein Dank. Ist das nun gut oder schlecht? Beides würde ich sagen. Zum einen verfälscht es die stimmliche Realität, was sich spätestens bei zukünftigen Live-Shows nicht mehr wegdiskutieren lässt, anderseits bekommen die Fans eine neue Platte die klasse DOKKEN-Songs beinhaltet, mit einem Gesang, der überaus Charme besitzt und mit dem man heutzutage als DOKKEN-Fan leben kann. Allerdings ist die Fake-Komponente in Sachen Stimme auszublenden, wie schon erwähnt.

Mit seinem neuen Line-up trifft Don Dokken satt den alten Groove und auch viele Trademarks früher Alben und dennoch hat er zwanghaft nicht seine alten Erfolgsgeschichten kopiert. Die erste Song-Auskoppelung des neuen Albums war ja ´Fugitive´, mit sehr ausgeprägter Schlagseite zu seinen sehr alten Roots. Eine schöne DOKKEN-Nummer alter Tage. Die beiden folgenden Nummerm ´Gypsy´ und ´Is It Me Or You?´ agieren stilistisch und qualitativ auf dem gleichen Niveau. Keiner der zehn Songs ist als Ausfall zu bezeichnen. In jedem Track lebt der Geist früherer DOKKEN-Tage. Selbst das Album schließende, akustische ´Sante Fe´ hat Ohrwurmpotential. Wobei der Text allerdings der wichtigere Aspekt dieser schönen Nummer darstellt.

´Heaven Comes Down´ ist ein überraschend ansprechendes, sehr gefälliges Album, auch wenn der enorme Technikeinsatz den Gesang massiv unterstützen muss, um eben diesen Gesang hörbar bzw. genießbar zu machen. Man darf jetzt kontrovers dieses Thema diskutieren, aber es gibt wohl kaum gut gealterte Bands, die nicht auf diesen Technikeinsatz verzichten. Die einen mehr, die anderen weniger. Man kann dies Don Dokken übelnehmen, oder schlicht ein gutes Hard Rock-Album konsumieren. Ich halte mich da an letzteres. Und übrigens, das Cover-Artwork ist Hammer.

(7,5 Punkte)