BARONESS – Stone
~ 2023 (Abraxan Hymns) – Stil: Sludge Metal/Stoner/Progressive Rock/Psychedlic ~
BARONESS aus Savannah, Georgia, kehren nach rund vier Jahren Pause mit ihrem mittlerweile sechsten Studioalbum zurück, und es ist zudem das erste Werk der Band, das keine Farbe im Titel trägt. ´Stone´ wurde auf dem Höhepunkt der Pandemie aufgenommen und zeigt Frontmann/Haupt-Songwriter und Gitarrist John Baizley, Gitarristin Gina Gleason, Bassist Nick Jost und Schlagzeuger Sebastian Thomson erstmals in einer wahren Gemeinschaftsleistung, bei der jedes Mitglied zum Songwriting beigetragen hat – eine Aufgabe, die in der Vergangenheit weitgehend auf Baizleys Schultern lastete, und es ist zweifellos eines ihrer bisher unmittelbarsten und dynamischsten Alben überhaupt.
´Stone´ ist vor allem eine echte Meisterleistung in der Studie von Kontrasten, die zwischen düsteren Akustiknummern wie dem PINK FLOYD’schen Psychedelic Folk des Eröffnungssongs ´Embers´ und der wuchtigen Intensität von ´Last Word´ schwankt, das ein tief gestimmtes Stoner-Riff mit Thrash-Akzenten und markigem Gesang kombiniert, und somit eher in der Tradition ihrer Frühwerke steht. Das Stück raubt einem regelrecht den Atem, und der gemeinsame, harmonische Gesang von Baizley und Gleason funktioniert hier wieder einmal genauso prächtig wie schon beim Vorgängeralbum, nur dass Gleason dieses Mal im Mix wesentlich deutlicher hervorsticht.
Beim folgenden ´Beneath The Rose´ kommen dann erstmals auch fette Progressive Rock-Vibes hinzu, und der Song hat das Rankenriffing, das man eher von MASTODON erwarten würde, begleitet von Baizleys gesanglicher Spoken Word-Darbietung im Johnny Cash-Style und untermauert durch knorrige Doppelgitarren-Leads und schnelle Tempowechsel. Der später einsetzende Chor trägt das Stück schließlich inmitten eines Stakkato-Riffs, schwerer Snare und fremdartiger sechssaitiger Texturen fort, wobei Baizleys widerhallender Gesang und seine kryptischen Texte wirklich beeindruckend sind aufgrund der spektralen Qualität. Ein ungemein mutiger Song, der BARONESS mal von einer ganz anderen Seite zeigt, und zudem eines der klaren Highlights des Albums!
´Anodyne´ hingegen gewinnt ohne Zweifel den Preis für den härtesten Song des Albums, der wie eine unheilige Verbindung von METALLICA und QUEENS OF THE STONE AGE wirkt, aber wegen seines ungewöhnlichen Charmes und seiner klangvollen Qualität immer noch die einzigartigen Trademarks von BARONESS besitzt. Gleason glänzt hier nicht nur mit ihren famosen Backing-Vocals und deren wunderschönen Harmonisierung, sondern sie sorgt auch auf der Gitarre zusammen mit Baizley für wunderbare Leads.
Das gesangliche Zusammenspiel von Baizley und Gleason trägt sich jedenfalls über das gesamte Album hinweg, wobei vor allem ihre Gänsehaut-Harmonien in ´The Dirge´ hervorstechen, ein Stück prall an Country-Spiritualität, das uns auch mal eine kurze Pause gönnt. Das in seiner Stimmung ebenfalls ausgelassene ´Bloom´ lässt uns dann später erneut zur Ruhe kommen, eine Nummer im Nick Drake-Stil, die gleichzeitig verspielt und ernst ist und das Album gekonnt abrundet.
Im Vergleich zum 2019er-Werk ´Gold & Grey´ sind der Mix und die Gesamtproduktion in nahezu allen Aspekten viel knackiger und klarer, und vor allem Josts Bass klingt hier großartig, ebenso wie Thomsons Drums, und ihr kombiniertes Können kommt besonders in Songs wie ´Magnolia´ zum Ausdruck, wo beide viel Raum haben, um sich auszutoben.
´Stone´ bietet eine insgesamt andere Version von BARONESS, die etwas ausgefallener und zudem weit experimentierfreudiger ist, und trotz all seiner aggressiven Aspekte ist es auch ein friedliches Album, das den Hörern Trost und Nahrung spendet. Die neue Balance ist ihnen jedenfalls mehr als gelungen!
(9 Punkte)
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Pic: Ebru Yildiz
(VÖ: 15.09.2023)