PATRIARCHS IN BLACK – My Veneration
~ 2023 (MDD) – Stil: Metal/Stoner/Doom Metal ~
Nach dem Debüt ´Reach For The Scars´ letztes Jahr stellen sich Metal-Legende und Riffgott Dan Lorenzo (HADES, NON-FICTION) und Drummer Johnny Kelly (DANZIG, TYPE O NEGATIVE) mit ihrem Zweitwerk vor. Wieder ist im Titel ein mehr oder weniger originelles Wortspiel: ´My Veneration´. 13 Songs lange toben sich die beiden mit ihren vielen Gästen aus, die oft Bass spielen und singen (u. a. Sänger Karl Agell – COC, Bassist Dave Neabore von DOG EAT DOG/MUCKY PUP, der Schweizer Sänger Gianni Pontillo und DMC). ´Dead Or Dying´ ist der erwartet harte, aber auch etwas sperrige und vielleicht gerade deshalb spannende Opener. ´Show Them Your Power´ mit SABBATH-Riff ist dann noch deutlich stärker, was auch am ambitionierten Gesang liegt, der die Power-Gitarren-Salven hervorragend ergänzt und den spannenden Titel gesanglich veredelt. Dabei erinnert mich das auch an die 90er und Bands wie ALICE IN CHAINS.
´Lust For Lies´ kommt auch mit doomigen SABBATH-Riffs und Nu Metal-Anleihen. Auch psychedelische Sprengsel sind auszumachen. Sehr schwere Kost – und das nicht nur von den Riffs. BLACK SABBATH, das ist wohl die Band, die vor allem gitarrentechnisch einen großen Einfluß auf die PATRIARCHS IN BLACK hat, allerdings haben sie das SABBATH-Erbe mal mehr, mal weniger sanft in die Gegenwart transferiert. ´Veneration´ hat sogar zunächst ein KING CRIMSON Feeling und manches erinnert hier von der Konsequenz an metallische Dickschädel wie VOIVOD, die sich um Strömungen oder Trends einen feuchten Kehricht gekümmert haben und einfach erfolgreich sie selbst sind und waren. Davon sind PATRIARCHS IN BLACK allerdings noch ein gutes Stückchen entfernt. Denn nicht immer klingen sie so wie bei ´Veneration´, einem der Höhepunkte. Hier kreiert die Band zumindest ansatzweise einen neuen Sound. Recht zugänglich ist ´Non Defectum´, trotz vielen Breaks, Sabbath-Riffs treffen hier Nu Metal, ähnlich auch bei ´Heaven Burn´ oder ´Digital Lies´. Das trifft vor allem gesanglich nicht immer meinen Geschmack, muss es aber auch nicht.
Stark wieder ´My Veneration´. Erinnert zu Beginn stark an die starken TROUBLE. Interessant, abwechslungsreich und melodisch. ´Dead And Gone´ ist fast reiner Doom Stoner Rock mit einem Bass, als wäre Geezer Butler zu Gast und tonnenschweren Riffs. Auch die Orgel darf mal ran, bei dem auch sehr guten ´Crooked Smile´. Zum Schluss gibt es zwei nicht besonders spektakuläre Coverversionen von KISS (´I Stole Your Love´) und BLACK SABBATH (´Hole In The Sky´).
Hoffentlich droht den PATRIARCHS IN BLACK nicht das gleiche Schicksal wie HADES und NON-FICTION: sprich, unter einer eingeschworen Minderheit sind sie Götter, viele andere standen etwas hilflos vor diesen Bands (warum eigentlich?). Was dagegen spricht, ist, dass die PATRIARCHS deutlich zugänglicher als HADES und NON-FICTION sind, aber trotzdem ist das auch nicht gerade easy listening – vor allem durch die große Bandbreite, auch wenn Dan Lorenzos schwere Riffs jederzeit den metallischen Weg vorgeben. Die Sänger befördern durch ihre Unterschiedlichkeit die Songs dann aber in verschiedene Richtungen. Mir gefallen in diesem Fall die melodischen und trotzdem kraftvollen Vocals bei Songs wie ´Show Them Your Power´, ´Veneration´, ´Dead And Gone´ oder ´My Veneration´ besser als die gesanglichen Nu Metal-Attacken. Aber das ist wie immer Geschmackssache. Insgesamt ein Album, das zu Diskussionen anregt und ab und zu vielleicht auch etwas polarisiert. Das ist doch schon ziemlich viel.
(8,25 Punkte)
(VÖ: 12.10.23)