ANIMAL COLLECTIVE – Isn`t It Now?
~ 2023 (Domino) – Stil: Experimental Pop/Psychedelia/Indie Rock ~
Skurril und psychedelisch wie eh und je ist auch das neueste Album der Klangvirtuosen ANIMAL COLLECTIVE, ´Isn’t It Now?´, ihr mit rund 65 Minuten Spieldauer bisher längstes. Das Werk markiert zudem gleich einige jungfräuliche Momente für die experimentellen Rocker, da es ihnen das erste Mal seit über einem Jahrzehnt gelungen ist, zwei aufeinanderfolgende Alben in derselben Besetzung zu präsentieren, bestehend aus Geologist (Brian Weitz), Avey Tare (David Portner) sowie Panda Bear (Noah Lennox) und Deakin (Josh Dibb).
ANIMAL COLLECTIVE sind zweifellos ein Kollektiv, das nicht nur gerne experimentiert und improvisiert, sondern gerade dann am besten zur Geltung kommt, wenn sie die experimentelle Natur ein stückweit zurückgehalten und lediglich leicht verfeinern, sodass am Ende eine noch ausgefallenere Art von Pop daraus entsteht. Manchmal driften sie in Richtungen ab, die entweder verwirrend fehlerhaft sind (´Centipede Hz´) oder um ihrer selbst willen atmosphärisch (´Tangerine Reef´), mit ´Time Skiffs´ vom vergangenen Jahr gelang ihnen jedoch eine Rückkehr zur alten Form, wobei sie sich von einer weit sanfteren Seite zeigten, die durchaus Erinnerungen an ´Merriweather Post Pavilion´ von 2009 hervorrief.
´Isn’t It Now?´ ist nun in vielerlei Hinsicht eine Verfeinerung des Sounds, den die Band auf ´Time Skiffs´ erforscht hat und wirkt in weiten Teilen sogar noch destillierter und raffinierter als sein Vorgänger. Das Album zementiert damit auch weiter, was manche als klare Abkehr von der aggressiveren, experimentellen Arbeit der Band ansehen würden, und es fühlt sich auf eine Weise traditionell an, wie man es von ihnen bis dahin nicht gewohnt war. Anstelle von übermäßig stimulierenden Synthesizern und gesampelten Schreien gibt es hingegen Taktverschiebungen und mehrteilige Songsuiten, wie sie eher durch Improvisation und Jammen entstehen.
Durch das Engagement des Hip Hop- und Jazz-Produzenten Russell Elevado nutzt das Tierkollektiv die elektrischen Gitarren und das Klavier zwar vollends aus, verzichtet jedoch auf die frühere, geschäftigere Instrumentierung. Das Ergebnis ist ein überwiegend gleichmäßiges Tempo, das die Magie der psychedelischen BEATLES, von VELVET UNDERGROUND und manchmal auch FRANK ZAPPA einfängt.
Es ist wieder einmal ein höchst fesselnder Hörgenuss mit einem gewissen Push-and-Pull-Gefühl zu spüren, und auch einige kürzere Stücke wie etwa ´Broke Zodiac´ oder ´All The Clubs Are Broken´ sind dabei auf dem Vormarsch, wohingegen ein Epos wie ´Magicians From Baltimore´ schon eher in Richtung einer Symphonie drängt. Das Mammut-Herzstück ist jedoch das rund 20-minütige ´Defeat´, ein vibrierender Vibes-Check, der das Tempo mit einigen atmosphärischen Lo-Fi-Klanglandschaften erheblich verlangsamt.
Jeder Song auf dem Album hat den gleichen erdigen psychedelischen Einfluss, aber der Ansatz ist bei jedem der Stücke höchst individuell. ´Isn`t It Now?´ ist jedenfalls eine weitere skurrile Sammlung aus dem Tierelabor, und sie erschaffen dabei erneut eine Klangwelt, die sich vollständig geformt und einzigartig anfühlt.
(8,5 Punkte)
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Pic: Hisham Akira Bharoocha